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Bekassine - Gallinago gallinago (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 01.09.2015


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Regenpfeiferartige (Charadriiformes)
Familie: Schnepfenvögel (Scolopacidae)

Fotos (© Petra Luncke)
Münster (Rieselfelder)


(xxl-Foto)
21.04.2015

(xxl-Foto)
21.04.2015
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

  

Bekassine in den Münsteraner Rieselfeldern (Fotos © Petra Luncke, 21.04.2015, xl-Fotos per Bildklick)


Langer gerader Schnabel; kurze grünliche Beine; untersetzter Körper; braunes Gefieder mit heller Streifung von Kopf und Oberseite; Flanken gebändert; schmale weiße Flügelbinden; Außenkanten des Schwanzes nur ganz wenig weiß; komplett weißer Bauch; Scheitel und Nacken längs gebändert

Beide Geschlechter sehen gleich aus.

Rufe: beim Abflug ein nasales "ätch"; zur Brutzeit ein stakkatoartiger Gesang "tük-ke"; im Flug "meckern" (s. u.)

Flug: im wellenförmigen Flug (bei Gefahr Zickzack-Flug) sind breite weiße Flügelhinterränder und helle Bänder auf den Flügelunterseiten erkennbar; der Schnabel ist im Flug abwärts gerichtet
Als Besonderheit können Bekassinen beim Balzen im Sturzflug mit Hilfe ihrer abgespreizten Steuerfedern einen meckernden Instrumentallaut erzeugen. Dies hat ihr im Volksmund auch den Namen "Himmelsziege" eingebracht.



Bekassine bei der Gefiederpflege (Foto © Petra Luncke, 21.04.2015, xxl-Foto per Bildklick)


Das komplette Federkleid der Bekassine können Sie sich hier anschauen: www.federbestimmung.de


Körperlänge: (23-) 25-27 (-28) cm (davon ca. 7 cm Schnabel)
Flügelspannweite: (37-) 39-43 (-47) cm
Gewicht: 80-140 g


Ähnliche Arten:

Doppelschnepfe (Gallinago media): sehr ähnlich aber kürzer Schnabel, breiterer Körperbau, komplett gebänderter Bauch, deutliche weiße Flügelbinden; Außenkanten des Schwanzes auffallend weiß

Waldschnepfe (Scolopax rusticola): Scheitel und Nacken quer gebändert

Zwergschnepfe (Lymnocryptes minimus): wesentlich kleiner; ohne Weiß am Schwanz; nur Durchzügler oder Wintergast

Lebensraum
Als Lebensräume kommen nass-feuchte Biotope, wie z. B. Küsten, Moore, feuchte Wiesen, Verlandungszonen, sumpfige Stellen im Kulturland und Schlammflächen in Frage.



Bekassine (Foto © Petra Luncke, 21.04.2015, xxl-Foto per Bildklick)

Biologie und Lebensweise
Bekassinen überwintern selten in unseren Breitengraden. Sie kommen von März bis Mai aus ihren Winterquartieren in Südeuropa im Mittelmeergebiet (insbesondere wohl Südfrankreich, Spanien und Portugal) und verlassen uns zwischen Juli und Oktober meist wieder. Aufgrund milder Winter ist es seit den 90er Jahren in NRW aber immer wieder auch zu Überwinterungen gekommen (RHEINWALD & SCHMITZ, 2007).
Ab Ende März/Anfang April beginnen die Bekassinen dann mit der Eiablage.

  

Bekassine bei der Landung (Fotos © Kevin Winterhoff, 01.06.2009, xxl-Fotos per Bildklick)


Die Vögel sind tag- und nachtaktiv mit einem Schwerpunkt in der Dämmerung.

 
 

Bekassine (Fotos © Petra Luncke, 21.04.2015, xxl-Fotos per Bildklick)


Nest: Das gut versteckte Nest wird auf feuchtem Untergrund mit altem Pflanzenmaterial ausgekleidet. Oft wird in Seggen oder Binsen genistet.

Eier: (2-) 4 (-5); Farbe: weißlichgrün bis hellgrün oder -olivolivbräunlich bis gelbbräunlich; dunkle Flecken; kleine Tupfen; selten auch Kritzellinien; glatt mit schwachem Glanz; oval bis kreiselförmig; Größe: 39,2 x 27,9 mm; Gewicht: 17 g

Brutdauer/Brutpflege: 18-20 Tage; das Weibchen brütet; das Männchen bleibt in Nestnähe

Nestlingsdauer: Die Jungen sind Nestflüchter und verlassen bereits am ersten Tag das Nest. Sie werden von beiden Eltern gefüttert und sind im Alter von 4-5 Wochen voll flugfähig. Bereits nach 19/20 Tagen können sie erste Flugversuche unternehmen.

Bei Gefahr drücken sich Bekassinen an den Boden (die Intertarsalgelenke knicken dann ein) und fliegen bei einer Fluchtdistanz von 10-15 m plötzlich in einem Zickzackflug auf. Am Nest oder in Nähe der Jungen lenken die Elterntiere potentielle Feinde ab, indem sie ihren Schwanz auf- und abklappen und spreizen ("Verleiten").
Die älteste beringte Bekassine wurde gut 18 Jahre alt.

Nahrung

  

Bekassine bei der Nahrungssuche (Fotos © Petra Luncke, 21.04.2015, xxl-Fotos per Bildklick)

Bei der Nahrungssuche stochert die Bekassine ruckartig mit ihrem langen Schnabel im Schlamm herum. Dabei sucht sie Kleintiere wie z. B. Schnecken, Regenwürmer, div. Insektenlarven, aber auch Samen und Früchte von Seggen, Binsen und Kräutern. Die hochsensible Schnabelspitze ist mit Sinnesorganen ausgestattet, die auf Berührungsreize reagieren. Der Oberschnabel ist zudem vorne biegsam und ergibt somit eine perfekte Pinzette.

Verbreitung in D/Welt
(engl. = Common Snipe)

Das eurasische Brutareal der Bekassine reicht von Island, den Faröer-Inseln, den Britischen Inseln sowie den Azoren auf das eurasische Festland nach Süden bis Südfrankreich, Norditalien und das südöstliche Europa. Ostwärts reicht es bis Kamtschatka. Nordwärts brüten Bekassinen bis ans Nordkap.

In Deutschland brütet die Bekassine insbesondere im Norden. Im Süden und Westen ist sie eher lückig verbreitet. In ganz Deutschland leben heute nur noch 5.500 bis 6.700 Brutpaare. Am häufigsten trifft man sie noch in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg an.



Bekassine im Energiesparmodus (Foto © Kevin Winterhoff, 01.06.2009, xxl-Foto per Bildklick)

Weltweite Verbreitungskarte der Bekassine bei Avibase. Insgesamt wird sie in der Roten Liste der bedrohten Tierarten Deutschlands mit dem Status 1 = vom Aussterben bedroht geführt (SÜDBECK et al., 2009).
Entwässerungsmaßnahmen, Zerstörung von Feucht- und Sumpfgebieten, Abbau von Mooren und die Jagd während des Vogelzugs machen der Bekassine hierzulande arg zu schaffen.

Verbreitung in NRW
In NRW leben nur noch etwa 66-86 Brutpaare der Bekassine. Die besten Chancen diesen Vogel einmal live zu sehen hat man wohl im Westfälischen Tiefland und im Münsterland. Brutplätze sind u. a. Moore im Kreis Minden-Lübbecke und im Kreis Steinfurt. Auch in der Lippeniederung, am Unteren Niederrhein und in der Wahner Heide kann die Bekassine mit viel Glück angetroffen werden (GRÜNEBERG et al., 2013).

Düstere Prognosen prophezeien, dass die hiesigen Bestände bereits zu gering sind um langfristig ein Brutvorkommen der Bekassine in NRW zu sichern. Ihr langfristiger Entwicklungstrend zeigt leider relativ steil abwärts.
Auch in der Roten Liste der bedrohten Tierarten NRWs ist sie mit dem Status 1S = vom Aussterben bedroht geführt.

Aus diesem Grunde wurde die Bekassine vom NABU auch zum Vogel des Jahres 2013 gewählt. In der sehr empfehlenswerten NABU-Broschüre (Die Bekassine - Vogel des Jahres 2013. 16-seitiges pdf-Dokument) zu diesem Anlass erfahren Sie alles Wesentliche zur Bekassine. Interessant ist auch das NABU-Video zu diesem Thema.

Der Kommentar zur Einstufung der Bekassine in der Roten Liste der Brutvögel NRWs (2008) lautet:

"Mit der Zerstörung der Hoch- und Niedermoore ging der Bestand der Bekassine in den vergangenen 100 Jahren deutlich zurück, was auch durch die Besiedlung extensiven Grünlandes nicht aufgehalten werden konnte. Großflächige Entwässerung, Grünlandumbruch und eine intensivere Grünlandnutzung haben auch kurzfristig zu starken Bestandsabnahmen geführt. Es sind weitere Maßnahmen im Rahmen des Feuchtwiesen- und Moorschutzes notwendig, um eine Trendumkehr der negativen Bestandsentwicklung zu erreichen." (SUDMANN et al., 2008)

Benutzte Literatur
BAUER, H.-G.; E. BEZZEL; W. FIEDLER (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Band 1. Nonpasseriformes - Nichtsperlingsvögel. AULA-Verlag, Wiebelsheim. 808 S.

FÜNFSTÜCK, H.-J.; A. EBERT & I. WEIß (2010): Taschenlexikon der Vögel Deutschlands. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 686 S.

GRÜNEBERG, C. et al.(2013): Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens, NWO & LANUV (Hrsg.), LWL-Museum für Naturkunde, Münster. 480 S.

JONSSON, L. (2010): Die Vögel Europas und des Mittelmeerraumes. Franckh-Kosmos Verlag. 559 S.

LIMBRUNNER, A; E. BEZZEL; K. RICHARZ & D. SINGER (2001/2007): Enzyklopädie der Brutvögel Europas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. Einbändige Sonderausgabe des 2001 erschienenen Doppelbandes. 860 S.

NABU (2013): Die Bekassine - Vogel des Jahres 2013. 16-seitiges pdf-Dokument

PETERSON, R. (1985): Die Vögel Europas: ein Taschenbuch für Ornithologen und Naturfreunde über alle in Europa lebenden Vögel. 14., verbesserte Aufl. Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin. 535 S.

RHEINWALD, G. & M. SCHMITZ (2007): Vögel zwischen Rhein und Weser. So wird Vogelbeobachtung zum Erlebnis. Ginster-Verlag, St. Katharinen, 344 S.

SUDMANN, S. R.; C. GRÜNEBERG; A. HEGEMANN; F. HERHAUS; J. MÖLLE; K. NOTTMEYER; W. SCHUBERT; W. v. DEWITZ; M. JÖBGES & J. WEISS (2008): Rote Liste und Artenverzeichnis der Brutvogelarten - Aves - in Nordrhein-Westfalen. 5. Fassung, Stand Dezember 2008. Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz - LANUV NRW. pdf

SÜDBECK, P.; H.-G. BAUER; M. BOSCHERT; P. BOYE & W. KNIEF (2009): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands 4. Fassung, 30. November 2007. IN: Naturschutz und Biologische Vielfalt 70(1), Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands: Band 1: Wirbeltiere. Bundesamt für Naturschutz, S. 159-227.

SVENSSON, L.; K. MULLARNEY & D. ZETTERSTRÖM (2011): Der Kosmos Vogelführer. Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. 2. Aufl., Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, Stuttgart. 448 S.

WINK, M.; C. DIETZEN & B. GIEßING (2005): Die Vögel des Rheinlandes. Ein Atlas der Brut und Wintervogelverbreitung 1990-2000. Beiträge zur Avifauna Nordrhein-Westfalens, Bd. 36. Bonn.


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Weitere Informationen zu Vögeln (Aves) im Internet

Avibase: Umfangreiches Datenbank-Informations-System über alle Vögel der Welt. Sie enthält nahezu 2 Million Aufzeichnungen über 10.000 Spezies und 22.000 Subspezies von Vögeln, einschließlich Verbreitungs-Informationen, Taxonomie, Synonyme in mehreren Sprachen und anderes.

birdnet.de: Das Deutsche Forum zum Thema Vögel. Aktuelles, Forum, Fotos, Archiv...


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