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Birkenjungfernkind - Archiearis parthenias (LINNAEUS, 1761)
Artenprofil von Hans-Joachim Weigt


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Spanner (Geometridae)
Unterfamilie: Tageulenspanner (Archiearinae)

Synonym:

Brephos parthenias

Fotos (© Hans-Joachim Weigt)
Holzwickede (Standortübungsgelände Hengsen 1-2), Dortmund (Hohensyburg, 3)


(xxl-Foto)
Weibchen
04.2003

(xxl-Foto)
Männchen
04.2003

(xxl-Foto)
03.1998
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Vorderflügel dunkelbraun, mit undeutlicher schwarzer Zeichnung und schwarzem Mittelfleck. Hinzu kommen eingesprengte rehbraune und feine weiße Zeichnungselemente, die beim männlichen Falter stark reduziert sind oder ganz fehlen. Die Hinterflügel sind leuchtend orange gefärbt und tragen eine markante schwarze Bindenzeichnung. Die Fransen der Flügel sind schwarz-weiß gescheckt.

Flügelspannweite: 30-35 mm

Ei:
0,9-1,0 mm, lang gestreckt mit stark genarbter Oberfläche, hellgrün bis laubgrün.



Eier von Archiearis parthenias (Foto: Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)


Raupe:
30-32 mm, laubgrün mit feinen weißen Punkten, Rückenlinien und breiter weißer Seitelinie, Kopf auffallend groß. Zweites, drittes und viertes Bauchbeinpaar sind etwas zurückgebildet. Man findet sie von März bis Mai.



Raupe dorsal (unten) und lateral (oben) von Archiearis parthenias (Foto: Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)


Puppe:
Sehr schlank, dunkelbraun mit helleren rotbraunen Segmenteinschnitten. Größe: 22-28 mm



Puppe von Archiearis parthenias (Foto: Hans-Joachim Weigt)



Ähnliche Arten/Bestimmungshilfe:
In NRW kommt eine weitere Archiearis-Art vor: Das Espenjungfernkind (A. notha). Beide Arten sind sich äußerlich sehr ähnlich und werden nicht selten miteinander verwechselt. Wenn man jedoch die konstant auftretenden Unterscheidungsmerkmale in Betracht zieht, lässen sich dieses Problem schnell überwinden.



1. weibliche; 2. männliche Imago Archiearis parthenias, rechte Flügelhälften zeigen die Unterseiten; 3. zeichnerisch dargestelltes Mittelstück des männlichen Fühlers von parthenias, stark vergrößert; 4. Zeichnerisch dargestellter Hinterflügel; 5. weibliche; 6. männliche Imago Archiearis notha, rechte Flügelhälften zeigen die Unterseiten; 7. zeichnerisch dargestelltes Mittelstück des männlichen Fühlers von notha, stark vergrößert; 8. Zeichnerisch dargestellter Hinterflügel (Bestimmungshilfe: Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)


Archiearis parthenias unterscheidet sich in mehreren deutlichen Details von Archiearis notha:

1. Die Flugzeit von parthenias beginnt in NRW 3-4 Wochen früher.
2. Die Lebensräume sind völlig unterschiedlich: parthenias fliegt in Birkenschlägen, notha an Waldrändern mit Espenbeständen.
3. Die parthenias-Raupe zeigt keine schwarze Fleckenzeichnung am Kopf im Gegensatz zu der von notha.
4. Auf den Vorderflügeln besitzen beide Geschlechter von parthenias weissliche Flecken und erscheinen dadurch "bunter" als notha, besonders die weiblichen Tiere.
5. Die Unterseiten erscheinen bei parthenias-Faltern fleckiger durch hellere und dunklere Orangetöne.
6. Die Zeichnungsverläufe auf den Hinterflügeln sind bei beiden Arten recht unterschiedlich. Besonderes Kennzeichen ist die helle, fleckige Unterbrechung der Randverdunkelung auf der Hinterflügelunterseite bei parthenias. Bei notha ist sie immer durchgehend vorhanden (rote Pfeilmarkierungen).
7. Die männlichen Fühler von parthenias sind gekerbt, die von notha deutlich zweiseitig gekämmt.

Lebensraum




Lebensraum von Archiearis parthenias: Münsterland, Venner Moor bei Senden Mitte Mai 2004 (Foto: Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)

Das Birkenjungfernkind besiedelt bevorzugt den Kronenbereich von Birkenwaldungen und größeren Birkenschlägen. Einzeln und ungeschützt stehende Bäume meidet es in der Regel. Besonders hohe Populationsdichten werden in Birkengehölzen der exponierten, warmen Südhanglagen in Höhen von 50 bis 200 Meter beobachtet. Bei entsprechender Witterung werden an diesen Orten schon im März Lufttemperaturen von 18 bis 22°C gemessen. Im Rheintal und in der westfälischen Bucht trifft man nicht selten auf lichte Birkenwälder, die auf diluvialen Sanden stocken und aufgrund eines besonders warmen Kleinklimas hohe Populationsdichten von Archiearis parthenias aufweisen.

Biologie und Lebensweise
Die Stärke der Populationen ist witterungsabhängig. In verregneten und kalten Frühjahren schlüpfen die Falter nicht aus den Puppen. Die Entwicklung wird unterbrochen, so dass sie erst im nächsten oder übernächsten Frühjahr erscheinen. Es wurden schon Puppen beobachtet, aus denen erst nach drei oder vier Jahren der Falter schlüpfte. Die Falter sind tagaktiv und ruhen bei Nacht, wobei besonders weibliche Tiere häufig nur an einem Bein an den Zweigspitzen der Birken hängen (Bild 3). Dieses Verhalten soll vermutlich Sichtfeinden ein trockenes, am Zweig baumelndes Blatt des Vorjahres vortäuschen.
Bei Temperaturen über +15°C, also in den späten sonnigen Vormittagsstunden, werden beide Geschlechter aktiv. Die auffälligen kleinen Falter flattern dann in Bodennähe munter umher, sonnen sich mit ausgebreiteten Flügeln auf Wegen, an Steinen oder im Bodenlaub und fliegen auch Huflattichblüten und blühende Weiden zur Nahrungsaufnahme an. Feuchte Wegstellen werden gern zur Wasser- und Mineralienaufnahme aufgesucht. Mit zunehmender Temperatur, in den Mittags- und frühen Nachmittagsstunden fliegen sie dann in den Kronenbereich der Birken empor. Während sich die weiblichen Tiere bald darauf paarungsbereit auf den Zweigen niederlassen, vollführen die Männchen einen wilden Balzflug. Die Kopula findet in der Regel in den späten Nachmittagsstunden statt.
Während das Männchen schon während der nächsten Tage abstirbt, benötigt das Weibchen eine Woche und länger (je nach Witterungsverlauf bis zu vierzehn Tagen), um die Eier im Lebensraum verteilt abzulegen.

Die nach etwa zehn Tagen schlüpfenden Raupen spinnen zumeist Blätter zusammen, in denen sie ausreichenden Schutz finden. Sie fressen nachts, wobei sie das Gehäuse verlassen.

Die Verpuppung erfolgt zumeist im Bodenmulm, in toten Birkenstümpfen oder (selten) zwischen trockenen Blättern in einem lockeren Gespinst am Boden. Bei Zuchten stellte ich fest, dass auch bei günstiger Witterung immer ein bestimmter Teil der parthenias-Puppen liegenblieben und erst im Jahr darauf den Falter ergaben.

Nahrung
Die Raupe des Birkenjungfernkindes lebt oligophag an allen in NRW vorkommenden Birkenarten, wobei die Heidebirke (Betula pendula) eindeutig bevorzugt wird.

Verbreitung in D/Welt
Mittel- und nordeuropäisch-sibirisch

Verbreitung in NRW
Die Art kommt zwar in NRW flächendeckend vor, fehlt aber über weite Strecken, so in Siedlungsgebieten, in der Agrarlandschaft und in Waldgebieten ohne größeren Birkenanteil. Mit zunehmender Höhenlage - etwa ab 250 Metern - gehen im Bergland die Populationsdichten immer weiter zurück.

Weiterführende Literatur
BERGMANN, A. (1951-1955): Die Großschmetterlinge Mitteldeutschlands, 5/1. - Leipzig-Jena (Urania).

DÖRING, E. (1955): Zur Morphologie der Schmetterlingseier. - Berlin (Akademie-Verlag).

DUDLER, H. KINKLER, H. et. al. (1999): Rote Liste der gefährdeten Schmetterlinge (Lepidoptera) in Nordrhein-Westfalen - Schriftenreihe der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten 17: 575-626, Recklinghausen.

EBERT, G. -HERAUSGEBER- (1991-2003): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Band 8 - Stuttgart (Ulmer)

FORSTER, W. & WOHLFAHRT, T. A. (1980): Die Schmetterlinge Mitteleuropas, Band V, Spanner (Geometridae). - Stuttgart (Franckh).

HOCK, W., KINKLER, H., LECHNER, R. et. Al (1997): Praxishandbuch Schmetterlingsschutz - LÖBF-Reihe Artenschutz, Band 1, Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten, Recklinghausen

KARSHOLT, O. & RAZOWSKI, J. (1996): The Lepidoptera of Europe. A Distributional Checklist - Stenstrup Danmark (Apollo Books)

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge, Melsungen (Neumann,).

LERAUT, P. (1980): Liste systematique et synonymique des Lepidopteres de France, Belgique et Corse. - Alexanpr, Paris.

NIPPE, B. (2000): Atlas der Raupen europäischer und kleinasiatischer Schmetterlinge- München

NOVAK, I. & SEVERA, F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer - Stuttgart (Franckh)

PORTER, J. (1997): Colour Identification Guide to Caterpillars of The British Isles -London (Viking)

SAUER, F. (1982): Raupe und Schmetterling nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag)

SAUER, F. (1984): Heimische Nachtfalter nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag)

SAUER, F. (1992): Die schönsten Raupen nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag)

SEITZ, A. (1915): Die Großschmetterlinge der Erde. I. Abteilung: Die Großschmetterlinge des Palaearctischen Faunengebietes. IV. Band: Die spannerartigen Nachtfalter. - Stuttgart.

SKINNER, B. (1984): Moths of the British Isles - London

SKOU, P. (1984): Nordens Malere - Svendborg

WEIGT, H.-J. (1984): Lepidoptera Westfalica, Geometroidea, 55. Familie: Geometridae, Subfamilien: Archiearinae,Oenochrominae, Geometrinae - Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde, 46 -3 : 3-56, Münster


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): fast 6000 Fotos, mehr als 550 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 07/2008)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


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