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Wacholderdrossel - Turdus pilaris LINNAEUS, 1758
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 23.10.2014


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Familie: Drosseln (Turdidae)

Fotos (© Axel Steiner)
Breckerfeld


(xxl-Foto)
11.10.2014

(xxl-Foto)
05.04.2011

(xxl-Foto)
06.06.2012
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale



Wacholderdrossel im Frühling inmitten von Scharbockskrautblüten (Foto: Axel Steiner, 05.04.2011, xxl-Foto per Bildklick)

Amselgroß; Stirn, Scheitel, Nacken, Halsseiten, Ohrdecken, Hinterrücken, Bürzel und Oberschwanzdecken grau gefärbt; rotbrauner Mantel; schwacher, schmaler hellbeiger oder gräulicher Überaugenstreif; Kehle und Brust gelblich bis rostgelb mit unterschiedlich dichten schwarzen Längsflecken; Unterseite weißlich mit großen dunklen Flecken an den Flanken; Schnabel gelborange mit dunkler Spitze; dunkelbraune Füße; langer fast schwarzer Schwanz; im Flug sind die weißen Unterflügeldecken erkennbar

Weibchen: wie das Männchen gefärbt, wobei die Farbintensität des Gefieders etwas blasser erscheint

Jungvögel: weniger kontrastreich gezeichnet; helle Flecken an Mantel und Schulterfedern

Das komplette Federkleid der Wacholderdrossel können Sie sich hier anschauen: www.vogelfedern.de



Detailaufnahme der Federn der Brustpartie einer Wacholderdrossel (Foto: Axel Steiner, xxl-Foto per Bildklick)

Stimme: Der zwitschernd-schnalzend-zeternde Gesang wird gern im Flug oder von einer Baumspitze vorgetragen. Oft hört man auch den charakteristischen schackernden Ruf. Einen kleinen Auschnitt des Gesangrepertoires der Wacholderdrossel (engl.= Fieldfare) können Sie sich hier anhören: www.vogelwarte.ch - Vögel der Schweiz.

Flug: Ihre Flugweise ist nicht so wellenförmig ausgeprägt wie bei der ähnlichen Misteldrossel. Nach 3-5 Flügelschlägen wird eine kurze Pause eingelegt.

Körperlänge: 24-27 cm; Spannweite: 39-42 cm; Flügellänge: ca. 14-15 cm
Gewicht: 80-140 g

Ähnliche Arten:
Singdrossel (Turdus philomelos): Oberseite oliv bis gräulich braun gefärbt; dunkelbraune Tropfenflecken auf der Brust, an den Flanken und Bauchseiten; mit 21-23 cm Körperlänge etwas kleiner

Misteldrossel (Turdus viscivorus): Oberseite graubraun; dunkelbraune Flecken an Kehle und Brust spitz dreieckig und an Bauch und Flanken meist queroval; mit 27-29 cm Körperlänge etwas größer;
Achtung: auch die Misteldrossel besitzt weiße Unterflügeldecken!

Lebensraum
Wacholderdrosseln brüten in offenen Laub- und Mischwäldern, Auwäldern, Gärten, Feldgehölzen, Waldrändern, Friedhöfen, Streuobstwiesen und Parks in kleinen Kolonien. Ideal sind benachbarte Wasserläufe und das Nebeneinander von Bäumen und offenem Land. Eine Vorliebe besteht auch für kalte und feuchte Lebensräume. Teilweise profitiert die Wacholderdrossel auch davon, dass sie in Städten und in der Landwirtschaft geeignete Lebensräume mit regenwurmreichen Wiesen besiedeln kann.



Wacholderdrossel auf Stacheldraht (Foto: Axel Steiner, 25.10.2011, xxl-Foto per Bildklick)

Biologie und Lebensweise



Diese Wacholderdrossel war bedauerlicher Weise Opfer eines Fensterscheibenaufpralls geworden und saß kurz benommen im Gras,
bevor sie wieder davonfliegen konnte (Foto: Axel Steiner, 11.10.2014, xxl-Foto per Bildklick)

Wacholderdrosseln sind insbesondere im Umfeld ihrer Kolonien sehr wehrhaft und schlagen Feinde (u. a. Raben- und Greifvögel, Katzen) in die Flucht, indem sie ihre Angreifer gelegentlich auch im Flug mit Kot bespritzen. Dies geht mit lautem Gezeter und Scheinangriffen einher. Früher zählte auch der Mensch zu den Feinden und hat Wacholderdrosseln in Europa massenhaft gefangen und gegessen.
Ab dem Herbst ziehen sie, gerne auch vergesellschaftet mit anderen Drosselarten (z. B. Rotdrosseln), in Trupps umher und besuchen auf der Suche nach Nahrung Obstgehölze. Dabei handelt es sich auch oft um Schwärme, die aus nördlichen und östlichen Brutgebieten stammen. Im Winter kann man die hübschen und bunten Vögel dann bei der Nahrungssuche in offenem Gelände (auf Wiesen und Feldern) beobachten.

 
 
 

Wacholderdrossel beim ausgiebigen Bad im heimischen Gartenteich. Schön erkennbar ist auch die bläuliche Nickhaut mit der die Vögel ihre Augen in gefährlichen Situation schützen. (Fotos: Axel Steiner, 20.07.2014, xxl-Foto per Bildklick)

Wacholderdrosseln - im Volksmund auch gerne als "Krammetsvögel" bezeichnet - führen vermutlich eine monogame Saisonehe.
Ihr Nest ist ein mit Erde, Moos, Wurzeln, kleinen Zweigen und Gras ausgekleideter tiefer Napf. Es wird in Gehölzen meist in Stammgabelungen oder auf stärken Ästen am Stamm gebaut. Im Flachland wird gerne auf Pappeln gebrütet.
Die Eier werden ab April und bis Ende Juni gelegt. Es finden 1-2 Jahresbruten statt.



Wacholderdrossel mit Nistmaterial (Foto: Axel Steiner, 06.03.2012, xxl-Foto per Bildklick)

Eier: (2-)5-6(-8) Eier; Aussehen sehr variabal; hell grünlichblau mit rostroter Zeichnung; Flecken häufig winzig und dicht; auch Kleckse; glatt und glänzend; spindelförmig; Größe: 28,4 x 21,3 mm

Brutdauer/Brutpflege: Brutdauer 10-13 (-14) Tage; nur das Weibchen brütet; beide Eltern füttern

Nestlingsdauer: (11-)12-16 Tage bleiben die Jungen im Nest. Mit 18 Tagen sind sie flugfähig und im Alter von 30 Tagen sind sie dann letztendlich selbständig. Dennoch werden sie auch dann noch gelegentlich von den Eltern gefüttert.

Nahrung
Die Nahrung der Wacholderdrossel besteht im Sommer hauptsächlich aus tierischen Anteilen, wie z. B. Regenwürmern, Käfern, Raupen, Heuschrecken und Ameisen. Die Würmer werden über das Gehör lokalisiert und aus dem Boden geholt. Wiesen mit hoher Regenwurmdichte sind bei Wacholderdrosseln besonders beliebt.
Bei der Nahrungssuche läuft oder hüpft die Wacholderdrossel eine Strecke, hält dann kurz an und pickt die anvisierte Beute auf.

   
   
   

Wacholderdrossel (Fotos: Axel Steiner, 25.10.2011, xxl-Foto per Bildklick)

Im Herbst und Winter werden hingegen auch Beeren (gerne Eberesche, aber auch Johannisbeeren, Holunder, Schlehe) und Früchte gefressen, wobei gerne Obstbäume (z. B. Kirschen) besucht werden und nach nicht abgeerntetem Obst (oft Äpfel) abgesucht.

Verbreitung in D/Welt
Wacholderdrosseln stammen ursprünglich aus den sibirischen Taigawäldern. Die Drosselart hat jedoch ihr Brutareal immer weiter nach Westen ausgedehnt und zählt seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch in Mitteleuropa zu den Brutvögeln. Inzwischen ist sie in Nord-, Nordost- und Mitteleuropa verbreitet.
Zurzeit reicht das Verbreitungsgebiet von Südostfrankreich, den Britischen Inseln, Fennoskandien bis nach Mittelsibirien. Die südliche Grenze stellen Norditalien und Griechenland dar.



Kopfmakro einer Wacholderdrossel (Foto: Axel Steiner, 11.10.2014, xxl-Foto per Bildklick)

Die Wacholderdrossel ist in Deutschland in allen Bundesländern ein verbreiteter und häufiger Brut-, Sommer- und Jahresvogel. Zudem kann man sie auch auf dem Durchzug oder als Wintergast antreffen. In der Ruhraue Garenfeld (Hagen) konnten z. B. im Dezember 1995 bis zu 1.500 Exemplare beobachtet werden (ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HAGEN, 2009).

Weltweite Verbreitungskarte der Wacholderdrossel bei Avibase

Verbreitung in NRW
In Westfalen wurde die Wacholderdrossel erstmals 1944 in Warburg und ab 1971 z. B. auch im EN-Kreis als Brutvogel nachgewiesen (ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HAGEN, 2009). Der Landesteil Nordrhein wurde erst ab 1968 besiedelt. Die weitere nordwestliche Verbreitung fand dann entlang der Flüsse statt (WINK et al., 2005).

 
 

Wacholderdrossel bei der Nahrungssuche (Fotos: Axel Steiner, 05.04.2011, xxl-Foto per Bildklick)

Sie kommt hierzulande im Bergland häufiger vor als im Tiefland. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt in den links- und rechtsrheinischen Mittelgebirgen. Aktuell liegt der Brutbestand in NRW bei 12.000-23.000 Brutrevieren (GRÜNEBERG et al., 2012). Auch im Umfeld der heimischen Streuobstwiese in Breckerfeld leben mehrere Brutpaare.
Seit den 1990er Jahren hat sich der Bestand NRW-weit jedoch annähernd halbiert.
Die Gründe dafür sind noch nicht ausreichend geklärt.

Benutzte Literatur
ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HAGEN (2009): Die Brutvögel Hagens. 1997-2008. - Hagen (Biologische Station Umweltzentrum Hagen e. V.), S. 223ff

BALZARI, C. et al. (2013): Vogelarten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz: In zwei Bänden: Band Singvögel, S. 148 f, Haupt-Verlag, Bern

BAUER, H.-G.; E. BEZZEL; W. FIEDLER (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Band 2. Passeriformes - Sperlingsvögel. AULA-Verlag, Wiebelsheim. 622 S.

FÜNFSTÜCK, H.-J.; A. EBERT & I. WEIß (2010): Taschenlexikon der Vögel Deutschlands. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 686 S.

GRÜNEBERG, C. et al.(2012): Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens, NWO & LANUV (Hrsg.), LWL-Museum für Naturkunde, Münster. 480 S.

JONSSON, L. (2010): Die Vögel Europas und des Mittelmeerraumes. Franckh-Kosmos Verlag. 559 S.

LIMBRUNNER, A; E. BEZZEL; K. RICHARZ & D. SINGER (2001/2007): Enzyklopädie der Brutvögel Europas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. Einbändige Sonderausgabe des 2001 erschienenen Doppelbandes. 860 S.

PETERSON, R.; G. MOUNTFORT & P. A. D. HOLLOM (1985): Die Vögel Europas: ein Taschenbuch für Ornithologen und Naturfreunde über alle in Europa lebenden Vögel. 14., verbesserte Aufl. Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin. 535 S.

RHEINWALD, G. & M. SCHMITZ (2007): Vögel zwischen Rhein und Weser. So wird Vogelbeobachtung zum Erlebnis. Ginster-Verlag, St. Katharinen, 344 S.

SINGER, D. (2008): Welcher Vogel ist das? Alle Vögel Europas. Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, Stuttgart. 430 S.

SVENSSON, L.; K. MULLARNEY & D. ZETTERSTRÖM (2011): Der Kosmos Vogelführer. Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. 2. Aufl., Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, Stuttgart. 448 S.

WINK, M.; C. DIETZEN & B. GIEßING (2005): Die Vögel des Rheinlandes. Ein Atlas der Brut und Wintervogelverbreitung 1990-2000. Beiträge zur Avifauna Nordrhein-Westfalens, Bd. 36. Bonn.


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Weitere Informationen zu Vögeln (Aves) im Internet

Avibase: Umfangreiches Datenbank-Informations-System über alle Vögel der Welt. Sie enthält nahezu 2 Million Aufzeichnungen über 10.000 Spezies und 22.000 Subspezies von Vögeln, einschließlich Verbreitungs-Informationen, Taxonomie, Synonyme in mehreren Sprachen und anderes.

birdnet.de: Das Deutsche Forum zum Thema Vögel. Aktuelles, Forum, Fotos, Archiv...


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