Homepage

Konzeptidee

Artenlisten

Artenprofile

Naturschutz-Praxis

Chronologie

Links

Buchempfehlungen

Newsletter

Natur-Videos

Fotogalerie

Dank an...

Spiel

Suche

Kontakt & Spende

Hilfe

Impressum


 
 

Blindschleiche - Anguis fragilis (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 06.05.2015


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Kriechtiere (Reptilia)
Ordnung: Schuppenkriechtiere (Squamata)
Unterordnung: Echsen (Sauria)

Fotos (© Axel Steiner (1-2, 4-6), Heinrich Winter (3))
Breckerfeld, Köln (Wahner Heide) (4-6), Alendorf (Eifel) (1-2), Weilerswist (Kottenforst-Ville) (3)


(xxl-Foto)
27.04.2008

(xxl-Foto)
27.04.2008

(xxl-Foto)
25.10.2004
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
19.04.2006

(xxl-Foto)
19.04.2006

(xxl-Foto)
19.04.2006
Besondere Merkmale
Zum deutschen Namen "Blindschleiche" gibt es verschiedene Erklärungsversuche. Einerseits wird vermutet, das der Name von „blenden“ kommt und sich auf die in der Sonne metallisch glänzende Haut der Tiere bezieht.

An anderen Stellen wird dieser Erklärung widersprochen, zumal die Blindschleiche eher bräunlich aussieht. In Wirklichkeit wurde die Blindschleiche früher wohl in der Tat für blind gehalten, wie ihre französische Bezeichnung orvet und der italienische Name orbettino belegen: Beide gehen auf das lateinische Wort orbus = blind zurück. Im klassischen Latein hieß das Tier caecilia, was ebenfalls auf ein "blind" bedeutendes Wort zurückgeht (caecus) (Quelle: Enzyklopädie der populären Irrtümer).

Dass die Blindschleiche ihren Namen den "blinden", also zurückgebildeten Extremitäten verdanke, scheint nicht so naheliegend zu sein.

Fest steht, das die Blindschleiche zwar sehr kleine Augen hat, aber sehr wohl damit sehen kann.

Auf den ersten Blick könnte man die Blindschleiche zu den Schlangen zählen, dennoch gehört sie trotz der fehlenden Beingliedmaßen zu den Eidechsen. Während der Embryonalentwicklung besitzen Blindschleichen-Embryos winzige Reste von Beingliedmaßen, die ihre Verwandschaft zu den Eidechsen verraten.

Merkmale: schlangenförmig gestreckter Körper; glatte, glänzende Schuppen; stumpfschnäuziger Kopf; verschließbare Augen (im Gegensatz zu den Schlangen!) mit rötlichgelber Iris und dunkler Pupille; variable Färbung (mit dunklem Rückenmittelstreifen oder ohne)

Gesamtlänge: 400-450 (-500) mm



 
 

Sehr seltene Aufnahmen einer schwarz gefärbten (= melanistischen) Blindschleiche. Das obere Bild zeigt eine "normal" gefärbte im Vergleich zu einer schwarz ausgefärbten Blindschleiche.
(Fotos © Andreas Koch, Stolberg (Probsteier Wald), 06.05.2015, xxl-Fotos per Bildklick)

Lebensraum
Blindschleichen bevorzugen sonniges bis halbschattiges leicht feuchtes Gelände mit ausgeprägter Boden- und Staudenvegetation. In Laubwäldern mit Moos- und Farnschicht, verrottendem Holz, Mooren, feuchten Wiesen und Parks/Gärten, an Wegsäumen, Waldlichtungen und -rändern, kann man sie ebenfalls finden.

Biologie und Lebensweise
Blindschleichen sind besonders morgens und abends aktiv. Auch nach warmen Regenschauern kommen sie häufig aus ihren Verstecken. Blindschleichen wärmen sich gerne unter von der Sonne beschienenen Holzbrettern oder flachen Steinen auf. Dort kann man sie auch am ehesten finden.

   

   

Blindschleichen gehören offensichtlich nicht zum bevorzugten Beutespektrum von Ringelnattern. Diese friedlichen Ansammlungen beider Species hat Andreas Koch in Stolberg im Juni 2013 unter Schlangenbrettern an verschiedenen Tagen gefunden und fotografiert
(xxl-Fotos per Bildklick)

Die Winterruhe endet je nach Witterung im März/April. Dann erfolgt die Paarung, bei der sich das Männchen im Nacken des Weibchens verbeißt und sein Begattungsorgan, eng an das Weibchen geschmiegt, in die Kloake des Weibchens einführt. Nach 11-13 Wochen werden zwischen Juni und August (-September) 8-12 (-26) lebende Jungtiere geboren (ovovivipar = lebendgebärend). Diese sind bereits 70-90 mm lang. Im Gegensatz zu den eierlegenden (oviparen) Arten sind die Jungtiere der Blindschleiche auf diese Weise bis zum Schlupf vor vielen Gefahren (wie z. B. Austrocknung, Feinde) geschützt.
Den Winter verbringt die Blindschleiche im Erdreich in geeigneten Hohlräumen, in denen sich oft viele Artgenossen gemeinsam einfinden.



Blindschleiche, die einer Schlingnatter zur Beute gefallen ist (Foto: © Andreas Koch, Stolberg, Juni 2013, xxl-Foto per Fotoklick)

Blindschleichen haben viele natürliche Feinde, wie z. B. Füchse, Wildschweine, Marder, Igel, Reiher, Störche, Greif- und Rabenvögel und die Schlingnatter.

Die Blindschleiche kann, wenn sie in Bedrängnis gerät, wie andere Eidechsen (Schlangen können dies nicht!) auch, ihren Schwanz abwerfen (siehe Foto 6), der wild hin- und herzappelnd den Angreifer ablenkt, so dass sie oft noch flüchten kann. Der abgebrochene Schwanz kann teilweise zu einem Stummelschwanz regeneriert werden.

Sofern Sie ihren zahlreichen Feinden entkommen kann, können Blindschleichen (in Gefangenschaft bewiesen) bis zu 30 Jahre alt werden.

Nahrung
Zur Nahrung gehören Nacktschnecken, Regenwürmer, Asseln, Spinnen, Insekten und Hundertfüßer.
Bei der Nahrungssuche züngeln Blindschleichen häufig. Die Opfer werden dabei mit Rezeptoren an der gespaltenen Zunge geortet.




Züngelnde Blindschleiche (Anguis fragilis, Foto: A. Steiner) xxl-Ansicht!

Verbreitung in D/Welt
(GB = Slow Worm)

Kommt in Europa mit Ausnahme des hohen Nordens, Irland und einigen Mittelmeerinseln vor. Ferner ostwärts bis zum Ural/Kaukasien und Südwest-Asien verbreitet. In Deutschland in allen Bundesländern vorkommend, weit verbreitet und relativ häufig.

Verbreitung in NRW
Die Angaben zu Vorkommen der Blindschleiche in NRW sind der Herpetofauna-NRW entnommen, wo auch eine Verbreitungskarte mit Fundpunkten einzusehen ist:
Die Blindschleiche ist in ganz Nordrhein-Westfalen weit verbreitet und Lücken in der Verbreitungskarte bedeuten nicht zwangsläufig, das diese Reptilienart in diesen Quadranten nicht vorkommt.

Leider wärmen sich Blindschleichen oft auf von der Sonne erhitzten Straßen auf, weshalb sie vielfach überfahren werden.



Unfallopfer Blindschleiche (Anguis fragilis, Foto: A. Steiner)

Benutzte Literatur
ARNOLD, E. N. & J. A. BURTON (1983): Pareys Reptilien- und Amphibienführer Europas: Ein Bestimmungsbuch für Biologen und Naturfreunde. 2. Aufl. Hamburg, Berlin - Parey Verlag. 270 S.

DIESENER, G. & REICHHOLF, J. (1986): Lurche und Kriechtiere - Mosaik Verlag GmbH, München


Zur Buchliste weiterer interessanter Amphibien/Reptilien-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zu Kriechtieren (Amphibien und Reptilien) im Internet

NABU Amphibien- und Reptilienschutz: Blindschleiche

Herpetofauna NRW: Blindschleiche

Dipl.-Biol. Ina Blanke: Reptilien brauchen Freunde: Blindschleichenprofil

Wikipedia: Blindschleiche


Zur Linkliste weiterer interessanter Amphibien-/Reptilien-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de