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Wespenbussard - Pernis apivorus (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 13.11.2018


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)

Fotos (© Ralf Steinberg)
Bergisch Gladbach


(xxl-Foto)
30.07.2010

(xxl-Foto)
01.06.2010
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale



Wespenbussard (Foto: © Ralf Steinberg)


Langer, schmaler Hals; kuckuckartig vorgestreckter relativ kleiner Kopf; langer Schwanz mit abgerundeten Kanten; Schwanzbänderung mit breitem dunklem Endband und 2 schmalen basisnahen Binden; Unterseite mit grob abgesetzten Querflecken auf dem Bauch; gelbe Iris;



Helle Farbmorphe des Wespenbussards (Foto © Sylvia Urbaniak - Greifvogelhilfe Rheinland, captive, xxl-Ansicht bei Fotoklick)

es gibt verschiedene Farbmorphen (dunkel, mitteldunkel, rötlich, hell) und farbliche Übergänge zwischen diesen Morphen; etwas langflügeliger als der Mäusebussard; "Silhouette von vorne im Gleitflug im Gegensatz zu Mäusebussard mit weich abwärts gebogenen Flügeln und ohne erkennbaren Bugknick" (SVENSSON, 2011)

Männchen: Oberseite matt grau; Kopf überwiegend grau; scharf abgesetzte schwarze Handschwingenspitzen; großer Abstand zwischen den dunklen Bändern auf den hellgrauen Schwung- und Steuerfedern; die dunkle Bänderung der Unterseite ist auch auf der Oberseite erkennbar
Weibchen: Oberseite graubraun; Unterseite stärker gebändert als beim Männchen; die dunkle Bänderung der Unterseite ist nicht auf der Oberseite erkennbar
Jungvögel: dunkle Iris und dunkle Augenmaske; sehr variable Gefiederfärbung (oft braun) und dem Mäusebussard sehr ähnlich; Schwungfedern dichter gebändert (4-5 Bänder statt 2-3 bei den Adulten)

Das linke Bild zeigt 2 Armschwingen und eine Handschwinge eines adulten Wespenbussard, das rechte Bild zeigt die ähnlichen Federn von Mäuse- und Wespenbussard im Vergleich (Fotos © Sylvia Urbaniak, größere Ansicht bei Fotoklick):

  

Das komplette Federkleid des Wespenbussard können Sie sich hier anschauen: www.federbestimmung.de


Körperlänge: 52-60 cm
Flügelspannweite: 130-150 cm
Flügellänge: 38-44 cm
Gewicht: Männchen: 632-836 g, Weibchen: 620-962 g

Ähnliche Arten:
Mäusebussard (Buteo buteo): kürzerer Hals und Schwanz; heller Brustgurt, etwas robuster gebaut; größerer Kopf

Rauhfußbussard (Buteo lagopus): weißer Schwanz mit einer einzelnen breiten Endbinde; rüttelt häufiger im Flug; befiederte Beine

Lebensraum
Wespenbussarde bevorzugen Wälder mit Lichtungen und Schneisen, bzw. Waldränder in der Nähe von offenem Gelände. Wenn als Nahrungsquellen nicht ausreichend Wespenbrut gefunden werden kann greifen Wespenbussarde gerne auf Amphibien zurück. Insofern gehören auch Feuchtgebiete (Tümpel, Quellen, Bäche) zu seiner Wunschausstattung.

Biologie und Lebensweise
Im PETERSON (1985) ist von einem schmetterlingsähnlichen Balzflug die Rede. Im LIMBRUNNER (2001/2007) wird dies wie folgt beschrieben: "Über dem Brutrevier, insbesondere der Nestumgebung, sieht man nach der Rückkehr die auffallenden Schauflüge, bei denen das Männchen segelnd steil in die Höhe zieht und am höchsten Punkt der Bahn die beiden Flügel senkrecht nach oben hält, sich schüttelt und dann wieder weiter segelt, um das merkwürdige Verhalten zu wiederholen."
Da die Tiere sehr standorttreu sind kommt es oft zu einer Paarbildung auch über mehrere Jahre hinweg.

Die Daten zu Nest, Eiern und Jungvögeln sind u. a. HARRISON (1975) entnommen:

Nest: Das Nest wird meist in einer Höhe von 15-20 m gebaut. Es hat einen Durchmesser von 65-90 cm und ist etwa 25-40 cm hoch und befindet sich in der Regel in Laubbäumen. Oft wird als Unterlage ein altes Nest (gerne Krähennester) genutzt. Während der Brutzeit werden ständig neue frische belaubte Äste nachgelegt.



Brütender Wespenbussard (Foto: © Ralf Steinberg, 18.02.2010, xxl-Foto)


Eier: Ab Ende Mai werden meist 2 (1-3) Eier im Abstand von 3-5 Tagen gelegt. Die rundlichen Eier sind hellbräunlich bis weiß gefärbt und fast vollständig mit roten bzw. kastanienbraunen Flecken bedeckt. Länge: 46-50 mm; Breite: 36-44 mm; Gewicht: 40-50 g



Wespenbussard-Eier (Foto © Sylvia Urbaniak - Greifvogelhilfe Rheinland, Museum, xxl-Ansicht bei Fotoklick)

Brutdauer/Brutpflege: 1 Jahresbrut. Die Brutzeit reicht von Mai bis August. Beide Elterntiere wechseln sich beim Brutgeschäft etwa 34 (30-37) Tage lang ab und bessern auch beide das Nest aus.

Nestlingsdauer: Nach dem Schlupf der Jungvögel ist in erster Linie das Männchen für die Versorgung der Familie zuständig. Zunächst werden ausschließlich Wespen- oder Hummellarven und erst später dann auch Fleisch von Kleintieren verfüttert. Ab dem 25. Tag sind die Jungvögel befiedert und nach 40-44 Tagen unternehmen sie ihre ersten Flugversuche, kehren jedoch noch bis ca. zum 55 Tag zum Nest zurück. Erst mit 75-100 Tagen sind die Jungvögel selbständig.

Wespenbussarde sind mit 1-2 Jahren geschlechtsreif, wobei die erste Brut in der Regel erst im 2. Lebensjahr stattfinden. Der älteste beringte Vogel wurde 29 Jahre alt.

Nahrung
Wespenbussarde suchen ihre Nahrung im niedrigen Flug oder von einem Ansitz aus. Sie leben u. a. von ausgegrabenen Wespenlarven und -puppen (etwa 75% der Nahrung), anderen Insektenlarven (auch Bienen und Hummeln), Reptilien, Amphibien, Nestlingen von anderen Vogelarten, Würmern, manchmal auch von Mäusen und sogar von reifem Obst (z. B. Kirschen). Beim Ausgraben der Nester setzt er geschickt Schnabel und Füße ein und kann bis zu 40 cm tief graben. Die Wespen versuchen währenddessen ihre Brut zu verteidigen - können dem Wespenbussard aber aufgrund dessen starker Befiederung und seiner hornigen Haut nicht viel anhaben.



Die beschuppten Füße des Wespenbussards bieten für Insektenstiche keine Angriffsfläche. Das Bild wurde während einer Narkose beim Tierarzt gemacht (Foto © Sylvia Urbaniak - Greifvogelhilfe Rheinland, xxl-Ansicht eines Fußes bei Fotoklick)

Die Bereiche um Augen und Schnabel sind mit verhornten Federn besonders geschützt. Ausserdem besitzen sie als Anpassung schmale zu einem Schlitz verengte Nasenlöcher. Die ausgegrabenen Waben werden samt Larven und Puppen während der Brutzeit zum eigenen Nest gebracht und an die Jungvögel verfüttert. Wespennester werden auch mehrmals aufgesucht bis sie restlos ausgebeutet sind.



Wespenbussard in Frontalansicht: Gut erkennbar sind die schmalen Nasenlöcher
(Foto © Sylvia Urbaniak - Greifvogelhilfe Rheinland, xxl-Ansicht bei Fotoklick)

Verbreitung in D/Welt
engl. = Honey Buzzard

Wespenbussarde kann man in fast ganz Europa antreffen. Sie brüten nicht im südlichen Teil der Iberischen Halbinsel, in Nordskandinavien und in großen Teilen der Britischen Inseln. Am häufigsten ist der Wespenbussard in Russland anzutreffen (ca. 60.-80.000 Brutpaare der insgesamt etwa 110.-160.000 Brutpaare). In Deutschland wird mit etwa 4000-5000 Brutpaaren gerechnet.
Er gilt als lückig verbreiteter und nicht häufiger Brut- und Sommervogel.



Juveniler Wespenbussard (Foto © Sylvia Urbaniak - Greifvogelhilfe Rheinland, xxl-Ansicht bei Fotoklick)

Als typischer Zugvogel gelangt der Wespenbussard im Mai zu uns und verläßt die hiesigen Breiten Ende August/September wieder um zurück ins tropische Afrika (Äquatorial- und Südafrika) zu fliegen. Zugstrecken von 6500-7000 km sind belegt. Im Herbst können gelegentlich größere Trupps beobachtet werden, die hoch am Himmel kreisen und sich mit Hilfe thermischer Aufwinde nach oben tragen lassen. Während des Zuges bewegen sich Wespenbussarde hauptsächlich im Gleitflug vorwärts, da aktiver Flügelschlag aufgrund ihres recht hohen Gewichtes sehr energieaufwändig wäre.

Hier kommen Sie zur weltweiten Verbreitungskarte des Wespenbussard bei Avibase!

Verbreitung in NRW
Wespenbussarde werden wohl sehr häufig mit dem Mäusebussard verwechselt, so dass man davon ausgehen kann, dass seine Vorkommen gelegentlich übersehen werden. Im Schnitt kann man in Abhängigkeit vom Naturraum etwa 2-4 Brutpaaren pro 100 km² voraussetzen (BAUER et al, 2005). U. a. kann er jedoch mit viel Glück im Naturpark Maas-Schwalm-Nette und in der Wahner Heide bei Köln, aber auch im Bergischen Land beobachtet werden (MONING & WEIß, 2007). Aber auch in Hagen (u. a. am Rehberg & Hallerkopp) sind Wespenbussarde bereits regelmäßig nachgewiesen worden (ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HAGEN et al, 2009) und die Fotos von Herrn Steinberg stammen aus dem zwischen den Städten Köln, Bergisch Gladbach und Rösrath gelegenen Königsforst. Eine NRW-Verbreitungskarte können Sie hier beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW abrufen.



Juveniler Wespenbussard in einer hellen Farbmorphe
(Foto © Sylvia Urbaniak - Greifvogelhilfe Rheinland, xxl-Ansicht bei Fotoklick)

In NRW werden Wespenbussarde in der Roten Liste der bedrohten Vogelarten (2009) mit dem Status 2 = stark gefährdet geführt. Ihr Gesamtbestand wird für ganz NRW auf gerade einmal 270-370 Brutpaare geschätzt (WINK et al., 2005) und die Bestände nehmen eher ab (Naturschutz Fachinformationssystem NRW). Das Wespenbussarde in NRW so selten sind liegt u. a. an ihren gehobenen Ansprüchen an eine reichhaltig strukturierte Landschaft mit Waldrändern, Altholzbeständen, Hecken, Kleingewässern und nahrungsreichen Südhängen. Weitere Gefährdungsursachen sind in dem gefährlichen Zugweg und in den Überwinterungsgebieten in Afrika zu suchen.

Benutzte Literatur
ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HAGEN/ A. WELZEL & S. SALLERMANN (2009): Die Brutvögel Hagens. 1997-2008. (Biologische Station Umweltzentrum Hagen e. V.) 306 S.

BAUER, H.-G; E. BEZZEL; W. FIEDLER (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Band 1. Nonpasseriformes - Nichtsperlingsvögel. AULA-Verlag, Wiebelsheim. 808 S.

HARRISON, C. (1975): Jungvögel, Eier und Nester aller Vögel Europas, Nordafrikas und des Mittleren Ostens: ein Naturführer z. Fortpflanzungsbiologie. Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin. 435 S.

HEINTZENBERG, F. (2006): Greifvögel und Eulen - Alle Arten Europas. Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, Stuttgart. 250 S.

JONSSON, L. (2010): Die Vögel Europas und des Mittelmeerraumes. Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, Stuttgart. 559 S.

LIMBRUNNER, A; E. BEZZEL; K. RICHARZ & D. SINGER (2001/2007): Enzyklopädie der Brutvögel Europas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. Einbändige Sonderausgabe des 2001 erschienenen Doppelbandes. 860 S.

MONING, C. & F. WEIß (2007): Vögel beobachten in Norddeutschland. Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, Stuttgart. 383 S.

PETERSON, R. (1985): Die Vögel Europas: ein Taschenbuch für Ornithologen und Naturfreunde über alle in Europa lebenden Vögel. 14., verbesserte Aufl. Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin. 535 S.

SINGER, D. (2008): Welcher Vogel ist das? Alle Vögel Europas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 430 S.

STEINBERG, R. (2010): Natürlich Bergisch. Juhr-Verlag, Wipperfürth. 176 S.

SVENSSON, L.; K. MULLARNEY & D. ZETTERSTRÖM (2011): Der Kosmos Vogelführer. Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. 2. Aufl., Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, Stuttgart. 448 S.

WINK, M.; C. DIETZEN & B. GIEßING (2005): Die Vögel des Rheinlandes. Ein Atlas der Brut und Wintervogelverbreitung 1990-2000. Beiträge zur Avifauna Nordrhein-Westfalens, Bd. 36. Bonn.


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Weitere Informationen zu Vögeln (Aves) im Internet

Avibase: Umfangreiches Datenbank-Informations-System über alle Vögel der Welt. Sie enthält nahezu 2 Million Aufzeichnungen über 10.000 Spezies und 22.000 Subspezies von Vögeln, einschließlich Verbreitungs-Informationen, Taxonomie, Synonyme in mehreren Sprachen und anderes.

Ein Kurzfilm über den Wespenbussard, präsentiert vom BUND auf youtube

birdnet.de: Das Deutsche Forum zum Thema Vögel. Aktuelles, Forum, Fotos, Archiv...


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