Homepage

Konzeptidee

Artenlisten

Artenprofile

Naturschutz-Praxis

Chronologie

Links

Buchempfehlungen

Newsletter

Natur-Videos

Fotogalerie

Dank an...

Spiel

Suche

Kontakt & Spende

Hilfe

Impressum


 
 

Trauerschnäpper - Ficedula hypoleuca (PALLAS, 1764)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 28.02.2017


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Familie: Schnäpperverwandte (Muscicapidae)

Fotos (© Axel Steiner)
Breckerfeld (MTB 4710/2)


(xxl-Foto)
24.05.2014

(xxl-Foto)
04.05.2014

(xxl-Foto)
25.05.2014
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
24.05.2014

(xxl-Foto)
25.05.2014

(xxl-Foto)
25.05.2014
Besondere Merkmale
rundlicher, kräftiger Körperbau; kleiner als Sperling oder Kohlmeise; kurzschwänzig; helle Unterseite; ansonsten schwarz/braun und weiß/schmutzig-weiß gefärbt; kurzer schwarzer Schnabel; Oberseite variabel gefärbt von schwarz bis graubraun; auffällige weiße Flügelbinde



Männlicher Trauerschnäpper - schön erkennbar an den hellen Stirnflecken (Foto © Axel Steiner, 25.05.2014, Breckerfeld)

Weibchen: ohne weißen Stirnfleck; oberseits düster braungrau gefärbt; weiße Flügelbinde schwächer ausgeprägt als beim Männchen

Männchen: mit weißem ungeteilten oder zweigeteilten Stirnfleck (kann jedoch im Schlichtkleid fehlen!); Wangen und Ohrdecken schwarz; Halsseiten weiß; mehr Weißanteile auf Außenfahnen der Schirmfedern; im Prachtkleid rußschwarz-weiß gefärbt

Jugendkleid: Stirn bis Nacken und Wangen hellbraun gestrichelt; Kehle und Vorderbrust braun gefleckt




Steuerfedern des Trauerschnäppers (Foto © Sylvia Urbaniak: greifvogelhilfe.de, xxl-Ansicht bei Fotoklick)

Das komplette Federkleid des Trauerschnäppers können Sie sich hier anschauen: www.vogelfedern.de

Körperlänge: 12-13,5 cm
Flügelspannweite: 21,5-24 cm
Flügellänge: 7,7-8,5 cm
Gewicht: 11-14 g

Gesang: Den Gesang des Trauerschnäppers und die Schnäpper-typischen kurzen Jagdflüge können Sie sich hier in einem kleinen eigenen Video (9,4 MB) ansehen und anhören. Die Aufnahme entstand am 26.04.2014 in Breckerfeld im eigenen Garten. Der Vogel singt dabei von der Spitze einer ca. 30 m hohen Buche. Im Hintergrund singt zeitweise auch ein Zilpzalp. Am selben Baum brütete der Trauerschnäpper dann in etwa 3 m Höhe in einem Nistkasten (siehe Bilder!). In der ersten Maihälfte ist der Gesang des Trauerschnäppers recht häufig zu hören. Der Gesang findet auch - wie ich selber beobachten konnte - im Ortswechselflug statt. Dabei wechselt der Vogel von Baum zu Baum und steckt sein Territorium stimmlich ab.


Ähnliche Arten:
Der ähnliche Halsbandschnäpper (Ficedula albicollis) kommt in NRW nicht vor. Die Männchen besitzen ein weißes Halsband und einen größeren weißen Stirnfleck.

Dem Grauschnäpper (Muscicapa striata) fehlen die deutlich sichtbaren schwarz-weißen Färbungsmuster. Er ist mit einer Größe von ca. 14,5 cm etwa so groß wie ein Sperling und wirkt unscheinbarer gräulich gefärbt.

Lebensraum
Der perfekte Trauerschnäpper-Lebensraum sieht wie folgt aus: alte naturnahe Laubhochwälder mit wenig Unterwuchs, Obstwiesen, Gärten mit älterem Baumbestand, Friedhöfe oder Waldränder mit reichlich vorhandenen natürlichen oder vom Menschen angebotenen Nistmöglichkeiten.



Trauerschnäpper in seinem Lebensraum (Foto © Axel Steiner, 26.04.2014, Breckerfeld)

Der Standort des besiedelten Nistkasten in Breckerfeld liegt in etwa 3 m Höhe an einer mehrstämmigen etwa 30 m hohen Buche, inmitten eines großen naturnah gestalteten Gartens. Im Garten finden sich kleinere Rasenflächen, Staudenbeete, Laubbäume/-sträucher (u. a. Buche, Ahorn, Kastanie, Birke, Linde, Hasel, Rotdorn, Holunder, Wildrosen), Wildblumenrabatten, aber auch 4 kleinere Teiche. An den Garten grenzt eine mehrere Tausend m² große - zeitweise mit 5 Kühen besiedelte - Wiese mit alten Obstbaumbeständen an. Die hier typische Vogelwelt setzt sich u. a. aus Buch- und Grünfinken, Blau-, Kohl-, Sumpf- und Schwanzmeisen, Rotkehlchen, Feldsperlingen, Wacholderdrosseln, Amseln, Ringeltauben, Eichelhähern, Elstern, Heckenbraunellen, Goldammern, Gimpeln, Mönchsgrasmücken und Buntspechten zusammen.

Biologie und Lebensweise
Trauerschnäpper erscheinen in NRW ab etwa Mitte April. Das Männchen besetzt ein Revier und zeigt es durch seinen territorialen Gesang auch an.
Die Männchen paaren sich oft auch mit anderen Weibchen und beteiligen sich wohl gelegentlich sogar an mehreren Bruten (LIMBRUNNER et al., 2001/2007). Trauerschnäpper konkurrieren um geeignete Nistplätze u. a. mit verschiedenen Meisenarten. Was sich für sie sehr nachteilig auswirkt ist, dass sie als Langstreckenzieher erst sehr spät ihre Reviere besetzen können. Oft sind die besten Brutplätze bereits an Standvögel vergeben. Es kann sogar dazu kommen, das bereits genutzte Meisennester rigoros überbaut werden. Es ist allerdings auch schon beobachtet worden, dass aufgegebene Trauerschnäpper-Gelege von Blaumeisen übernommen und mit den eigenen Jungen gemeinsam ausgebrütet und aufgezogen worden sind (ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HAGEN, 2009).

  
  
  


Flugstudien des Trauerschnäppers am Nistkasten (Fotos © Axel Steiner, 25.05.2014, Breckerfeld)

Die Brutzeit liegt in den Monaten Mai/Juni. Mitte August/Anfang September verlassen die Trauerschnäpper Deutschland und verbringen als Langstreckenzieher den Winter in den Baumsavannen Westafrikas südlich der Sahara. Im Herbst ziehen sie über Spanien und Portugal in Richtung Afrika, während sie im Frühjahr auf einer anderen Route über das Mittelmeer zwischen Spanien und Italien in Richtung Deutschland wieder zurückkehren (RHEINWALD & SCHMITZ, 2007). Hierbei spricht man von "Schleifenzug".

Nest: in Baumhöhlen oder Nistkästen; lockeres Nest aus trockenen Blättern, Rinde, Baststreifen und Gräsern; Muldendurchmesser ca. 55 mm, Muldentiefe ca. 45 mm; Nestbau vom Weibchen in 4-8 Tagen

  

Bilder vom obigen Trauerschnäpper-Nest bei der Nistkastensäuberung (Fotos © Axel Steiner, 22.02.2015, Breckerfeld)

Eier: Anzahl (3-)6-7(-9); zart bläulichgrün, selten auch mit einigen rötlichbraunen Spritzern; glatt; mit schwachem Glanz; spindelförmig; Größe: 17,6 x 12,7 mm; Gewicht: durchschnittlich 1,7 g

Brutdauer/Brutpflege: 12-17 Tage; das Weibchen brütet und wird vom Männchen gefüttert; meist nur eine Jahresbrut; jedoch bei Verlust der ersten Brut eine Ersatzbrut

Nestlingsdauer: (11-)13-16(-18) Tage; beide Eltern füttern

Trauerschnäpper können bis zu 11 Jahre alt werden, weisen jedoch nur eine durchschnittliche Generationslänge von etwa 3 Jahren auf (FÜNFSTÜCK, H.-J. et al. 2010).
Sie zucken bei Erregung mit nur einem Flügel und schlagen mit dem Schwanz (RHEINWALD & SCHMITZ, 2007).



Trauerschnäpper getarnt im Schatten einer Buche (Foto © Axel Steiner, 26.04.2014, Breckerfeld)

Nahrung
Alle Fliegenschnäpper-Arten starten von ihren Singwarten zu kleinen Jagdflügen und schnappen Insekten aus der Luft oder sammeln sie von Blättern ab. Je nach Angebot setzt sich ihr Nahrungsspektrum u. a. aus Schmetterlingen (auch Raupen), Haut- und Zweiflüglern, Käfern, Spinnen und Weberknechten zusammen. Beeren und Früchte, wie z. B. vom Hartriegel oder Holunder, werden wohl nur ausnahmsweise gefressen.

 
 
 

Studien der Jagd eines Trauerschnäppers (Fotos © Axel Steiner, 04.05.2014, Breckerfeld)

Bei schlechtem Wetter findet die Nahrungssuche auch vermehrt am Boden statt (BAUER et al., 2005). Trauerschnäpper ziehen Nistkästen sogar natürlichen Bruthöhlen vor (RHEINWALD & SCHMITZ, 2007). Es soll Regionen geben in denen Trauerschnäpper fast ausschließlich in künstlichen Nisthöhlen nisten (BAUER et al., 2005).

  

Trauerschnäpper am Nistkasten (Fotos © Axel Steiner, 25.05.2014, Breckerfeld)

Verbreitung in D/Welt
In Europa weit verbreitet, jedoch in großen Teilen des Mittelmeerraumes, in Island, im nördlichen Skandinavien und in den Steppengebieten des Ostens fehlend (BALZARI, C. et al., 2013). Die Trauerschnäpper-Bestände unterliegen z. B. in Abhängigkeit von verregneten/kalten Sommern oder fehlenden Nistmöglichkeiten, starken Schwankungen. Seit den 90er-Jahren nehmen die Bestände in Deutschland, aber auch in ganz Europa, ab (GRÜNEBERG et al., 2012). Dennoch gilt die Art aktuell als ungefährdet. Deutschlandweit wird von etwa 250.000 Brutpaaren ausgegangen (BALZARI, C. et al., 2013).



Trauerschnäpper (Foto © Axel Steiner, 24.05.2014, Breckerfeld)

Das Fehlen von hinreichend Nistmöglichkeiten (Verlust höhlenreicher Altholzbestände) macht dem Trauerschnäpper zu schaffen. Es zeichnet sich wohl auch ab, dass aktuelle Klimaveränderungen zu einer - für den Trauerschnäpper - ungünstigen Verschiebung der maximalen Nahrungsverfügbarkeit gesorgt haben (GRÜNEBERG et al., 2012).
Hier können Sie sich die weltweite Verbreitungskarte des Trauerschnäppers (engl. = European Pied Flycatcher) bei Avibase ansehen.

Verbreitung in NRW
Mit Ausnahme der waldarmen Agrarbereiche des Niederrheinischen Tieflandes und der nadelwaldreichen Hochlagen über 400 m ist der Trauerschnäpper in NRW weit verbreitet. In der Vergangenheit gab es in NRW starke Schwankungen der Trauerschnäpper-Bestände. Der aktuelle Brutbestand liegt in NRW etwa bei 4.800-8.000 Revieren und damit nur noch bei etwa der Hälfte der Bestände in den 90er Jahren. In NRW muss man somit von abnehmenden Beständen bzw. einem Abwärtstrend sprechen (GRÜNEBERG et al., 2012). In Hagen wird der Bestand auf etwa 40 Brutpaare geschätzt (ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HAGEN, 2009).



Trauerschnäpper-Weibchen (Foto © Axel Steiner, 25.05.2014, Breckerfeld)

Mit zunehmender Toleranz gegenüber stehendem Totholz, aber auch mit dem Anbringen von Nistkästen kann man dem Trauerschnäpper "helfend unter die Flügel" greifen.

Benutzte Literatur
ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HAGEN (2009): Die Brutvögel Hagens. 1997-2008. - Hagen (Biologische Station Umweltzentrum Hagen e. V.), S. 223ff

BALZARI, C. et al. (2013): Vogelarten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz: In zwei Bänden: Band Singvögel, S. 156 f, Haupt-Verlag, Bern

BAUER, H.-G.; E. BEZZEL; W. FIEDLER (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Band 2. Passeriformes - Sperlingsvögel. AULA-Verlag, Wiebelsheim. 622 S.

FÜNFSTÜCK, H.-J.; A. EBERT & I. WEIß (2010): Taschenlexikon der Vögel Deutschlands. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 686 S.

GRÜNEBERG, C. et al.(2012): Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens, NWO & LANUV (Hrsg.), LWL-Museum für Naturkunde, Münster. 480 S.

JONSSON, L. (2010): Die Vögel Europas und des Mittelmeerraumes. Franckh-Kosmos Verlag. 559 S.

LIMBRUNNER, A; E. BEZZEL; K. RICHARZ & D. SINGER (2001/2007): Enzyklopädie der Brutvögel Europas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. Einbändige Sonderausgabe des 2001 erschienenen Doppelbandes. 860 S.

RHEINWALD, G. & M. SCHMITZ (2007): Vögel zwischen Rhein und Weser. So wird Vogelbeobachtung zum Erlebnis. Ginster-Verlag, St. Katharinen, 344 S.

SVENSSON, L.; K. MULLARNEY & D. ZETTERSTRÖM (2011): Der Kosmos Vogelführer. Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. 2. Aufl., Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, Stuttgart. 448 S.

WINK, M.; C. DIETZEN & B. GIEßING (2005): Die Vögel des Rheinlandes. Ein Atlas der Brut und Wintervogelverbreitung 1990-2000. Beiträge zur Avifauna Nordrhein-Westfalens, Bd. 36. Bonn.


Zur Buchliste weiterer interessanter Vogel-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zu Vögeln (Aves) im Internet

Avibase: Umfangreiches Datenbank-Informations-System über alle Vögel der Welt. Sie enthält nahezu 2 Million Aufzeichnungen über 10.000 Spezies und 22.000 Subspezies von Vögeln, einschließlich Verbreitungs-Informationen, Taxonomie, Synonyme in mehreren Sprachen und anderes.

birdnet.de: Das Deutsche Forum zum Thema Vögel. Aktuelles, Forum, Fotos, Archiv...


Zur Linkliste weiterer interessanter Vogel-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de