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Nagelfleck - Aglia tau (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 22.04.2017


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Pfauenspinner (Saturniidae)
Unterfamilie: Agliinae

Fotos (© Jochen Rodenkirchen)



(xxl-Foto)
Männchen (

(xxl-Foto)
Weibchen
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

ockergelber bis brauner Falter mit dunkler Binde am Flügelsaum und einem blauen, schwarz umrandeten Augenfleck, der mittig einen weißen, nagel-(T-)förmigen, Fleck aufweist



Flügelunterseiten eines Nagelfleck-Männchens (Foto © Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto bei Bildklick)


Männchen: große, stark gekämmte Fühler

Weibchen: größer, heller, ohne gekämmte Fühler

 

Fühler des Nagelfleck-Männchen (Foto © Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos bei Bildklick)


 

Nagelfleck-Makroansichten: links Weibchen, rechts Männchen (Foto © Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos bei Bildklick)


Der deutsche Artname liegt in den Nagelfleck-förmigen weißen Zeichnungen in den Augenflecken. Auch der wissenschaftliche Name "tau" liegt in diesem Merkmal begründet und weist auf den sehr ähnlichen griechischen Buchstaben Tau hin.


Flügelspannweite: 63-84 mm; Vorderflügellänge: 21-35 mm

Ei: rotbraun; flach oval; 14-blättrige Mikropylrosette von 3-4 Reihen länglichem Netzwerk umgeben; Länge: ca. 2 mm; Breite: ca. 1,6 mm; Profil nach Pol und Eiboden zu verjüngt; Schmalprofil walzig

Raupe: bis 50 mm lang; in jüngeren Stadien mit gabelförmigen, rot-weiß geringelten Auswüchsen; in älteren Stadien verschwinden diese Auswüchse zugunsten von Nackenwülsten

 
 

Nagelfleck-Raupe in verschiedenen Stadien (Foto © Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos bei Bildklick)


Puppe: fast schwarz gefärbt



Nagelfleck-Puppe (Foto © Jochen Rodenkirchen, 04.04.2012, xxl-Foto bei Bildklick)

Lebensraum
Der Nagelfleck gehört zu den charakteristischen Schmetterlingsarten der Buchenwälder und ist in allen größeren Buchenwäldern, gerne auch auf Kalkböden, anzutreffen.



Nagelfleck-Männchen (Foto © Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto bei Bildklick)

Biologie und Lebensweise
In Abhängigkeit vom Wetter machen sich die Männchen ab (März) April/Mai in den, im Frühling gerade ergrünenden, Laubwäldern (insbesondere Laubaustrieb der Buche) auf die Suche nach ihren Weibchen. Als bevorzugte Aktivitätszeiten der Männchen werden in der Literatur einerseits sonnige Tage morgens von 9:00 bis 11:00 Uhr und andererseits sonnige Mittagsstunden angegeben. Sie können mit ihren großen gefächerten Fühlern, die sehr viel Platz für die Riechorgane zur Verfügung stellen, die Sexuallockstoffe (Pheromone) der Weibchen aus großen Entfernungen wahrnehmen und die Weibchen gezielt im schnellen Flug ansteuern. Insbesondere an sonnigen Vormittagen kann der zickzackförmige Flug der Männchen in geeigneten Lebensräumen beobachtet werden. Die Weibchen sind gegenüber den tag- und nachtaktiven Männchen eher nachtaktiv und können auch nachts ans Licht gelockt werden.
Die Weibchen sitzen meist am Boden oder an der Stammbasis ihrer Nahrungsbäume. Angefüllt mit Eiern können die Weibchen aufgrund ihres hohen Körpergewichts kaum fliegen. Dies ist erst nach der Eiablage möglich. Die Weibchen verströmen zur Anlockung der Männchen Sexuallockstoffe (Pheromone). Das gefundene Weibchen wird aufgeregt vom Männchen umflattert bevor es meist nachmittags zur Paarung kommt.



Nagelfleck-Männchen in der Seitenansicht (Foto © Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto bei Bildklick)


Die Weibchen legen ihre Eier in der Dämmerung meist an Rotbuchen ab. Die Eiablage findet einzeln oder in kleinen Gruppen an den Buchenzweigen statt.
Die frisch geschlüpften Jungraupen erstellen an der Unterseite eines Buchenblattes ein Gespinst, in welches sie in den Fresspausen zurückkehren. In den ersten Entwicklungsstadien sind die Raupen mit bizarren Dornfortsätzen versehen. In älteren Raupenstadien (ab der 3. Häutung) verlieren sie diese auffälligen Dornen wieder.
Die Verpuppung der Raupen findet im August in einem lockeren, netzartigen Gespinst in der Moos- oder Laubschicht statt. Die Puppe überwintert.
Da die Falter keine Nahrung aufnehmen können beschränkt sich ihr kurzes Leben auf das Ziel sich fortzupflanzen. Nach Paarung und Eiablage sterben die Falter bald. Anfang Juni endet die Flugzeit der Nagelflecke bereits wieder. Es wird pro Jahr nur eine Generation ausgebildet.

Nahrung
Die Nagelfleck-Raupen fressen meist an Rotbuchen (Fagus sylvatica). Als weitere Fraßpflanzen werden in der Literatur Hainbuche (Fagus betulus), Birke (Betula pendula - Nahrungspflanze insbesondere in nördlichen Gegenden), Salweide (Salix caprea) und Stieleiche (Quercus robur) genannt. KOCH (1984) gibt auch noch Schlehe, Erle, Apfel und Birne als Futterpflanzen der Raupen an.

 

Nagelfleck-Raupe (Fotos © Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos bei Bildklick)

Die adulten Falter können aufgrund ihrer verkümmerten Saugrüssel keine Nahrung aufnehmen und sterben nach wenigen Tagen.

Verbreitung in D/Welt
Der Nagelfleck ist in Laubwäldern Mitteleuropas und dem südlichen Skandinavien (nordwärts bis etwa 62° nördl. Breite) bis nach Japan verbreitet, fehlt aber auf den Britischen Inseln und in weiten Teilen des Mittelmeergebietes. Die Art ist in Deutschland ungefährdet und weit verbreitet. Solange auch weiterhin eine Entwicklung weg von Nadelbaum-Monokulturen hin zu Laub-Mischwäldern mit Buchenanteilen zu beobachten ist wird der Nagelfleck auch weiterhin im Frühjahr in geeigneten Habitaten zu finden sein.

Verbreitung in NRW



Nagelfleck-Paarung (Foto © Dorothea Ott, Simmerath-Dedenborn-Rauchenauel, 14.04.2017, xxl-Foto bei Bildklick)

Nach der Roten Liste der bedrohten Schmetterlingsarten NRWs (SCHUMACHER, 2010) ist der Nagelfleck im Verbreitungsraum NRW nicht bedroht. Lediglich in den Naturgroßräumen Weserbergland (RL V = Vormerkliste) und Westfälische Tiefebene (RL 3 = gefährdet) ist die Art seltener anzutreffen.
Ich habe allerdings bisher leider noch kein lebendes Exemplar zu Gesicht bekommen.

Weiterführende Literatur
BELLMANN, H. (2016): Der Kosmos Schmetterlingsführer. Schmetterlinge, Raupen und Nahrungspflanzen. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 446 S.

DÖRING, E. (1955): Zur Morphologie der Schmetterlingseier. Akademie-Verlag, Berlin. 154 S. und 61 Tafeln

EBERT, G. (HRSG.) (1994): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Bd. 4. Nachtfalter II. Eugen Ulmer, Stuttgart. 535 S.

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge. Ausgabe in einem Band. Neumann Verlag Leipzig, Radebeul. 792 S.

MARKTANNER, T. (1992): Welcher Nachtfalter ist das? Spinner, Spanner, Schwärmer und andere häufige Nachtschmetterlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., 129 S.

LYNEBORG, L. & N. JONSSON (1975): BLV Naturführer: Nachtfalter. BLV Verlagsgesellschaft mbH, München. 160 S.

NOVAK, I. & SEVERA, F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer. 5., überarb. und verb. Aufl. Stuttgart: Franckh-Kosmos. 357 S.

PÄHLER, R. & H. DUDLER (2010): Die Schmetterlingsfauna von Ostwestfalen-Lippe und angrenzender Gebiete in Nordhessen und Südniedersachsen. Band 1. - Eigenverlag. 608 S.

RENNWALD, e., T. SOBCZYK & A. HOFMANN (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Spinnerartigen Falter (Lepidoptera: Bombyces, Sphinges s.l.) Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3). Bundesamt für Naturschutz

RUCKSTUHL, T. (2002): Schmetterlinge und Raupen. Bestimmen - Kennenlernen - Schützen. Gondrom Verlag. Bindlach. 240 S.

SAUER, F. (1982): Raupe und Schmetterling nach Farbfotos erkannt. Fauna-Verlag, 184 S.

SCHUMACHER et al. (2010): Rote Liste und Artenverzeichnis der Schmetterlinge (Lepidoptera) - Spinner und Schwärmer (Bombyces et Sphinges) - in Nordrhein-Westfalen. 4. Fassung, Stand Juli 2010 pdf

STEINER, A., U. RATZEL, M. TOP-JENSEN & M. FIBIGER (2014): Die Nachtfalter Deutschlands. Ein Feldführer. Sämtliche nachtaktiven Großschmetterlinge in Lebendfotos und auf Farbtafeln. BugBook Publishing. 878 S., 76 Farbtafeln.

WEIDEMANN, H-J. & J. KÖHLER (1996): Nachtfalter: Spinner und Schwärmer. Naturbuch-Verlag, 512 S.

WILLNER, W. (2012): Die Schmetterlinge Deutschlands in ihren Lebensräumen. Finden und Bestimmen. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 288 S.


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): fast 11.000 Fotos, mehr als 1050 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 08/2016)

Lepiforum: Bestimmungshilfe mit zahlreichen Fotos

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


Zur Linkliste weiterer interessanter Schmetterling-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de