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Wanderlibelle - Pantala flavescens (FABRICIUS, 1798)
Artenprofil von Axel Steiner
(Letzte Änderung: 17.01.2021)


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Libellen (Odonata)
Familie: Segellibellen (Libellulidae)
Gattung: Wanderlibellen (Pantala)

Fotos (© Jochen Rodenkirchen)
Namibia


(xxl-Foto)
02.2017
   
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale
Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen


Namensgebung: Im Gattungsnamen Pantale steckt das griechische Wort "ale", welches "rastlos umherirrend" bedeutet. Diese Beschreibung des typischen Wanderverhaltens der Art findet sich auch im deutschen Namen Wanderlibelle wieder.



Rückansicht der Wanderlibelle (Foto: Jochen Rodenkirchen, Namibia, 02/2017)

Merkmale: Gesamtlänge 45-55 mm; Abdomenlänge 26-37 mm; Hinterflügellänge 38-42 mm; beide Geschlechter meist orange gefärbt; Flügelspannweiten von bis zu 84 mm; große und spitze Flügel (an der Basis deutlich verbreitert = "dreieckig"); orangene Basalflecken auf den Hinterflügeln; manchmal getönte Flügelspitzen, Flügelmale rötlichbraun; Hinterleib oberseits mit einem kräftigen schwarzen Längsmuster; Augen oben rotbraun und unten blaugrau gefärbt; Flügelmal (= Pterostigma) im Hinterflügel etwas kleiner als im Vorderflügel



In der Bauchansicht erkennt man die unterseits bläulich gefärbten Augen der Wanderlibelle
(xxl-Ansicht bei Bildklick, Foto: Jochen Rodenkirchen, Namibia, 02/2017)

Männchen: Hinterflügelspitzen bräunlich verfärbt

Verwechslungsarten: Die Wanderlibelle ist etwas größer und kräftiger als die Heidelibellen (Sympetrum sp.); ohne auffällige Körperzeichnung; die Flügel sind im Verhältnis zum Körper auffällig lang und groß

Larve: Größe bis 20 mm; an den Segmenten 8 und 9 sehr lange den Hinterleib überragende Seitendornen; hellgrün mit leichter, hellbrauner Sprenkelung; rundliche Augen seitlich unten am Kopf angeordnet; das Abdomen endet stumpf; Fußglieder weiß; Verwechslungen insbesondere mit Falkenlibellenlarven möglich

Lebensraum

Aufgrund der kurzen larvalen Entwicklungszeit können sich Wanderlibellen inbesondere in temporären Gewässern, wie z. B. Überschwemmungsflächen und kleinen Tümpeln reproduzieren. Es ist auch schon von erfolgreichen Entwicklungen in Swimmingpools berichtet worden.



In Sitzstellung lassen die Wanderlibellen ihren Hinterleib meist herunterhängen
(xxl-Ansicht bei Bildklick, Foto: Jochen Rodenkirchen, Namibia, 02/2017)

In Brandenburg hat sich die Wanderlibelle in einem ca. 300 m² großen und nur etwa 10 cm tiefen Tümpel erfolgreich entwickelt. Die dort vorherrschende Vegetation bestand insbesondere aus Gemeinem Schilfrohr (Phragmites australis), Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) und Hühnerhirse (Echinochloa crus-galli).



Nahansicht der Wanderlibelle (xxl-Ansicht bei Bildklick, Foto: Jochen Rodenkirchen, Namibia, 02/2017)

Neben der Wanderlibelle konnten an dem Gewässer weitere Libellenarten, wie Plattbauch, Südlicher und Kleiner Blaupfeil, Große und Kleine Pechlibelle und die Große Heidelibelle nachgewiesen werden.

Hierzulande wird man in wärmebegünstigten Gegenden die größte Chance haben vielleicht auch einmal eine Wanderlibelle zu erblicken.

Biologie und Lebensweise

Wanderlibellen sind sehr gute Flieger, was ihnen die Besiedelung neuer Lebensräume, insbesondere kleinerer, temporärer Gewässer, leichtmacht. Flugstrecken über dem Ozean in einer Gesamtlänge von 3500 km sind für diese Art unproblematisch, sodass man weltweit von einer einzigen Population ausgehen kann, die sich regelmäßig durchmischt. In großen Schwärmen wandern Wanderlibellen z. B. auch zwischen Afrika und Asien hin und her und folgen dabei den Monsunregen.
Sie wurden auch im Himalaya auf Höhen von 5.300 m ü. NN nachgewiesen.



Wanderlibelle (xxl-Ansicht bei Bildklick, Foto: Jochen Rodenkirchen (Namibia, 02/2017))

Die Eiablage an den Gewässern findet meist im Flug in Tandemformation statt. Das Weibchen berührt dabei mit seinem Hinterleib die Wasseroberfläche. Ein Weibchen kann im Laufe seines Lebens knapp 30.000 Eier ablegen.

Es ist bereits beobachtet worden, dass sich Wanderlibellen durch die "wasserähnlich" glitzernde Oberfläche frisch gewaschener Autos irritieren lassen und ihre Eier auch dort ablegen.

Die Entwicklungszeit der Larven ist mit 40 bis 42 Tagen recht kurz und somit perfekt an das typische Habitat "austrocknende kleine Gewässer" angepasst. Die Wassertemperatur muss dabei oberhalb von 14-15°C liegen.



An diesem Bild kann man schön erkennen, dass das Flügelmal der Wanderlibellen in den Hinterflügeln etwas kleiner ist als im Vorderflügel. (xxl-Ansicht bei Bildklick, Foto: Jochen Rodenkirchen, Namibia, 02/2017)

Nach dem Schlupf verlassen die ausgewachsenen Libellen ihr Geburtsgewässer, gehen auf die Wanderschaft und kehren dorthin auch nicht wieder zurück.

Nahrung

Als Nahrung der Larven kommen alle Kleinlebewesen in Betracht, die sich in temporären Gewässern entwickeln bzw. aufhalten, wie z. B. Mückenlarven, Wasserflöhe, andere Libellenlarven und Amphibienlarven.



Wanderlibellen können auch so schön rot verfärbt sein
(xxl-Ansicht bei Bildklick, Foto: Jochen Rodenkirchen, Namibia, 02/2017)

Die adulten Libellen jagen andere Fluginsekten, wie z. B. Fliegen, Mücken und fliegende Ameisen.

Verbreitung in D/Welt

Am 06.07.2019 gelang im Südosten Brandenburgs in der Nähe von Neupetershain der erste Brutnachweises der Wanderlibelle in Deutschland und gleichzeitig auch Europas durch das Auffinden von Larven bzw. Exuvien. Bei den in Deutschland bis dahin aufgefundenen Exemplaren konnte man von einer Ausbreitung aufgrund menschlicher Transportunterstützung, z. B. in Bananenkisten mittels Schiffsverfachtungen, ausgehen.



Wanderlibellen machen ihrem deutschen Namen meist alle Ehren, setzen sich nur relativ selten ab und sind viel in Bewegung
(xxl-Ansicht bei Bildklick, Foto: Jochen Rodenkirchen, Namibia, 02/2017)

In Europa gibt es bisher relativ seltene Nachweise aus der Schweiz, Italien, Zypern, Griechenland, Bulgarien, Malta und der Türkei, aber auch aus Kroatien und Polen.

Die Wanderlibelle gilt als die erfolgreichste und am weitesten verbreitete Libellenart und kommt in allen Tropengebieten vor. In großen Teilen der USA, Südkanada, Zentralasien, Russland und Nordafrika ist die Art ebenfalls verbreitet.



Weibliche Wanderlibelle (xxl-Ansicht bei Bildklick, Foto: Jochen Rodenkirchen, Namibia, 02/2017)

Der BUND und die Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen (GdO) haben die Wanderlibelle (Pantala flavescens) zur "Libelle des Jahres 2021" gekürt! Mit der Wahl soll auf die voranschreitenden Klimaveränderungen hingewiesen werden, von denen die Wanderlibelle wohl profitieren wird.



Gut getarnte weibliche Wanderlibelle (xxl-Ansicht bei Bildklick, Foto: Jochen Rodenkirchen, Namibia, 02/2017)

Verbreitung in NRW

In NRW ist die Wanderlibelle bisher noch nicht nachgewiesen worden. Vielleicht ist dies aber aufgrund der Klimaerwärmung nur noch eine Frage der Zeit. Um den Blick für diese in Zukunft durchaus zu erwartende Rarität zu schärfen stelle ich dieses Artenprofil, dank der schönen Bilder von Jochen Rodenkirchen, ins Netz.



Wie alle Großlibellenarten legt auch die Wanderlibelle ihre Flügel auch in Ruhestellung nicht auf dem Rücken zusammen, sondern hält sie auch weiterhin gespreizt (xxl-Ansicht bei Bildklick, Foto: Jochen Rodenkirchen, Namibia, 02/2017).

Benutzte Literatur

DIKSTRA, K.-D. B. (2014): Libellen Europas. Der Bestimmungsführer. Haupt-Verlag, 320 S.

GÜNTHER, A. (2019): Successful breeding by Pantala flavescens in Germany (Odonata: Libellulidae). Odonatologica 48(3/4) 2019: 203-210 - pdf

WILDERMUTH, H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 958 S.

WILDERMUTH, H. & A. MARTENS (2014): Taschenlexikon der Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 924 S.


Internet:

www.libellenwissen.de: Artenprofil der Wanderlibelle (Pantala flavescens) von Andreas Thomas Hein

bund.net: Die Wanderlibelle ist Libelle des Jahres 2021

presseportal.de: 25.11.2020: Die Wanderlibelle ist die Libelle des Jahres 2021 - Klimakrise begünstigt Vorkommen in Deutschland und Europa

wikipedia: Die Wanderlibelle (Pantala flavescens)


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Weitere Informationen zu Libellen (Odonata) im Internet

www.waldschrat-online.de: H. Gospodinova & H.- W. Wünsch: Die Libellen Nordrhein - Westfalens.

Arbeitskreises zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen: Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste

www.libellenwissen.de: Sehr viele Informationen über Libellen, Bestimmungshilfen, Fotogalerien uvm. von Andreas Thomas Hein

Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg e.V. (SGL): Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste, Kartierung, Biologie, Ökologie usw.


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