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Grüne Mosaikjungfer - Aeshna viridis EVERSMANN, 1836
Artenprofil von Heide Gospodinova & H.-Willi Wünsch
Letzte Änderung: 15.01.2017


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Libellen (Odonata)
Familie: Edellibellen (Aeshnidae)
Gattung: Mosaikjungfern (Aeshna)

Fotos (© H.-W. Wünsch)
De Weerribben (Niederlande)


(xxl-Foto)
Männchen
14.08.2016

(xxl-Foto)
juv. Weibchen
09.07.2016
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Informationen zur Namensgebung:

viridis (lat.) = grün
Auch der deutsche Artname weist auf die überwiegend grün gefärbten Weibchen hin.




Männliche Grüne Mosaikjungfer (Aeshna viridis)
(Foto © H.-W. Wünsch, 14.08.2016, De Weerribben (Niederlande), xxl-Foto bei Bildklick)


Die Grüne Mosaikjungfer ist eine mittelgroße Edellibelle mit einer Körperlänge von 6,5 bis 7,0 cm. Die Flügelspannweite ist mit bis zu 8,5 cm gegenüber der Körperlänge recht kurz. Die Männchen sind absolute Leichtgewichte und werden nur 0,45 bis 0,75 Gramm schwer.



Weibliche Grüne Mosaikjungfer (Aeshna viridis)
(Foto © H.-W. Wünsch, 15.08.2016, De Weerribben (Niederlande), xxl-Foto bei Bildklick)


Die Weibchen wirken etwas robuster und sind mit einem Gewicht von ca. 1 Gramm etwas schwerer. Erwachsene Männchen verfügen über eine helle Stirn und himmelblaue Augen. Dem überwiegend grünen Brustabschnitt (Thorax) fehlt an den Seiten jegliche Zeichnung. Auf der Oberseite rahmen breite braune Streifen zwei großflächige Antehumeralstreifen ein, die weit weniger oval geformt sind als bei der wesentlich häufiger vorkommenden Blaugrünen Mosaikjungfer (Aeshna cyanea). Die Grundfarbe des Abdomens ist schwarz und weist eine deutlich blaue, mosaikartige Zeichnung auf.



Verwechslungsmöglichkeit: Männliche Südliche Mosaikjungfer (Aeshna affinis)
(Foto © H.-W. Wünsch, 07.09.2016, xxl-Foto bei Bildklick)


Erwachsene Männchen können leicht mit jenen der Südlichen Mosaikjungfer (Aeshna affinis), deren Thoraxoberseite jedoch braun ist oder mit Männchen der Großen Königslibelle (Anax imperator), die wesentlich größer ist, verwechselt werden.



Verwechslungsmöglichkeit: Männliche Große Königslibelle (Anax imperator)
(Foto © H.-W. Wünsch, 10.07.2016, xxl-Foto bei Bildklick)


Die adulten Weibchen haben grüngelbe Augen. Ihr gesamter Körper ist grün und wird von der Thoraxoberseite bis zum Abdomenende von einem braunen Zeichnungsmuster bedeckt. Die Thoraxflanken weisen keine Seitenbinden auf, die bei den Weibchen der Blaugrünen Mosaikjungfer (Aeshna cyanea), hingegen deutlich erkennbar sind.



Verwechslungsmöglichkeit: Weibliche Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea)
(Foto © H.-W. Wünsch, 21.10.2013, xxl-Foto bei Bildklick)



Larve (Beschreibung nach BELLMANN 2007):

Fühler fadenförmig, 6-7-gliedrig, Körper langgestreckt (Aeshnidae) > Augen nehmen mindestens die Hälfte vom Seitenrand des Kopfes ein > Cerci kürzer als die Hälfte der Analpyramide > Fangmaske an der breitesten Stelle ca. 2-2,5mal so lang wie an der schmalsten Stelle breit > Lateraldorne des 9. Segments länger als die Hälfte devon Segment 10 > Abdomen ohne deutliche Doralzeichnungen

Lebensraum




Lebensraum der Grünen Mosaikjungfer (Foto © H.-W. Wünsch, 23.08.2015, De Weerribben (Niederlande), xxl-Foto bei Bildklick)


Aeshna viridis lebt an mehr oder weniger großen Stillgewässern und Gräben, an sehr langsam fließenden Altarmen und Bächen sowie an Torfstichen und Entwässerungskanälen in teils offenen Landschaften. Teilweise dichter Gehölzbestand in Form von Wald in der Nähe zum Wasser wird toleriert, wenn die Besonnung des Wassers noch ausreichend ist.



Eine zwingende Voraussetzung für einen geeigneten Lebensraum der Grünen Mosaikjungfer ist das Vorkommen der Krebsschere (Stratiotes aloides), da die Weibchen ihre Eier ausschließlich in diese Wasserpflanzen einstechen. Die Art ist also an diese Pflanze gebunden (Foto © H.-W. Wünsch, 08.06.2013, De Weerribben (Niederlande), xxl-Foto bei Bildklick)

Biologie und Lebensweise
Die Emergenzperiode dieser Edellibellenart beginnt etwa Mitte Juni und zieht sich über insgesamt 6 Wochen, bis Ende Juli hin. Die jungen Imagines fliegen während ihrer Reifezeit weit abseits der Gewässer umher. Sie suchen windgeschützte Flächen wie Waldlichtungen und Schilffelder auf, um dort nach Nahrung zu jagen. Zur Ruhe während der Nacht suchen die Tiere Brombeerbüsche, hohes Gras oder grüne Getreidefelder auf. Hier kriechen sie rücklings in die dichte Vegetation, um sich zu verbergen. Reife und somit goldgelbe Getreidefelder werden aus Gründen der Tarnung nicht zur Nachtruhe genutzt.



Makroaufnahme einer männlichen Grünen Mosaikjungfer
(Foto © H.-W. Wünsch, 14.08.2016, De Weerribben (Niederlande), xxl-Foto bei Bildklick)


Etwa 4 Wochen später kehren die ersten paarungsbereiten Männchen wieder an die Krebsscherengewässer zurück. Gleichzeitig schlüpfen noch die letzten Exemplare der Art einer Saison an den stacheligen Wasserpflanzen. Wenn die Männchen im Suchflug nach Weibchen über den Krebsscheren fliegen, weiten sie ihre Suche auch nicht selten in nahe und dichte Schilfgürtel aus, in die sie tief hineinfliegen.



Diese Flugmanöver sind nicht ganz ungefährlich, denn hier lauern viele Gefahren auf die Grünen Mosaikjungfern. So z. B. auch diese Wespenspinne (Argiope bruennichi). (Foto © H.-W. Wünsch, 14.08.2016, De Weerribben (Niederlande), xxl-Foto bei Bildklick)


Die Weibchen werden von den suchenden Männchen meist im hohen Gras oder am Schilf gefunden. Bereits eierlegende Weibchen, die zu diesem Zweck an den Krebsscheren sitzen, werden in Ruhe gelassen. Die paarungswilligen Weibchen werden von den Männchen mit ihren Hinterleibsanhängen am Hinterkopf ergriffen.



Kopula der Grünen Mosaikjungfer (Foto © H.-W. Wünsch, 14.08.2016, De Weerribben (Niederlande), xxl-Foto bei Bildklick)


Nach kurzem Tandemflug bildet sich das Paarungsrad, das sich alsbald in der nahen Vegetation, meist an vertikalen Strukturen absetzt. Nach etwa einer halben Stunde trennt sich das Paar. Das Weibchen fliegt danach alleine zu den Krebsscherenbeständen an die Wasseroberfläche und setzt sich anschließend auf der Pflanze ab. Daran herunter wandernd, wird das Substrat mit dem Hinterleib abgetastet und schließlich werden die Eier in das weiche Pflanzengewebe eingestochen.



Eiablage der Grünen Mosaikjungfer (Foto © H.-W. Wünsch, 27.08.2016, De Weerribben (Niederlande), xxl-Foto bei Bildklick)


Bei diesem Vorgang steigt das Weibchen an dem Blatt soweit ab bis sein Hinterleib weit unter Wasser ist und die Flügel die Wasseroberfläche erreichen. Während dieser Prozedur wird der Eiablageort mehrfach gewechselt. Die Nachkommenschaft ist in dem Pflanzenmaterial bestens geschützt. Wenn die Krebsschere im Winter auf den Gewässergrund sinkt, sind die sich darin entwickelnden Larven vor Prädatoren relativ sicher.



Eiablage der Grünen Mosaikjungfer (Foto © H.-W. Wünsch, 27.08.2016, De Weerribben (Niederlande), xxl-Foto bei Bildklick)


Jüngste Beobachtungen der Art ergaben, dass Aeshna viridis schon vor Sonnenaufgang fliegt und auch Fortpflanzungsaktivitäten zeigt. Eigenen Beobachtungen zufolge fanden jegliche Flug- und Paarungsaktivitäten ab dem späten Vormittag bis in die Nachmittagsstunden statt. Offensichtlich war dieses "normale" Verhalten den zu kühlen Morgentemperaturen geschuldet. Patrouillierende und jagende Männchen konnten noch am Abend beobachtet werden.
Die Flugzeit der adulten Imagines ist recht kurz. Sie beginnt an den Fortpflanzungsgewässern etwa Mitte Juli und endet zur Mitte des Septembers. Die Hauptflug- und Paarungszeit ist der August.

Nahrung
Imago: Die Imagines ernähren sich hauptsächlich von Fliegen, Mücken, Schnaken sowie Eintagsfliegen, die zumeist während des Fluges erbeutet und verzehrt werden. In seltenen Fällen werden auch kleinere Segellibellen, wie diverse Heidelibellenarten geschlagen. Mit derart großer Beute lässt sich Aeshna viridis zum Verzehr in der Vegetation nieder.



Männliche Grüne Mosaikjungfer beim Verzehren einer Libelle
(Foto © H.-W. Wünsch, 28.08.2016, De Weerribben (Niederlande), xxl-Foto bei Bildklick)


Larven: Die Larven leben in den Rosetten der Krebsschere und erbeuten dort kleine aquatisch lebende Organismen wie diverse Insektenlarven und Blutegel.

Verbreitung in D/Welt



Seitenansicht einer weiblichen Grünen Mosaikjungfer
(Foto © H.-W. Wünsch, 15.08.2016, De Weerribben (Niederlande), xxl-Foto bei Bildklick)


Die Vorkommen der Grünen Mosaikjungfer reichen von Mitteleuropa bis nach Westsibirien. Auf dem europäischen Kontinent existieren Populationen in den Niederlanden, Dänemark, Südschweden und Südfinnland, weiter in Richtung Osten bis hin zum Uralgebirge. Südlich davon werden Vorkommen in Ungarn, Kroatien und Slowenien genannt.
Als eine typische Art der Tiefebenen liegt ihr Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland in den nördlichen und östlichen Bundesländern (Bremen, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern). In Deutschland wird die Grüne Mosaikjungfer in der Roten Liste der bedrohten Libellenarten als "stark gefährdet" (RL 2) geführt.

Verbreitung in NRW
Die Grüne Mosaikjungfer ist in der Roten Liste der bedrohten Libellenarten NRWs in Stufe 0 (= ausgestorben) geführt und ihre Vorkommen sind in NRW gänzlich erloschen. Historisch wurden mit Krebsschere bewachsene Flachrandbereiche in der Westfälischen Bucht besiedelt. Allerdings ist auch die Krebsschere (Stratiotes aloides) inzwischen in NRW vom Aussterben bedroht. Solange es in NRW keine Lebensräume für die von den Larven der Grünen Mosaikjungfer dringend benötigte "Wirtspflanze" gibt müssen wir wohl auf eine Wiederbesiedelung durch diese schöne Libellenart in NRW verzichten.

Benutzte Literatur

BELLMANN, H. (2007): Der Kosmos Libellenführer: Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Kosmos (Franckh-Kosmos). 279 S.

BROCHARD, C.; D. CROENENDIJK; E. VAN DER PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. KNNV. 224 S.

BROCKHAUS, T., H.-J. ROLAND, T. BENKEN, K.-J. CONZE, A. GÜNTHER, K. G. LEIPELT, M. LOHR, A. MARTENS, R. MAUERSBERGER, J. OTT, F. SUHLING, F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (2015): Libellula Supplement 14: Atlas der Libellen Deutschlands (Odonata). S. 214

DIJKSTRA, K.-D. B. (2006): Field Guide to the dragonflies of Britain and Europe. British Wildlife Publishing Ltd. 320 S.

GLITZ, D. (2012): Libellen in Norddeutschland - Geländeschlüssel. NABU Niedersachsen, NABU Schleswig-Holstein, NABU Hamburg & NABU Mecklenburg-Vorpommern. 374 S. Buch u. DVD.

HEIDEMANN, H. & R. SEIDENBUSCH (2002): Die Libellenlarven Deutschlands. Die Tierwelt Deutschlands, begründet 1925 von Friedrich Dahl, 72.Teil. Goecke & Evers, Kelten.

MAUERSBERGER, R.; O. BRAUNER; F. PETZOLD & M. KRUSE (2013): Die Libellenfauna des Landes Brandenburg. Heft 3,4

MENKE, N.; C. GÖCKING; N. GRÖNHAGEN; R. JOEST; M. LOHR; M. OLTHOFF & K.-J. CONZE unter Mitarbeit von C. ARTMEIER, U. HAESE & S. HENNIGS, mit Beiträgen zahlreicher Libellenkundler (2016): Die Libellen Nordrhein-Westfalens, Verbreitungsatlas.

PETERS, G. (1987): Die Edellibellen Europas. A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt. Die Neue Brehm-Bücherei.

ROTE LISTE und Artenverzeichnis der Libellen - Odonata - in Nordrhein-Westfalen (2010): 4. Fassung, Stand April 2010, Arbeitskreis Libellen NRW - Klaus-Jürgen Conze, Nina Grönhagen unter Mitarbeit von Edgar Baierl, Andreas Barkow, Ludger Behle, Norbert Menke, Matthias Olthoff, Eva Lisges, Mathias Lohr, Martin Schlüpmann und Eberhard Schmidt - PDF

STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (2000): Libellen Baden-Württembergs, Bd. 2, Großlibellen (Anisoptera). Ulmer Verlag. 534 S.

WENDLER, A. & J.-H. NÜß (1992): DJN Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung - Libellen.

WILDERMUTH, H. & A. MARTENS (2014): Taschenlexikon der Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Portrait. 824 Seiten, Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co. Wiebelsheim

WÜNSCH, H.-W. & H. GOSPODINOVA (2014): Die Libellen Nordrhein-Westfalens und darüber hinaus. CD-ROM, Band 1 & 2, Ausgabe 2014


Zur Buchliste weiterer interessanter Libellen-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zu Libellen (Odonata) im Internet

Arbeitskreis zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen: Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste

www.waldschrat-online.de: Libellen und andere Artengruppen Nordrhein-Westfalens in Bild und Text (mit Schwerpunkt NSG Wahner Heide bei Köln)

Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg e.V. (SGL): Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste, Kartierung, Biologie, Ökologie usw.

libellen.tv: Artenprofil der Grünen Mosaikjungfer


Zur Linkliste weiterer interessanter Libellen-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de