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Schneeweißer Buchen-Dachpilz
Pluteus pellitus (PERS. 1801 : FR. 1821) KUMMER 1871
Artenprofil von Fredi Kasparek
Letzte Änderung: 10.07.2017


Systematische Einordnung

Reich: Pilze (Fungi)
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Ordnung: Blätterpilze (Agaricales)
Familie: Dachpilzartige (Pluteaceae)
Gattung: Dachpilz (Pluteus)

Fotos (© Fredi Kasparek)
MTB 4408/2 Gelsenkirchen-Herten (Schloßwald Herten), Hoppenbruch-Halde, Hoheward-Halde


(xxl-Foto)
Die kleinen beigefarbenen Begleitpilze sind Psathyrella candolleana (Schmalblättriger Mürbling)
   
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale, Beschreibung der Artmerkmale

Wissenschaftliche Fachbegriffe werden hier im Pilz-ABC erklärt!

Anmerkung: Dachpilze sind makroskopisch nur sehr schwer zu bestimmen. Manche Arten lassen sich im Feld absolut nicht sicher ansprechen. Das äußere Erscheinungsbild einer Art ist oft von mehreren Faktoren geprägt. Dabei trägt die Witterung (feucht, trocken, warm, kalt, windig) und das Substrat oft eine erhebliche Rolle zur augenblicklichen Habituserscheinung bei, so dass sich die Art sehr verändert und den vorgegebenen Literaturbeschreibungen kaum noch entspricht. Von daher sind Fehlbestimmungen vorprogrammiert. Grundsätzlich sollten Dachpilze generell mikroskopisch untersucht werden. So manche Art die am Fundort mit einem totsicheren Namen getauft wurde, war am Abend nach der mikroskopischen Überprüfung sicher tot.




Schneeweißer Buchen-Dachpilz (Foto © Fredi Kasparek, Herten Schlosspark, xxl-Ansicht bei Bildklick)

Makromerkmale:

Hut: 4-10 cm Ø, milchweiß, leicht konvex-gewölbt, Zentrum hin und wieder ± flach gebuckelt, in diesem Bereich färbt sich der Hut im Alter gerne cremegelblich, Rand scharf, feucht kurz und fein gerieft und alt rosafarben durchscheinend, Huthaut matt und glatt

Lamellen: breit, gedrängt stehend, frei, (Pluteus-Arten gehören zu den Freiblättlern deren Lamellen den Stiel nie erreichen), jung weiß, bei Reife rosafarbig, Schneiden gleichfarbig, feinst bereift, (Lupe!)



Detailansicht der Lamellen des Schneeweißen Buchen-Dachpilz (Foto © Fredi Kasparek, xxl-Ansicht bei Bildklick)

Stiel: 6-11 x 0,8-2 cm, voll, zur Basis verdickt, durchgehend weiß, jung glatt, reif und alt fein faserschuppig

Fleisch: weiß, im Hut weich, im Stiel fester und faserig, Geruch und Geschmack meistens fehlend, nach Literatur gelegentlich rettich- oder honigartig


Mikromerkmale:

Basidien: 25-35 x 8-11 µm, zylindrisch-bauchig, mit 4 Sterigmen

Sporen: 5,5-8 x 4-5,5 µm, breit ellipsoid-ovoid, reif mit winzigen, unreglmäßigen Einschlüssen, Apiculus vorhanden, Einzelspore fast hyalin bis blass rosa, Sporenpulver rötlichocker; Cheilozystiden keulig, ballon-bis birnenförmig, 23-85 x 8-20 µm, unregelmäßig auf der gesamten L.-schneide vorkommend, selten fehlend, manchmal schwer zu lokalisieren

Pleurozystiden: reichlich vorhanden, 48-93 x 14-22 µm, doppelwandig, Oberteil schlankhalsig, mit 2-3 (4) hakigen Auswüchsen, selten mit zusätzlichem Seitensporn, Mittelteil ± bauchig, zur Basis wieder verjüngend

HDS: aus hyalinen, zylindrischen bis schlank keuligen Elementen bestehend die septiert aber schnallenlos sind

Ökologie, Substrat, Lebensweise
In Laubwäldern oder in Parks etc. vorkommend, hauptsächlich (oder immer?) an vermodernden alten Buchenstubben, gerne einzeln wachsend, jedoch nicht ausschließlich! Pluteus pellitus ist eine äußerst wärmeliebende Art die zwar in Deutschland gut verbreitet ist, jedoch nicht zu den "Allerweltspilzarten" zählt. Sie tritt in mäßig warmer Sommerzeit kaum in Erscheinung oder kann ganz ausbleiben. Der Schneeweiße Buchen-Dachpilz ist wie alle Dachpilzarten ein reiner Sabrobiont.



Schneeweißer Buchen-Dachpilz (Foto © Fredi Kasparek, xxl-Ansicht bei Bildklick)

Verwechslungsarten oder nahe Verwandte
Ein naher, kräftiger Verwandter, Pluteus petasatus (Braunschuppiger Dachpilz) kann fast weißlich in Erscheinung treten. Doch meistens zeigt sein Hut schwache Beige- oder Brauntöne mit feiner Beschuppung. Es gibt weitere, „normal“ braunhütige Dachpilzarten wie Pluteus cervinus, P. plautus, oder P. pouzarianus die selten auch Albinovarianten ausbilden. Hobbypilzkundler ohne Mikroskop und entsprechende Vorkenntnisse haben kaum ein Chance diese Variitäten korrekt zu bestimmen. Selbst erfahrene Pilzkundler und Pluteus-Kenner müssen feine, diverse, unterschiedliche Mikromerkmale der jeweiligen Arten unterscheiden und zuordnen können. Leider habe ich von den genannten Arten lediglich Pluteus plautus in weißlicher Form gefunden.
In Fremdgattungen die weiße Fruchtkörper ausbilden gibt es auch reichlich Verwechslungsarten. Hier im Bild vorgestellt werden Leucoagaricus leucothites (Rosablättriger Egerlingsschirmpilz) und Amanita palloides var. alba. (Grüner Knollenblätterpilz).

Pluteus plautus (Verschiedenfarbiger Dachpilz) erscheint nie reinweiß. Er wächst an anderen holzigen Substraten, höchstens zufällig auch an Buche. Seine Pleurozystiden besitzen apikal keine Haken im Gegensatz zu Pluteus pellitus.



Verschiedenfarbiger Dachpilz (Foto © Fredi Kasparek, Herten (Katzenbusch), xxl-Ansicht bei Bildklick)


Leucoagaricus leucothites, der Rosablättrige Egerlings-Schirmpilz hat immer einen ausgeprägten Stielring den kein Dachpilz besitzt. Er erscheint eher im offenem Gelände wie Parks, Gärten, Trockenrasen, auf Kompost-oder Rindenabfällen etc.



Rosablättrige Egerlings-Schirmpilz (Foto © Fredi Kasparek, Herten (Halde Hoppenbruch), xxl-Ansicht bei Bildklick)


Amanita phalloides var. alba, der Grüne Knollenblätterpilz kann ebenfalls mit dem Schneeweißen Buchen-Dachpilz verwechselt werden. Dies könnte fatale Folgen haben, denn diese Art ist tödlich giftig. Leicht zu erkennen ist sie am stets vorhandenem Stielring sowie seine Stielbasis-Volva, die jung aus einer Gesamthülle besteht, dann durch Strecken des Fruchtkörpers reißt, und so als offene Scheide an der Stielbasis erhalten bleibt. Beide Merkmale gibt es bei Dachpilzen nicht.



Grüner Knollenblätterpilz (Foto © Fredi Kasparek, xxl-Ansicht bei Bildklick)

Giftigkeit bzw. Speisewert
Dachpilze sind generell nicht giftig. Allerdings gibt es unter ihnen auch keine guten Speisepilze. Die allermeisten Arten gelten wegen ihres miserablen Geschmackes als ungenießbar.

Erscheinungszeitraum
Pluteus pellitus ist ein ausgesprochener Sommerpilz der Wärme liebt und daher hauptsächlich in den Monaten Juni bis September in Erscheinung tritt. Die Art wächst einzeln, meistens aber zu wenigen gesellig, nur selten büschelig.

Verbreitung/Häufigkeit in Deutschland
Nach meinen Beobachtungen gehört der Weiße Buchen-Dachpilz eher zu den Pilzarten, die nur zögerlich in Erscheinung treten, sofern die Witterung ihren Ansprüchen nicht genügt.

Verbreitung in NRW
Hier gelten ähnliche Bedingungen wie in ganz Deutschland.

Benutzte Literatur
BOLLMANN, A., A. GMINDER, & P. REIL (2007): Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze, 4. überarbeitete und erweiterte Auflage. Jahrbuch der Schwarzwälder Pilzlehrschau. Vol. 2

BREITENBACH, J. & F. KRÄNZLIN (1995): Pilze der Schweiz, Band 4. Blätterpilze 2. Teil. Verlag Mykologia Luzern

HORAK, E. (2005): Röhrlinge und Blätterpilze in Europa, Bestimmungsbuch. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag

KAJAN, E. (1988): Pilzkundliches Lexikon. Einhorn-Verlag, Schwäbisch Gmünd.

KRIEGLSTEINER, G. J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (West) Band 1: Ständerpilze, Teil B: Blätterpilze. Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co.

KRIEGLSTEINER, G. J. (2003): Die Großpilze Baden-Württembergs, Band 4 Ständerpilze: Blätterpilze II. Verlag Eugen Ulmer Gmbh & Co. Stuttgart

LUDWIG, E. (2007): Pilzkompendium Band 2 Beschreibungen, FUNGICON-Verlag & Verlagsbuchhandlung

LUDWIG, E. (2007a): Pilzkompendium Band 2 Abbildungen, FUNGICON-Verlag & Verlagsbuchhandlung, Ehrhard Ludwig

MEUSERS, M. & S. Meusers (1984): Die Gattung Pluteus (Literaturnachweise) Unveröffentlichtes Kompendium, 1-251, Kempen

MICHAEL, E.; B. HENNIG & H. KREISEL (1978): Handbuch für Pilzfreunde, Band III. Blätterpilze - Hellblättler und Leistlinge. Gustav Fischer Verlag Jena

RYMAN, S. & I. HOLMASEN (1992): Pilze. Bernhard Thalacker Verlag Braunschweig


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Weitere Informationen zu Pilzen (Fungi) im Internet

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