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Schwarzgraue Wegameise - Lasius (Lasius s. str.) niger (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 30.10.2017


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
Teilordnung: Stechimmen (Aculeata)
Familie: Ameisen (Formicidae)
Unterfamilie: Schuppenameisen Formicinae

Fotos (© Axel Steiner, det. Holger Sonnenburg)
Breckerfeld


xxl-Foto
17.07.2017
Arbeiterin

xxl-Foto
17.07.2017
Arbeiterin

xxl-Foto
17.07.2017
Weibchen
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Vorab einige Anmerkungen zur Bestimmung von Ameisen:
Die Bestimmung von Ameisen ist sehr schwer und in der Regel wenigen Fachleuten vorbehalten. Standardbestimmungsschlüssel, wie der von SEIFERT (2007) sind von Laien nur äußerst schwer nachzuvollziehen. Ferner sind Artbestimmungen anhand von Fotos meist nicht seriös machbar. Um eine Artbestimmung vornehmen zu können müssen selbst Fachleute oft mehrere Individuen eines Ameisennestes unter dem Binokular oder Mikroskop betrachten. Dies ist leider nur an toten und somit bewegungsunfähigen Indivuen möglich.

Der Gattungs-Bestimmungsschlüssel nach SCHAEFER (2006) ist hingegen auch mit etwas Glück an lebenden Exemplaren mit Hilfe einer Lupe nachvollziehbar. Seriöser Weise sollte man sich dann als Laie mit dem Herausfinden der Ameisen-Gattung zufriedengeben.

Hier nun der Gattungs-Bestimmungsweg nach SCHAEFER (2006):

  1. Nur das 1. Abdominalsegment als Stiel (Schuppe oder Knoten) ausgebildet
  2. Zwischen 2. und 3. Segment keine Einschnürung. Ohne Wehrstachel
  3. Abdomenstiel mit deutlicher Schuppe. Clypeus von Fühlerbasen durch Furche abgegrenzt (> Schuppenameisen (Formicinae))
  4. Mandibeln breit, mit breitem Innenrand
  5. Fühler dicht am Clypeus eingelenkt
  6. Fühler 12-gliedrig. größer als 2,3 mm
  7. Größe 2,5-5 mm. Innenstreifen neben den Stirnleisten meist schwach konvex. Glieder 4-8 der Fühler jeweils meist kürzer als Glieder 10-12. Ocellen klein, oft fehlend (>Gattung Lasius)
Merkmale der Art nach SEIFERT (2007), Erklärungen nach Ameisenwiki.de:

  • Behaarung auf dem Clypeus (= Kopfschild, unterster Teil am Kopf unterhalb des Fühleransatzes) dicht
  • PDCL (der mittlere Haarabstand auf dem Clypeus muss recht aufwändig ermittelt werden) im Nestmittel <16 μm
  • Körperhaare deutlich kürzer: längste Haare auf dem Pronotum etwa so lang wie der Durchmesser des Scapusendes (Scapus = langes Schaftglied des Fühlers)
  • die längsten Haare auf der Kopfunterseite deutlich kürzer als der Durchmesser des Scapusendes
Das Stielglied zwischen dem Thorax und dem Hinterleib bildet bei den Schuppenameisen eine flache, aufrecht stehende Schuppe. Die Färbung des Körpers variiert von dunkel- bis schwarzbraun. Zwischen der relativ dichten Behaarung finden sich immer wieder einzelne längere Haare.

Merkmale nach STITZ, H. (1914):

Arbeiterin:
Kopf, Thorax und Abdomen braun gefärbt;
Antennenschäfte, Gelenke der Beine und die Tarsen bräunlich bis rötlichgelb;
Antennenschäfte und Schienen mit abstehenden Borsten.

Weibchen:
Kopf schmaler als der Thorax, Abdomen nicht breiter als dieser.
Dunkelbraun gefärbt;
Mandibeln, Antennenschäfte, Schienen und Tarsen rotbraun;
Flügel nicht bräunlich getrübt;
Antennenschäfte und Schienen mit abstehenden Borsten;
Abdomen mit dichter Behaarung (=Pubeszenz).

Männchen:
Oberkopf hinten massig ausgerundet;
Mandibeln mit Apicalzahn und ungezähntem Innenrand;
Braun bis dunkelbraun gefärbt;
Antennengeisseln, Gelenke der Beine und die Tarsen hellbraun;
Flügel nicht bräunlich getrübt;
Antennenschäfte und Schienen abstehend behaart.



Abbildung aus STITZ (1914),
xl-Foto per Bildklick



Größe: Arbeiterin: 2-5 mm; Männchen: 3,5-4,7 mm; Königin: (6,6-) 8-9 (-10) mm



Arbeiterin von Lasius niger (Foto © Axel Steiner, Breckerfeld, 17.07.2017, xxl-Foto per Bildklick)




 
 

Schwärmende Männchen von Lasius niger. Bei Gefahr werden die Männchen von den Arbeiterinnen in Sicherheit gebracht. Auf dem Bild unten links kann man erkennen, wie eine Arbeiterin am Bein des Männchens zieht um es in die richtige Richtung zu lenken.
(Fotos © Axel Steiner, Breckerfeld, 17.07.2017, xxl-Foto per Bildklick)




 
 

Weibchen von Lasius niger beim Schwärmen. Interessant ist der erhebliche Größenunterschied zwischen Weibchen und Arbeiterinnen. Die Weibchen gründen als Königinnen neue Staaten (Fotos © Axel Steiner, Breckerfeld, 17.07.2017, xxl-Foto per Bildklick)


Ähnliche Arten:
Wie oben bereits geschildert gibt es kaum Ameisenarten, die auch von Laien schnell und sicher bestimmt werden können. Die Gattung Lasius stellt dabei keine Ausnahme dar. Allein in NRW gibt es 13 Lasius-Arten, wobei auch Ameisen anderer Gattungen als Verwechslungsarten in Frage kommen.
Insbesondere die Schwesternart Lasius platythorax, die erst vor relativ kurzer Zeit von Lasius niger abgetrennt und als eigene Art beschrieben wurde ist äußerst schwer von Lasius niger zu trennen.

Lebensraum
Die Schwarzgraue Wegameise bevorzugt mäßig trocken-warme (xerotherme) und eher mittlere, nicht extreme Umweltbedingungen (mesophile) in ihrem Lebensraum. Ein geeignetes Umfeld findet sie in Städten, Parks, Gärten, Wiesen, an Waldrändern und auf Ackerland. Aufgrund dieser sehr genügsamen Ansprüche ist sie die häufigste Lasius-Art in diesen Lebensräumen.



Unter dieser Steinplatte befindet sich ein Nest der Schwarzgrauen Wegameise
(Foto © Axel Steiner, Breckerfeld, 05.08.2017, xxl-Foto per Bildklick)

Sie dringt sogar als anpassungsfähiger Kulturfolger bis in die Stadtzentren vor und legt ihre Nester auch unter Pflastersteinen oder an Mauersockeln an. Während andere Ameisenarten Wert auf ganztägige Besonnung des Nestplatzes legen ist Lasisus niger weniger auf diese Bedingungen festgelegt.
In schattigem Wald oder feuchten Mooren fehlt sie jedoch.

Biologie und Lebensweise
Schwarzgraue Wegameisen bauen ihre Nester im Boden unter Steinen, unter Baumrinde, Brettern oder unter morschem Holz. Die Nester sind oft auch oberirdisch in Form von lockeren Erdhügeln erkennbar. Oft sind diese Hügel auch mit Gras durchwachsen. Die Erdnester bestehen aus einer reich gekammerten Erdkuppel und ist mit der Außenwelt durch Löcher verbunden, die von kleinen Lehmwällen umrahmt sind. Auch unter Steinplatten von Fußwegen oder in Hausfundamenten und Mauern kann man Nester der Art finden.

 
 
 

Wenn das Nest von Lasius niger freigelegt wird bringen die Arbeiterinnen schleunigst alle Kokons in Sicherheit. Die gezackten greifzangenartigen Mundwerkzeuge sind bei dieser Arbeit perfekte Werkzeuge. Die letzten beiden Bilder zeigen den Moment bei dem bei der Gartenarbeit eine Gehwegplatte angehoben werden musste und das letzte Bild ist genau 9 Minuten später entstanden. Die weißen Kokons waren zu diesem Zeitpunkt bereits alle abtransportiert worden
(Fotos © Axel Steiner, Breckerfeld, 06.08.2017, xxl-Foto per Bildklick)

Auch die hier gezeigten Bilder vom Schwärmverhalten dieser Art sind bei mir im Garten an einem in den Bruchsteinmauern des Gartenhauses befindlichen Nest entstanden.
Die Lasius niger-Arbeiterinnen sind im Hochsommer nicht nur tagsüber sondern oft auch nachts mit dem Sammeln von Nahrung beschäftigt. Fachleute bezeichnen den Vorgang des Nahrung-Sammelns als "furagieren".

Ein durchschnittliches Nest besteht aus etwa 14.000 sterilen weiblichen Arbeiterinnen. Diese können im Mittel knapp 1.000 Männchen und knapp 200 Vollweibchen (= Gyne) hervorbringen, die dann mit Hilfe ihrer Flügel während der Schwärmzeit das Weite suchen und für die Gründung neuer Kolonien sorgen.
Der Vorgang des "Schwärmens" der Geschlechtstiere findet in der Schwärmzeit von Juni bis September an schwülwarmen Tagen bei 16-24°C zwischen 11:30 und 18:00 Uhr statt. Die geflügelten Männchen und Weibchen fliegen in einem eindrucksvollen Spektakel ab und paaren sich in einiger Entfernung des Nestes.

 
 

Lasius niger beim "Schwärmen". Sowohl geflügelte als auch ungeflügelte Ameisen quellen in großer Anzahl aus allen Nesteingängen. Die geflügelten Geschlechtstiere (Männchen und Weibchen) fliegen nach längerem "Hin und Her" ab und werden bei diesem Vorgang eskortiert und bewacht von den Arbeiterinnen (Fotos © Axel Steiner, Breckerfeld, 17.07.2017, xxl-Foto per Bildklick)


Bei etwa einem Viertel der Staatenneugründungen schließen sich mehrere Weibchen zusammen (= Pleometrose) und bauen den Staat zunächst gemeinsam auf. Dies gibt ihnen einen entscheidenden Entwicklungsvorsprung gegenüber Einzelgründungen und Angriffe oder Plünderungen anderer Ameisen können so besser abgewehrt werden. Nach der Gründungsphase, wenn die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind, kommt es dann allerdings zu Auseinandersetzungen an deren Ende nur noch ein Vollweibchen im Nest verbleibt.

Die Entwicklungsdauer der Eier beträgt durchschnittlich etwa 14 Tage.



Eier der Schwarzgrauen Wegameise (Fotos © Axel Steiner, Breckerfeld, 13.10.2017, xxl-Foto per Bildklick)

Im Anschluss daran entwickeln sich die Larven in etwa 10 Tagen.



Larven der Schwarzgrauen Wegameise (Fotos © Axel Steiner, Breckerfeld, 09.08.2017, xxl-Foto per Bildklick)

Auch die Puppen-Entwicklung nimmt in etwa weitere 10 Tage in Anspruch.



Kokons im Nest von Lasius niger (Fotos © Axel Steiner, Breckerfeld, 06.08.2017, xxl-Foto per Bildklick)

Insgesamt benötigt die Entwicklung von der Eiablage bis zum Schlüpfen der ersten Arbeiterin somit im Durchschnitt 34 Tage (27-41 Tage).

 
 

Junge und noch nicht ausgefärbte Arbeiterinnen von Lasius niger
(Fotos © Axel Steiner, Breckerfeld, 05.08.2017, xxl-Foto per Bildklick)

Von den Nestern ziehen sich oft Ameisenstraßen bis zu den Blattlauskolonien. Die Kolonien werden gelegentlich sogar mit Erdkrümeln überbaut, sodass man von "Blattlausställen" sprechen kann. Bei Gefahr können Schwarzgraue Wegameisen aus ihren Giftdrüsen mit hochgestrecktem Hinterkörper ein Giftsekret versprühen.

Schwarzgraue Wegameisen begünstigen die Vermehrung von Blattläusen, weil sie ihre Blattlauskolonien beschützen und die Tiere regelrecht züchten. Sie können ein erstaunliches Alter erreichen. Die Weibchen können im Freiland 15 und die Arbeiterinnen immerhin 7 Jahre alt werden. In Gefangenschaft wurde eine Königin sogar 28 Jahre gehalten.

Nahrung
Schwarzgraue Wegameisen ernähren sich hauptsächlich von Ausscheidungen von Blatt- und Wurzelläusen.

 
 
 
 

Wurzelläuse saugen unterirdisch an den Wurzeln verschiedener Pflanzen. Sie geben überschüssigen Zucker in Form von Honigtautropfen ab. Dieser wird dann von Lasius niger "geerntet". Bei Gefahr bringen sie die Wurzelläuse in Sicherheit - wie die Bilder zeigen
(Fotos © Axel Steiner, Breckerfeld, 15.07.2013 (1-3) und 22.03.2012 (4-8), xxl-Fotos per Bildklick)

Die Läuse werden mit den Fühlern betrillert und dazu animiert am Körperende einen zuckerhaltigen Topfen auszuscheiden. Dieser wird dann umgehend von der Ameise aufgesaugt.

 
 
 
 

Lasius niger in ihren Blattlauskolonien an einer Ackerkratzdistel. Erkennbar ist das Betrillern der Blattläuse und das Aufsaugen der ausgeschiedenen Honigtautropfen. Dabei werden die Fühler wie Hände zu Hilfe genommen
(Fotos © Axel Steiner, Breckerfeld, 05.06.2017, xxl-Fotos per Bildklick)

Neben der Vorliebe für den Honigtau der Läuse jagt die Ameisenart auch Insekten oder besucht Blüten und gilt insgesamt als Allesfresser.
Lasius niger kann auch gelegentlich innerhalb von Häusern lästig werden. Ein konsequentes verschließen aller möglichen Nahrungsquellen (u. a. Zucker, Marmelade) sollte aber dann Abhilfe leisten.

Verbreitung in D
Die Schwarzgraue Wegameise ist in Europa und Asien verbreitet. Ihre Grenzen liegen westlich etwa bei 10°, östlich zieht sich das Verbreitungsgebiet bis zum Baikal (105°), nördlich bis Finnland (66°) und auch südlich breitet sich die sehr anpassungsfähige Ameisenart immer weiter in der mediterranen und südlichen borealen Zone aus.

Lasius niger ist in Deutschland überall sehr häufig und vermutlich die häufigste Ameisenart in ganz Mitteleuropa.

Verbreitung in NRW
Auch in NRW ist die Schwarzgraue Wegmeise sehr häufig und nicht gefährdet.

Benutzte Literatur
ameisenwiki.de

BELLMANN, H. (2005): Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos-Naturführer, Franckh-Kosmos Verlag. - Stuttgart. 336 S.

BELLMANN, H. (2007): Der neue Kosmos Insektenführer. Kosmos-Naturführer, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG. - Stuttgart. 446 S.

CHINERY, M. (2012): Pareys Buch der Insekten - über 2000 Insekten Europas. Kosmos-Naturführer, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG. - Stuttgart. 327 S.

LÖBF - LANDESANSTALT FÜR ÖKOLOGIE, BODENORDNUNG UND FORSTEN NORDRHEIN-WESTFALEN (2004): Stechimmen in Nordrhein-Westfalen – Ökologie, Gefährdung, Schutz. – Schriftenreihe der Landesanstalt für Ökologie, Landschaftsentwicklung und Forstplanung Nordrhein-Westfalen 20: 327 S., Recklinghausen.

SAUER, F. (1992): Bienen, Wespen und Verwandte nach Farbfotos erkannt. Sauers Naturführer. - Nottuln, Fauna-Verlag. 115 S.

SEIFERT, B. (2007): Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas. lutra Verlags- und Vertriebsgesellschaft. 368 S.

SCHAEFER, M. (2006): Brohmer: Fauna von Deutschland. Ein Bestimmungsbuch unserer heimischen Tierwelt. 22., neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 809 S.

SEDLAG, U. (1986): Insekten Mitteleuropas - Beobachten und Bestimmen. Neumann Verlag Leipzig, Radebeul. 408 S.

STITZ, H. (1914): Die Ameisen (Formicidae) Mitteleuropas, insbesondere Deutschlands. Schroeder, Insekten Mitteleuropas. II. Bd.

ZAHRADNIK, J. (1985): Hautflügler. Artia Verlag. 191 S.


Zur Buchliste weiterer interessanter Hautflügler-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zu Grabwespen (Spheciformes) im Internet
ameisenwiki.de: umfangreiche Informationen über Ameisen

ameisenforum.de: Bestimmung von Ameisen und Diskussion über Ameisen, Haltung von Ameisen

ameisenportal.eu: Bestimmung von Ameisen und Diskussion über Ameisen, Haltung von Ameisen

Zur Linkliste weiterer interessanter Hautflügler-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de