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Knoblauchkröte - Pelobates fuscus (LAURENTI, 1768)
Artenprofil von Axel Steiner
letzte Änderung: 05.04.2016


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Lurche (Amphibien)
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Familie: Krötenfrösche/Schaufelkröten (Pelobatidae)

Fotos (© Jochen Rodenkirchen)
Erftstadt


(xxl-Foto)
06.04.2010

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09.10.2010

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06.04.2010
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

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09.10.2010

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09.10.2010
Besondere Merkmale




Frontalansicht der Knoblauchkröte (Foto © Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Bestimmungsmerkmale:

Froschähnliche Gestalt mit kurzen, kräftigen Gliedmaßen; glatte Haut mit nur wenigen flachen Warzen; die kleinen Warzen können auch rotbraun oder ziegelrot gefärbt sein; Bauch einfarbig weißgrau; stark hervorspringende Augen; Pupille schlitzförmig und senkrecht stehend (echte Kröten und Frösche besitzen waagerechte Pupillen!)



Augen der Knoblauchkröte mit ihren typischen senkrechten, schlitzförmigen, gold-, orange- oder kupferfarbenen Pupillen
(Fotos © Jochen Rodenkirchen)

Trommelfell nicht sichtbar; Oberseite des Körpers variabel mehrfarbig: sandfarben, hell grauoliv bis olivbräunlich mit großen braunschwarzen Flecken; helle unregelmäßige Linien auf dem Rücken; Nacken mit kleiner beulenartigen Erhebung (Scheitelaufwölbung); Grabschaufeln an den Hinterbeinen: der innere Fersenhöcker der 1. Zehe ist groß, fest und scharfrandig und vergrößert die Schaufelfläche als "6. Zehe"; gut entwickelte (nur mäßig eingebuchtete) Schwimmhäute zwischen den Zehen der Hinterfüße

Rufe: Neben den rasch hintereinander ausgestoßenen Paarungsrufen "wock - wock - wock" des Männchens können Knoblauchkröten bei Gefahr einen gellenden Schrei (ähnlich dem einer Katze) von sich geben. Die Weibchen grunzen oder lassen ein rauh kratzendes "tock - tock - tock" ertönen.

Männchen: Die Männchen besitzen weder Schallblasen noch Brunftschwielen. Sie rufen zur Paarungszeit nur sehr leise unter Wasser. Auf den Oberarmen ist insbesondere während der Paarungszeit jeweils eine größere, erhabene, ovale Drüse entwickelt. Am Unterarm und an der Hand ist bei den Männchen eine perlenartige Körnung vorhanden.

Jungtiere: Nach der Rückbildung des sehr langen Larvenschwanzes sind die metamorphosierten Jungkröten nur noch 2-4 cm lang. Im Gegensatz zu den runden Pupillen der Larven verfügen die Jungtiere dann auch über die typischen senkrechten und schlitzförmigen Pupillen.

   

Knoblauchkröten-Larve in einem späten Entwicklungsstadium (Fotos © Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos: 1, 2)

Körperlänge: Männchen: 4-6,5 cm; Weibchen: 5-8 cm

Larven/Kaulquappen: Die Kaulquappen können die enorme Größe von (8-) 10 bis 12 (-22) cm erreichen. Sie besitzen einen scharf zugespitzten Schwanz.

      

      

      

Die Entwicklung der Knoblauchkröten-Kaulquappe bis zur Jungkröte (© Jochen Rodenkirchen, 2013 - Bilder-Klick zur xl-Variante)

Eier/Laich: Es sind bereits Laichschnüre mit bis zu 3.400 Eiern und bis zu 1 m Länge beobachtet worden. 20 bis 50 (-80) cm lange Laichschnüre liegen aber eher im Normbereich. Der Laich ist bis zu 2 cm dick und ist in mehreren Reihen unregelmäßig angeordnet. Die Eier sind oberseits dunkelgrau/braun gefärbt.


Andere heimische Krötenarten im Vergleich (Ein Klick führt zum jeweiligen Artenprofil!):


Geburtshelferkröte
(Alytes obstetricans)


Erdkröte
(Bufo bufo)


Kreuzkröte
(Bufo calamita)


Wechselkröte
(Bufo viridis)


Lebensraum
Zu den bevorzugten Lebensräumen der Knoblauchkröte gehören Brachland, Lössböden in Gemüse-/Spargelanbaugebieten, Kartoffeläcker, ebenerdige Weinbauangebiete, Heidegebiete, trockene Wiesen und Sand- bzw. Kiesgruben mit lockeren Böden. Der Laich wird gerne in schlammigen nährstoff- und vegetationsreichen Stillgewässern, wie z. B. Weihern, Teichen (auch Fischteichen) und Wiesengräben in der Nähe von landwirtschaftlichen Nutzflächen abgelegt. Knoblauchkröten sind an Tiefebenen gebunden und fehlen weitgehend im Hügel- und Bergland.



Knoblauchkröte (Foto © Jochen Rodenkirchen)

Biologie und Lebensweise
Knoblauchkröten werden im Frühjahr ab Ende März/Anfang April aktiv und sind dann mit etwas Glück bis Ende September/Anfang Oktober zu finden. Den Tag verbringen sie allerdings in selbstgegrabenen Höhlen 10-20 cm tief im Boden und gehen erst nachts auf Nahrungssuche (nachtaktiv). Lediglich im Frühjahr (März bis Juni) kann man Knoblauchkröten auch einmal bei Tageslicht begegnen. Besonders aktiv sind sie bei regnerischem Wetter. Die sehr scheuen Tiere bewegen sich hüpfend in kleinen Sprüngen vorwärts.

      

      

      

Knoblauchkröten graben sich mit Schaukelbewegungen rückwärts ein. Zwischen dem ersten und letzten Bild lagen knapp 2 Minuten. (© Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos per Mausklick auf die Fotos!)

Im April/Mai - während der Paarungs- und Laichzeit - halten sich die Knoblauchkröten u. a. auf überschwemmten Wiesen, in Gräben und Tümpeln in Abbaugebieten auf. Die Männchen rufen dann unter Wasser auf dem Boden sitzend leise nach ihren Weibchen. Um diese Rufe hören zu können muss man sich aber sehr ruhig verhalten und darf keine Erschütterungen verursachen.

In trockenen Sommern wird eine Art Sommerschlaf gehalten um diese lebensfeindlichen äußeren Bedingungen zu überstehen. Zu den natürlichen Feinden ausgewachsener Knoblauchkröten gehören Waldkäuze, Spitzmäuse, Ringelnattern, Wildschweine und Wasservögel. Die Larven werden u. a. von Graureihern, Fischen und räuberischen Wirbellosen (z. B. Gelbrandkäfer) gefressen.



Knoblauchkröte in Abwehrhaltung (Foto © Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Wenn Knoblauchkröten bedrängt werden sondern sie ein nach Knoblauch riechendes Sekret ab, woher sie auch ihren deutschen Namen zu verdanken haben. Werden sie angegriffen können sie eine Drohgebärde zeigen, in derem Verlauf sie wiederholt quieken, ihren Körper aufblähen, sich hochbeinig aufstellen und den Gegner sogar mit offenem Maul anspringen.



Pärchen der Knoblauchkröte. Das kleinere Männchen hinten, das Weibchen vorne. (Foto © Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Bei der Paarung umklammert das Männchen sein Weibchen auf Höhe der Lenden.



Seltenes Bild einer Fehlpaarung zwischen einer weiblichen Erdkröte und einem Knoblauchkröten-Männchen. Das Pärchen wurde so in einem Kontrolleimer an einem Amphibienzaun gefunden. Ob das ungleiche Paar im Eimer oder bereits vorher zueinander gefunden hat ist ungeklärt (Foto © Jochen Rodenkirchen, 04.04.2016, xxl-Foto).

Die bis zu 3.400 Eier umfassenden Laichschnüre werden in der Unterwasservegetation verspannt und in Abhängigkeit von der Wassertemperatur schlüpfen die Larven nach 4-10 Tagen (durchschnittlich 8 Tage) und gehen dann nach weiteren 2,5 bis 5 Monaten an Land. Hin und wieder werden auch überwinternde Larven gefunden, die dann enorme Größen bis zu 18 (-22) cm erreichen können. Von Oktober bis März halten Knoblauchkröten tief vergraben im Boden Winterruhe.

Nahrung
Zur Nahrung ausgewachsener Knoblauchkröten gehören bodenlebende Käfer, Schmetterlingsraupen, Springschwänze, Spinnen, Schnecken und Regenwürmer.

Die Larven ernähren sich von Algen, tierischen Organismen und Aas.

Verbreitung in D/Welt
In den Tiefländern von West-, Mittel- und Osteuropa (bis zum Ural) verbreitet. In den MIttelgebirgen fehlt sie fast vollständig. In der Schweiz ist die Knoblauchkröte vermutlich ausgestorben, in Frankreich ist sie vom Aussterben bedroht. Während die Knoblauchkröte in Deutschland in der Norddeutschen Tiefebene und in Ostdeutschland verbreitet vorkommt, ist sie in Süddeutschland nur regional vertreten.

Verbreitung in NRW
Knoblauchkröten sind u. a. durch die Vernichtung von Laichgewässern und geeigneten Landlebensräumen in ihren Beständen bedroht.
Nach der Roten Liste und dem Artenverzeichnis der Lurche - Amphibia - in Nordrhein-Westfalen vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Herausgeber) (Stand 09/2011) ist die Knoblauchkröte in NRW im Niederrheinischen Tiefland, der Niederrheinischen Bucht, der Westfälischen Bucht und dem Westfälischen Tiefland und im Weserbergland vom Aussterben bedroht, während sie in der Eifel, dem Siebengebirge, dem Süderbergland (= Bergisches Land sowie Sauer- und Siegerland) und im Ballungsraum Ruhrgebiet gar nicht mehr zu finden ist. Sowohl der langfristige als auch der kurzfristige Entwicklungstrend wird leider mit einer starken Abnahme dieser bereits extrem seltenen Amphibienart prognostiziert.

Die bisherigen Fundpunkte der Knoblauchkröte in NRW können hier bei der Herpetofauna NRW nachgesehen werden, wobei die genaue Verbreitung als "bislang nur lückenhaft bekannt" angegeben ist.

Benutzte Literatur
ARNOLD, E. N. & J. A. BURTON (1978): Pareys Reptilien- und Amphibienführer Europas. Verlag Paul Parey, Berlin. 270 S.

DIESENER, G. & J. REICHHOLF (1986): Lurche und Kriechtiere - Mosaik Verlag GmbH, München. 287 S.

GLANDT, D. (2008): Heimische Amphibien. Bestimmen - Beobachten - Schützen. AULA-Verlag, Wiebelsheim. 178 S.

GLANDT, D. (2010): Taschenlexikon der Amphibien und Reptilien Europas. Alle Arten von den Kanarischen Inseln bis zum Ural. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim. 633 S.

GLITZ, D. (2011): Amphibien und Reptilien Geländeschlüssel für Rheinland-Pfalz. NABU Rheinland-Pfalz. 160 S.

JEDICKE, E. (1992): Die Amphibien Hessens - Ulmer, Stuttgart. 152 S.

KWET, A. (2010): Reptilien und Amphibien Europas - 190 Arten mit Verbreitungskarten. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 253 S.

LANTERMANN, Y. & W. LANTERMANN (2010): Kröten, Echsen, Salamander. Amphibien und Reptilien beobachten und schützen. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 96 S.




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Weitere Informationen zu Kriechtieren (Amphibien und Reptilien) im Internet

NABU Amphibien- und Reptilienschutz

Herpetofauna NRW: Knoblauchkröte


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