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Weißstieliger Glockenschüppling, Büscheliger Glockenschüppling -
Pholiotina (Conocybe) striipes (COOKE 1885) LUNDELL 1953
Artenprofil von Fredi Kasparek


Systematische Einordnung

Reich: Pilze (Fungi)
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Ordnung: Blätterpilze (Agaricales)
Familie: Mistpilzartige (Bolbitiaceae)
Gattung: Glockenschüppling (Pholiotina)

Synonyme:

siehe Anmerkung!

Fotos (© Fredi Kasparek)
MTB 4408/2 Gelsenkirchen-Herten (Hoppenbruchhalde)


(xxl-Foto)

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Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale, Beschreibung der Artmerkmale

Wissenschaftliche Fachbegriffe werden hier im Pilz-ABC erklärt!

Anmerkung: FRIES (1849) und COOKE (1885) fertigten die Originaldiagnosen von der heutigen Pholiotina striipes-pygmaeoaffinis an. Im Verlauf der Generationen sind diese beiden Arten (auch von namhaften Mykologen) immer wieder verwechselt, fehlinterpretiert und -bestimmt worden, oder sie wurden als Mixtum beschrieben. Nicht selten wurden sie daher in mykologischen Arbeitskreisen als Sammelart geführt. 1991 und 1994 stellte ENDERLE (Leipheim) in seinen Conocybe-Pholiotina-Studien ein klar umrissenes Abgrenzungskonzept zu P. striipes-pygmaeoaffinis vor, das dem heutigen Artenverständnis noch weitgehend entspricht und in modernen Bestimmungsschlüsseln verwendet wird.
Wie kompliziert die Suche nach dem korrekten Namen dieses Glockenschüpplings auch heute noch ist, soll nachfolgende Synonymliste verdeutlichen.
Erklärungen und Diskussionen zum Thema Nomenklatur sind in diesem Forum nicht vorgesehen, da sie hier in Kürze nur schwer verständlich zu vermitteln wären.

Einige Synonyme: Agaricus pygmaeoaffinis Fr.; Agaricus striipes Cooke; Conocybe friesii Lundell in Lundell & Nanf.; Naucoria striipes (Cooke) Sacc.; Conocybe pygmaeoaffinis (Fr.) Kühner; Pholiotina friesii (Lundell) Enderle; Pholiotina striipes (Cooke) Singer; Pholiotina pygmaeoaffinis (Fr.) Singer (Dieser Name wird heute von verschiedenen Autoren als das augenblicklich korrekte Epithet angesehen und verwendet).


Habitus: Kleinerer, gesellig bis büschelig wachsender Glockenschüppling mit gelb- bis ockerbraunem Hut und unberingtem Stiel. Hut und Stiel sind jung bereift und feucht wachsend mit zahlreichen Wassertröpfchen besetzt.

Hut: 1,5-5 cm Ø, jung glockig-konvex, später flach gewölbt, anfangs blass karamell-, dann ockerbraun, zuletzt auch zimtfarben, hygrophan, Hutrand glatt und gerade, frisch auffällig bereift und mit zahlreichen Tautröpfchen besetzt, die später schwinden und den Hut ± runzelig erscheinen lässt; bei Feuchtigkeit fein und unauffällig gerieft, matt oder schwach glänzend

Lamellen: jung blass beigeocker- bis zimt- oder rostbraun nachdunkelnd, engstehend, mit Lamelletten, am Stiel kurz ausgebuchtet angewachsen; Schneiden fein weißflockig, schartig-gezähnelt (Lupe!)

Stiel: 3-8 x 0,2-0,3 cm, zylindrisch, oft etwas verbogen, sehr zerbrechlich, hohl, auf ganzer Länge weißflockig behangen und frisch mit perlenden Wassertröpfchen behaftet; Stielbasis alt weiß seidig glänzend, aufsteigend rillig gerieft.

Fleisch: ockerbraun, hutfarben, dünn; Geruch schwach pilzartig, selten pelagoniumartig oder ganz fehlend. Geschmack undefiniert pilzartig, mild; Sporen mit deutlichem Keimporus; Zystiden in der Regel schlankbauchig mit zugespitztem Hals

Sporenpulver: rotbraun

Ökologie, Substrat, Lebensweise
Vornehmlich an krautig-grasigen Wegrändern mit Laubbaumbewuchs, in Wäldern und an Waldrändern, in Park-, Garten- und Friedhofsanlagen, auf alten Gesteinshalden in den unteren Bereichen die mit jungen Laubhölzern besetzt sind (siehe Profilabbildungen: Fundort Hoppenbruchhalde, Herten), humose, tonige, stickstoffhaltige Böden zwischen faulendem, diversem Pflanzenbewuchs und Totholz wird von dem Saprobiont Weißstieliger Glockenschüppling bevorzugt besiedelt.

Verwechslungsarten oder nahe Verwandte
Nicht nur Arten aus der nah verwandten Gattung Conocybe können mit dem Weißstieligen Glockenschüppling verwechselt werden, sondern auch Arten aus Fremdgattungen, wie z. B. Mürblinge (Psathyrella), Ackerlinge (Agrocybe), Häublinge (Galerina), Tintlinge (Coprinus), Trompetenschnitzlinge (Tubaria) u. a. Gattungen, in denen es reichlich ähnliche Arten gibt, die meist nicht nach makroskopischen Merkmalen erkannt werden können. Feldpilzkundler müssen schon eine gute Beobachtungsgabe - und nicht zuletzt mit kleinen Braunsporern jahrelange Erfahrungen gesammelt haben - um treffsichere Bestimmungen im Feld voraussagen zu können. Eine sichere Bestimmung dieser meist kleineren Pilze gelingt meist erst mit dem Mikroskop.
Die drei hier abgebildeten Arten sollen eher die unterschiedlichen Varianten in der Gattung Pholiotina verdeutlichen. Sie sind zwar an ihren Makromerkmalen vom Weißstieligen Glockenschüppling leicht zu trennen, nicht aber von anderen Gattungsverwandten und vor allem nicht von den sehr nahestehenden Arten der Samthäubchen (Conocybe). Die Faustregel, um Samthäubchen von Glockenschüpplingen zu unterscheiden lautet: Stiel ohne Ring und Zystiden bauchig mit kleinem runden Köpfchen (typisch den Spielpüppchen vom Spiel "Mensch ärgere dich nicht") = Samthäubchen. Glockenschüpplinge besitzen meist einen Stielring und ihre Zystiden sind ± bauchig-flaschenförmig, oft mit langem ausspindelndem Hals, selten zylindrisch, nie aber kopfig. Leider gibt es in diesen beiden Gattungen einige Ausnahmen, die selbst diese dürftige Faustregel in Frage stellt, was wiederum bedeutet: Ohne mikroskopische Untersuchung gelingt kaum eine korrekte Bestimmung.



Frühlings-Glockenschüppling (Pholiotina aporos, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto)

Der Frühlings-Glockenschüppling (Pholiotina aporos) besitzt wie die allermeisten Glockenschüpplinge einen gut ausgebildeten Stielring. Daher kann er vom stets unberingten Weißstieligen Glockenschüppling leicht getrennt werden. Seinen Artnamen aporos erhielt er wegen seiner Sporen ohne Keimporus. Ein Mikromerkmal, welches bei Glockenschüpplingsarten eher die Ausnahme ist. Sein deutscher Name deutet auf die frühe Erscheinungszeit (April-Mai) hin, im Gegensatz zu den meisten Glockenschüpplingen die erst vom Sommer bis zum Spätherbst erscheinen.



Runzeliger Glockenschüppling (Pholiotina rugosa, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto)

Ein typischer, kleinerer, bis 2 cm Ø großer Glockenschüppling ist der Runzelige Glockenschüppling (Pholiotina rugosa). Er besitzt, wie es sich für einen Glockenschüppling gehört, einen Stielring und Sporen mit einem Keimporus. Allenfalls verrät ihn sein manchmal stark runzeliger Hut im Alterszustand. Wenn er dem Finder dieses Merkmal nicht zur Schau stellt, kann er gleich mit mehreren Glockenschüpplingen verwechselt werden.



Behangener Glockenschüppling (Pholiotina vestita, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto)

Die dritte Variante zeigt den Behangenen Glockenschüppling (Pholiotina vestita). Dieser hat den Hutrand mit derben, weißen Velumflocken behangen die ziemlich gleichmäßig verteilt an ein Zahnrad erinnern. Bei jungen Fruchtkörpern verbindet das gut ausgeprägte Velum den Hutrand rundum mit dem Stiel. Nach Streckung des Pilzes reißt es mehrfach und bleibt wie beschrieben eine zeitlang an gut entwickelten Exemplaren erhalten. Bei älteren Fruchtkörpern schwindet oder trocknet das Velum ein. Die Sporen dieser Art sind wie beim Frühlings-Glockenschüppling unter dem Mikroskop ohne Porus zu erkennen. Eigentlich sollten diese zwei Merkmale (Velumreste am Hut und Sporen ohne Porus) reichen, um den Behangenen Glockenschüppling schon im Feld korrekt anzusprechen. Leider gibt es auch zu dieser Art weitere Verwandte die ganz ähnliche Velumverhältnisse zeigen, aber andere Sporengrößen und -formen besitzen.
Anhand der aufgezeigten, vielseitigen Erscheinungsformen, leuchtet jedem Pilzfreund ein, das ohne mikroskopische Überprüfung in den Gattungen Pholiotina und Conocybe kaum eine Bestimmung gelingen wird.
Die einzige hier vorgestellte Art, die in optimaler Erscheinungsform einigermaßen problemlos erkannt werden kann ist die Profilart. Wären da nicht die zahlreichen, ringlosen, ähnlichen Arten einiger Fremdgattungen die oben zwar erwähnt sind, wegen ihrer teilweise komplizierten Morphologie hier aber nicht mit einbezogen werden...

Giftigkeit bzw. Speisewert
Alle Arten der Gattung Pholiotina und Conocybe sind ungenießbar.

Erscheinungszeitraum
Der Weißstielige Glockenschüppling ist eine typische Herbst-Spätherbstart die in der Regel von Oktober bis Dezember erscheint.

Verbreitung/Häufigkeit in Deutschland
Pholiotina striipes ist in ganz Deutschland zerstreut verbreitet. In Norddeutschland seltener, gebietsweise sogar fehlend.

Verbreitung in NRW
Auch im nördlichen NRW sind dem Verfasser nur wenige Funde bekannt geworden. In den übrigen Landesteilen gilt der Weißstielige Glockenschüppling als zerstreut vorkommend.

Benutzte Literatur
BOLLMANN, A.; A. GMINDER & P. REIL (2007): Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze, 4. überarbeitete und erweiterte Auflage. Jahrbuch der Schwarzwälder Pilzlehrschau. Vol. 2

BREITENBACH, J. & F. KRÄNZLIN (1995): Pilze der Schweiz, Band 4. Blätterpilze 2. Teil, (als Conocybe (Pholiotina) pygmaeoaffinis. Verlag Mykologia Luzern

ENDERLE, M. (1991): Conocybe-Pholiotina Studien Teil 1 und 2. Z. Mykol. 57 (1)

HORAK, E. (2005): Röhrlinge und Blätterpilze in Europa. Verlag Elsevier GmbH, München

KAJAN, E. (1988): Pilzkundliches Lexikon

KASPAREK, F. (1999): Pilzzeitschrift "Der Tintling", Nr. 18, Heft 6. Porträt: Weißstieliger Glockenschüppling

KRIEGLSTEINER, G. J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (West) Band 1: Ständerpilze, Teil B: Blätterpilze. Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co.

KRIEGLSTEINER, G. J. (2003): Die Großpilze Baden-Württembergs, Band 4 Ständerpilze: Blätterpilze II. Verlag Eugen Ulmer Gmbh & Co., Stuttgart

LUDWIG, E. (2007): Pilzkompendium Band 2 Beschreibungen; Band 2 Abbildungen; Fungicon-Verlag, Ehrhard Ludwig

MEUSERS, M. (1996): Österreichische Zeitschrift für Pilzkunde, Heft 5. Bestimmungsschlüssel für europäische Arten der Gattungen Conocybe und Pholiotina

MICHAEL, E.; B. HENNIG & H. KREISEL, (1981): Handbuch für Pilzfreunde, Band IV. Blätterpilze, Dunkelblättler. Gustav Fischer Verlag Jena ? 1981


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Weitere Informationen zu Pilzen (Fungi) im Internet

www.tintling.de: Pilzzeitung (Der Tintling), Wochenkalender, Infos, Fachbeiträge, Fotos, Rezepte, Literatur...

www.pilzepilze.de: Forum, mehr als 500 Pilze in der Galerie, Interessantes über Pilze, Literaturempfehlungen...

www.pilzfinder.de: Sehr schöne Bildsuche, Kochrezepte, Pilze von A-Z, Tipps, Infos...


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