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Baumweißling, Baum-Weißling - Aporia crataegi (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Hans-Joachim Weigt


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Weißlinge (Pieridae)
Unterfamilie: Weißlinge (Pierinae)

Fotos (© Hans-Joachim Weigt)
Bockholter Berge bei Gimbte (1-2), Holzwickede (Hengsen) (3)


(xxl-Foto)
Ende 04.1974
Männchen

(xxl-Foto)
Ende 04.1974
Männchen

(xxl-Foto)
07.07.2003
Weibchen
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Der Baumweißling weicht in der Zeichnung deutlich von den anderen Weißlingen ab. Anstelle der sonst üblichen schwarzen Fleckung tritt ein schwarzes Geäder. Die Grundfarbe aller Flügel ist weiß. Im Saumbereich der Vorderflügel werden die Adern von einer nach innen gerichteten keilförmigen grauen Beschuppung begleitet.



Baumweißling (17.06.2008, Österreich, Bundesland Salzburg, Maria Alm, Natrunberg; Foto: Sabine Flechtmann) (xxl-Foto)

Weibliche Tiere zeigen in der Mitte der Vorderflügel häufig eine Reduzierung der Schuppendichte, sodass der Flügel mehr oder weniger durchsichtig erscheint. Bei beiden Geschlechtern sind die Unterseiten wie die Oberseiten gefärbt und gezeichnet. Die Flügelmembran ist wie bei den Apolloarten stabil und pergamentartig.

Flügelspannweite: Weibliche Tiere sind etwas größer als die männlichen. Sie können eine Spannweite von 60 mm erreichen, männliche werden höchstens 50 mm groß.

Ei:
Die gelben, spitzen Eier werden weißlingstypisch in Spiegeln von bis zu 120 Stück abgelegt.



Eierspiegel des Baumweißlings an Eberesche (08.07.2003, Holzwickede-Hengsen; Foto: H.-J. Weigt) (xxl-Foto)


Raupe:
Auf den ersten Blick könnte man die behaarte Raupe für eine Glucken- oder Eulenraupe halten. Sie ist oberseits, einschließlich Kopf, schwarz, unterseits mausgrau. Auffällig sind zwei organgebraune Subdorsalbänder, die manchmal in Flecken aufgelöst erscheinen. Auf der Seitenlinie treten bei jüngeren Raupen gelegentlich weiße Fleckchen auf. Die Raupenhaut glänzt stark.



Oben: L3- und Mitte/Unten: ausgewachsene Raupen des Baumweißlings
(Ende April 1974, Bockholter Berge bei Gimbte; Fotos: H.-J. Weigt) (xxl-Foto)

Puppe:
auffallend schöne und gelb bis grünlich-weiß und kräftig schwarz gescheckte Gürtelpuppe



Puppe des Baumweißlings mit abgestreifter Raupenhaut (16.04.1977, Bockholter Berge bei Gimbte; Foto: H.-J. Weigt) (xxl-Foto)

Lebensraum



Biotop des Baumweißlings (28.06.2006, Holzwickede-Hengsen; Foto: H.-J. Weigt) (xxl-Foto)

Der Baumweißling bewohnt viele Lebensräume, bevorzugt aber deutlich warme Heckengebiete, Waldränder, Heiden und vor allem Obstgärten, wo er zuletzt zu Beginn des 20. Jahrhunderts so schädlich auftrat, dass er intensiv bekämpft wurde. Heute treffen wir die Art nur noch sehr selten in Heiden (z. B. Naturpark Hohe Mark) oder gelegentlich an Waldrändern mit Ebereschenvorgehölzen und Weißdorn an.

Biologie und Lebensweise
Im Gegensatz zu den übrigen Weißlingen, bildet der Baumweißling nur eine Generation aus und führt auch eine abweichende Lebensweise. Die Falter fliegen in NRW von Ende Mai bis Anfang Juli.



Paarung (Kopula) des Baumweißlings
(21.06.2008, Österreich, Bundesland Salzburg, Maria Alm, Natrunberg; Foto: Sabine Flechtmann) (xxl-Foto)

Unmittelbar nach dem Schlüpfen aus den Eiern leben die Raupen gesellig in einem lockeren Gespinnst, das sie ähnlich wie Wollafterraupen zumeist erst nachts zu Nahrungsaufnahme verlassen. Bis zur Überwinterung fressen sie nur wenig. Sie überstehen den Winter gemeinsam in zusammengesponnenen Blättern. Diese Gehäuse sind ganz typisch und auffällig, da sie am Zweig festgesponnen werden.


Überwinterungsnest des Baumweißlings (27.02.1977, Bockholter Berge; Foto: H.-J. Weigt) (xxl-Foto)

Im zeitigen Frühjahr fressen die Raupen bereits an grünen Knospen und wachsen jetzt mit zunehmender Blattentfaltung recht schnell. Im letzten Larvalstadium zerstreuen sie sich und besiedeln den gesamten Busch oder Baum an dem sich das Nest befand. Sie verpuppen sich einzeln an Zweigen zu einer, bei Weißlingen typischen, Gürtelpuppe.

Nahrung
Die Nahrungspalette der Baumweißlingsraupe ist vielfältig. Sie bevorgzugt aber eindeutig Weißdorn, Schlehe, Eberesche und Obstgehölze. In der Vergangenheit wurde sie aber auch häufig an Birke und Traubenkirsche gefunden.

Verbreitung in D/Welt
Der eurasiatisch verbreitete Baumweißling kommt in Deutschland überall vor, wobei seine Populationsdichten nördlich der Mainlinie immer geringer werden. In vielen Teilen Norddeutschlands fehlt er. Nach Süden hin wird er immer häufiger und bildet gebietsweise (z. B. im Allgäu) jahrweise Massenvorkommen aus.

Verbreitung in NRW
Bis in die Mitte der 1960er Jahre wurde der Baumweißling noch regelmäßig überall im Lande beobachtet. Heute ist er bis auf ganz wenige Vorkommen nahezu verschwunden. Er wurde in der Roten Liste der bedrohten Schmetterlingsarten NRWs (1999) als "stark gefährdet" eingestuft.

Benutzte Literatur
BERGMANN, A. (1951): Die Großschmetterlinge Mitteldeutschlands, 1- Leipzig-Jena (Urania).

DÖRING, E. (1955): Zur Morphologie der Schmetterlingseier. - Berlin (Akademie-Verlag).

DUDLER, H. KINKLER, H. et. al. (1999): Rote Liste der gefährdeten Schmetterlinge (Lepidoptera) in Nordrhein-Westfalen - Schriftenreihe der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten 17: 575-626, Recklinghausen.

EBERT, G. -HERAUSGEBER- (1991): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Band 1 - Stuttgart (Ulmer)

FORSTER, W. & WOHLFAHRT, Th. A. (1976): Die Schmetterlinge Mitteleuropas, Band II, Tagfalter (Diurna). - Stuttgart (Franckh).

HOCK, W., KINKLER, H., LECHNER, R. et. Al (1997): Praxishandbuch Schmetterlingsschutz - LÖBF_Reihe Artenschutz, Band 1, Landesanstalt für Ökologie, Recklinghausen

KARSHOLT, O. & RAZOWSKI, J. (1996): The Lepidoptera of Europe. A Distributional Checklist - Stenstrup Danmark (Apollo Books)

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge, Melsungen (Neumann).

LERAUT, P. (1980): Liste systematique et synonymique des Lepidopteres de France, Belgique et Corse. - Alexanpr, Paris.

LEPIDOPTEREN ARBEITSGRUPPE (1997): Schmetterlinge und ihre Lebensräume Band 2 - Egg (Schweizerischer Bund für Naturschutz)

NOVAK, I. & SEVERA; F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer - Stuttgart (Franckh)

PORTER, J. (1997): Colour Identification Guide to Caterpillars of The British Isles - London (Viking)

SAUER, F. (1982): Raupe und Schmetterling nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag)

SAUER, F. (1992): Die schönsten Raupen nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag)

SLAMKA, F. (2004): Die Tagfalter Mitteleuropas - Slovakia (kein Ort)

TOLMAN, T. & LEWINGTON, R. (1998): Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas - Stuttgart (Kosmos)

WEIGT, H.-J. (2009): Schmetterlinge im Kreis Unna - Naturkundliche Reihe, Band 3 - Naturförderungsgesellschaft für den Kreis Unna, Bergkamen


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): über 7500 Fotos, mehr als 640 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 02/2010)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Naturschutzbund (NABU) Nordrhein-Westfalen: TagfalterMonitoring in NRW, Kartieranleitung, Kommentierte Artenliste NRW, Infos...

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


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