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Wechselkröte, Grüne Kröte - Bufo viridis LAURENTI, 1768
Artenprofil von Axel Steiner


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Lurche (Amphibien)
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Familie: Kröten (Bufonidae)

Synonyme:

Epidalea viridis, Pseudepidalea viridis

Fotos (© Andreas Koch (2, 4-6), Jens Utermark (1, 3) )
Stolberg-Schevenhütte


(xxl-Foto)
06.04.2010

(xxl-Foto)
09.10.2010

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06.04.2010
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
09.10.2010

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09.10.2010

(xxl-Foto)
09.10.2010
Besondere Merkmale




Rückenansicht der Wechselkröte (© Jens Utermark, xxl-Foto)

Bestimmungsmerkmale: runde/elliptische, waagerecht stehende Pupille mit grünlich gelber Iris (von schwarzen Sprenkeln durchzogen); Trommelfell meist deutlich sichtbar; parallel liegende Ohrdrüsen; trockene Haut mit kräftig ausgeprägten Warzen; Oberseite hellgrau/weißlich/bräunlich/grünlich mit deutlichem Muster aus großen, dunkel-/hellgrünen scharf begrenzten Flecken und rötlichen Warzen; weißlicher Bauch mit kleineren dunkelgrauen/-grünen Flecken; kleine und unpaarige Gelenkhöcker auf der Unterseite der längsten Zehe; selten mit grünlicher - aber nie gelber - Rückenlinie

Die Musterung der Tiere ist einzigartig, bleibt lebenslang erhalten und eignet sich somit zur individuellen Identifizierung. Der Name Wechselkröte ist auf die Fähigkeit zurückzuführen, dass sich die Tiere von hell nach dunkel und anschließend wieder umgekehrt verfärben können ("physiologischer Farbwechsel"). Der Name "Grüne Kröte" ist eine Übersetzung des wissenschaftlichen Namen viridis = grün.



Bauchansicht der Wechselkröte (© Andreas Koch, xxl-Foto)

Rufe: die Männchen rufen mit 4-6 (-10) Sekunden andauerndem melodischem Trillern; erinnert an einen Kanarienvogel oder an die Maulwurfsgrille; im Gegensatz zur Maulwurfsgrille beginnt der Ruf der Wechselkröte leise und nimmt dann an Intensität zu

Männchen: mit kehlständiger Schallblase; zur Paarungszeit mit schwarzen (sonst blass gefärbt) Hornschwielen an den Innenseiten der ersten 3 Finger

Weibchen: Warzenspitzen besonders bei Weibchen oft rot gefärbt

Jungtiere: frisch metamorphisierte Jungtiere sind ca. 1-1,7 cm lang

   

Junge Wechselkröte (© Andreas Koch, xxl-Foto 1, xxl-Foto 2)


Körperlänge: Männchen: 6-9 cm; Weibchen: 7-10 cm



Wechselkröte zum Größenvergleich auf einer Handfläche sitzend (© Andreas Koch, xxl-Foto)


Kaulquappen: 4-5 cm lang; schwimmen nicht in Schwärmen; scheu; oberseits grünlich grau; unterseits grauweiß; Mund ungefähr so breit wie der Augenabstand; die zweite Reihe der Oberlippenzähne oft an der Mittellinie unterbrochen; typische Krötenmerkmale: deutlich gerundeter Schwanz und gerade nach hinten gerichtetes Atemloch auf der linken Körperseite

Eier/Laich: 2-4 (-5) m lange ein- bis zweireihige (bis 4) aus 2.000 bis 15.000 Eiern (!) bestehende Laichschnüre; die bräunlich-schwarzen Eier sind 1-1,5 mm groß


Wechselkröten-Artenkomplex: In Europa werden neuerdings 4 Wechselkröten-Arten unterschieden, die in unterschiedlichen Verbreitungsgebieten vorkommen (KWET, 2010).
In NRW ist danach Bufo viridis anzutreffen.

Wechselkröte i. e. S. (im engeren Sinne) (Bufo viridis viridis): westliches und südliches Mitteleuropa, Balkan
Balearische Wechselkröte (Bufo balearicus): Italien, Sardinien, Korsika, Balearen
Sizilianische Wechselkröte (Bufo siculus): Sizilien
Östliche Wechselkröte (Bufo variabilis): Ostseegebiete und Osteuropa, Türkei
Nordafrikanische Wechselkröte (Bufo boulengeri): In Europa nur auf der Insel Lampedusa (Italien)


Ähnliche Arten:

Erdkröte (Bufo bufo): größer (Weibchen bis maximal 15 cm groß); bräunlich gefärbt; kein heller Mittelstrich; ohne Fleckenzeichnung auf der Körperoberseite; rötlich-goldene Iris; kann nicht springen

Kreuzkröte (Bufo calamita): mit deutlicher gelber Mittelinie auf dem Rücken; kürzere Beine; wenig kontrastreiches Fleckenmuster; unter den Fingern und Zehen paarige kleine Gelenkhöcker

Achtung: Es kann auch Bastarde zwischen Kreuz- und Wechselkröte geben! Dabei sind nur Kreuzungen zwischen Kreuzkröten-Männchen und Wechselkröten-Weibchen lebensfähig. Diese sind aber vermutlich steril (GLANDT, 2008).


Einige heimische Krötenarten im Vergleich (Ein Klick führt zum jeweiligen Artenprofil!):


Geburtshelferkröte
(Alytes obstetricans)


Erdkröte
(Bufo bufo)


Kreuzkröte
(Bufo calamita)


Wechselkröte
(Bufo viridis)

Lebensraum
Wechselkröten sind eigentlich Steppentiere und bevorzugen hierzulande "Kultursteppenartige Ruderalstandorte" wie z. B. Abgrabungsflächen, Ton-, Sand- & Kiesgruben, Gewerbegebiete, Bahndämme, Trockenrasen oder Äcker mit spärlicher Vegetationsdecke. Die Wechselkröte ist wärmeliebend, kommt mit Trockenheit sehr gut klar und ist auf offenes, besonntes und trockenes Gelände mit lockerem Bodensubstrat spezialisiert (KWET, 2010). Der Laich wird ausschließlich in stehenden, oft nur temporären, Kleingewässern mit flachen Ufern und wenig Pflanzenbewuchs abgesetzt. Fließgewässer werden in der Regel gemieden, dafür besitzen Wechselkröten eine erstaunlich hohe Salztoleranz. Gewässer mit Fischvorkommen kommen als Laichgewässer auch nur in Ausnahmefällen in Frage. Vorkommen der Wechselkröte sind in NRW in erster Linie im Flachland (planare Höhenstufe = bis ca. 200 m ü NN) gemeldet.
Biologie und Lebensweise
Wechselkröten sind sehr wanderfreudig und können als typische Pionierart auch in der Nähe liegende geeignete Habitate besiedeln. Sie bewegen sich mit kleinen, schnellen Sprüngen vorwärts. Distanzen von 10 km sind von wandernden Wechselkröten durchaus zu bewältigen. In der Literatur wird für eine Wechselkröten-Population eine Fläche von mindestens 50 ha als Sommerquartier und Nahrungsgebiet angegeben (FRÖHLICH 1987 in JEDICKE 1992).
Die vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiven Tiere verstecken sich tagsüber unter Brettern, Steinen, in Kaninchenbauten, Mäuselöchern und in selbst gegrabenen Höhlen. Nachts gehen sie dann auf Nahrungssuche.

Von April bis Juni reicht ihre Laichzeit. In diesem Zeitraum rufen die Männchen im flachen Wasser. Die von besonders lang und laut rufenden Männchen angelockten Weibchen werden dann vom Männchen in der Achselregion umklammert. Das Weibchen legt einmal im Jahr die perlenkettenartigen Laichschnüre in etwa 15-30 cm Wassertiefe am Gewässerboden ab und nach ca. 1 Woche (je nach Wassertemperatur 3-6 Tage) schlüpfen die Kaulquappen. Mit bis zu 12.000 Eiern ist die Wechselkröte der Rekordhalter unter den einheimischen Lurchen. Diese enorme Menge an abgelegten Eiern gleicht die starken Verluste durch austrocknende Gewässer wieder aus. Nach 2-3 Monaten haben die Kaulquappen eine Länge von knapp 5 cm erreicht bevor sie dann nach der Metamorphose als 10-15 mm große Jungkröten an Land gehen und bis zum Winter noch eine Länge von ca. 3 cm. Im Herbst ziehen sich die Wechselkröten vor Einsetzen der ersten Fröste in ihre frostsicheren Winterquartiere (auch Keller, Bunker, Ställe) zurück. Die Winterruhe reicht dann bis Ende März oder Anfang April. Dann werden sofort die Laichgewässer aufgesucht.
Sie sind erst im vierten Kalenderjahr geschlechtsreif!

Zu den natürlichen Feinden der Wechselkröte zählen verschiedene Wasservogelarten, Ringelnatter und Fischarten (u. a. Karauschen und Sonnenbarsche).



Schutzreaktion der Wechselkröte (© Andreas Koch, xxl-Foto)

Nahrung
Die Nahrung der Wechselkröten besteht aus Spinnen, Insekten (u. a. Ameisen, Käfern), Schnecken, Asseln und Regenwürmern. Jungtiere fressen kleinere Beutetiere wie Springschwänze und Milben.

Verbreitung in D/Welt
Mit einem Verbreitungsschwerpunkt im östlichen und südöstlichen Europa von Deutschland und Italien bis Zentralasien verbreitet. Weitere Vorkommen in Nordafrika und auf Korsika, Sardinien, Sizilien, Kreta, Balearen.
In Ostdeutschland weit verbreitet, jedoch in West-, Südwest- und Süddeutschland nur stellenweise vorkommend. In der Roten Liste der bedrohten Amphibien Deutschlands (2009) wird die Wechselkröte als gefährdet (RL 3) geführt.

Verbreitung in NRW
Mit dem Bundesland Nordrhein-Westfalen ist die nordwestliche europäische Verbreitungsgrenze der Wechselkröte erreicht. Die hiesigen bekannten Vorkommen beschränken sich weitgehend auf das Nördliche Rheinland (Kölner Bucht (Köln, Troisdorf, Wesseling), Ville/Hambach, Bonn/Siegburg). Das Verbreitungsareal am Niederrhein ist im Vergleich zu dem umgebenden und nicht besiedelten Bergischen Land und der Eifel als klimatisch begünstigte Wärmeinsel zu verstehen (SCHLUEPMANN, GEIGER & WILLIGALLA, 2006).

Die Wechselkröte wird in der Roten Liste der bedrohten Amphibienarten in NRW als "stark gefährdet" (RL 2) geführt. Insgesamt wird die gesamte nordrhein-westfälische Wechselkrötenpopulation auf 60 bis 100 Vorkommen geschätzt (VENCES, BECKER, SAUER & GLAW, 2003). In den letzten Jahren sind einige der Vorkommen erloschen und deutlich weniger neue Vorkommen entdeckt/besiedelt worden. Man muss somit leider von einem negativen Entwicklungstrend ausgehen.
Zerstörung oder Zuwachsen von Laichgewässern, intensivierte Landwirtschaft und Zerstörung von Brachland sind einige der wichtigsten Gefährdungsursachen.

Die Verbreitungskarte der Wechselkröte bei der Herpetofauna NRW zeigt die bisherigen Fundpunkte dieser Art in NRW.

Benutzte Literatur
ARNOLD, E. N. & J. A. BURTON (1978): Pareys Reptilien- und Amphibienführer Europas. Verlag Paul Parey, Berlin. 270 S.

BRAUER, K. (1991): Kröten. Urania-Verlag Leipzig. 191 S.

DIESENER, G. & J. REICHHOLF (1986): Lurche und Kriechtiere - Mosaik Verlag GmbH, München. 287 S.

GLANDT, D. (2008): Heimische Amphibien. Bestimmen - Beobachten - Schützen. AULA-Verlag, Wiebelsheim. 178 S.

GLANDT, D. (2010): Taschenlexikon der Amphibien und Reptilien Europas. Alle Arten von den Kanarischen Inseln bis zum Ural. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim. 633 S.

JEDICKE, E. (1992): Die Amphibien Hessens - Ulmer, Stuttgart. 152 S.

KWET, A. (2010): Reptilien und Amphibien Europas - 190 Arten mit Verbreitungskarten. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 253 S.

MEYER, A.; S. ZUMBACH; B. SCHMIDT & J.-C. MONNEY (2009): Auf Schlangenspuren und Krötenpfaden. Amphibien und Reptilien der Schweiz. Haupt Verlag, Bern.336 S.

SCHLUEPMANN, M.; A. GEIGER & C. WILLIGALLA (2006): Areal, Höhenverbreitung und Habitatanbindung ausgewählter Amphibien- und Reptilienarten in Nordrhein-Westfalen. Zeitschrift für Feldherpetologie, Supplement 10: 127-164; Laurenti-Verlag, Bielefeld

VENCES, M.; J. BECKER; H. SAUER & F. GLAW (2003): Verbreitung und Bestandssituation der Wechselkröte (Bufo viridis) in Nordrhein-Westfalen. Mertensiella 14: 77-84. Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e. V. (DGHT) - pdf-download


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Weitere Informationen zu Kriechtieren (Amphibien und Reptilien) im Internet

NABU Amphibien- und Reptilienschutz

Herpetofauna NRW: Wechselkröte


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