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Buntspecht - Dendrocopos major (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 27.12.2014


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Familie: Spechte (Picidae)

Synonyme:

Picoides major

Fotos (© Axel Steiner)
Breckerfeld


(xxl-Foto)
17.02.2013
Männchen

(xxl-Foto)
07.04.2013
Männchen

(xxl-Foto)
17.02.2013
Männchen
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
14.11.2010
Weibchen

(xxl-Foto)
07.04.2013
Männchen

(xxl-Foto)
10.08.2013
Jungvogel
Besondere Merkmale
Interessantes zum wissenschaftlichen Namen Dendrocopos major: Aus dem griechischen stammt der Gattungsname "Dendron" = Baum und "kopos" = Schlagen (Substantiv), während der lateinische Artname "major" = größer bedeutet.

  

Balancier-Stützschwanz eines männlichen Buntspechts in Aktion (Fotos © Axel Steiner, xxl-Fotos per Bildklick)

In etwa amselgroße Vogelart mit auffällig kontratreichem schwarz-weiß-rotem Gefieder.
Schwarzer Rücken mit großen, ovalen, weißen Schulterflecken; rote Unterschwanzdecken und Steiß, scharf vom weißlichen Bauch abgesetzt; durchgehender schwarzer Bartstreif über die weißen Wangen bis zum Schnabel und schwarzer Querstreif über die hintere Ohrgegend bis zum Genick; Unterseite und Flanken ungestreift weiß (die Unterseite verfärbt sich allerdings durch vermehrten Kontakt mit den Baumstämmen meist düster beige); Schnabel grau; Füße schwarzgrau; Schwanzfedern schwarz mit weiß gebänderten äußeren Schwanzseiten



Gut erkennbar ist hier die Schutzhaut des Auges. Wenn der Vogel mit dem Schnabel auf etwas einhackt wird das Auge zur Vorsicht geschlossen und geschützt. (Foto © Axel Steiner, xxl-Fotos per Bildklick)



Detailaufnahme der imposanten Krallen. Damit ist es den wendigen Vögeln problemlos möglich sich an den senkrechten Baumstämmen festzukrallen und z. B. auf Nahrungssuche zu gehen. (Foto © Axel Steiner, xxl-Fotos per Bildklick)

Männchen: mit rotem Nackenfleck

Weibchen: ohne roten Nackenfleck

Jungvögel: juvenile Männchen und Weibchen mit komplett rotem, schwarz eingefaßten Scheitel; heller rosafarbener Steiß



Buntspechte halten sich nicht so häufig am Boden auf. Wenn, dann bewegen sie sich dort hüpfend fort.
Dieses Männchen suchte an einer Futterstelle ausnahmsweise auch auf dem Boden nach Nahrung.
(Foto © Axel Steiner, 17.02.2013, xxl-Fotos per Bildklick)

Körperlänge: (20-) 22-23 (-24) cm
Spannweite: 34-39 cm
Flügellänge: 12,9-14,9 cm
Gewicht: Männchen: 87,5-97 g; Weibchen: 71,5-93,4 g

Ruf: Sehr lauter und harter Ruf "kick". Dieser Ruf wird bei Erregung schnell wiederholt. Diesen Ruf können Sie sich hier bei der Schweizer Vogelwarte anhören. Männchen und Weibchen trommeln sehr schnell (ca. 10-15 Schläge in 0,4-0,8 s) an abgestorbenen Bäumen/Ästen.

Flug: Buntspechte fliegen in tiefen, wellenförmigen Bögen geradlinig und zielgerichtet. In den Ruhephasen legen sie ihre Flügel an. Sie können eine Fluggeschwindigkeit von etwa 40 km/h erreichen.

Federn: Das komplette Federkleid eines Buntspechtes können Sie sich hier bei vogelfedern.de ansehen.
Eine Auswahl der Buntspecht-Federn zeigen diese Fotos (unten: die Steuerfedern) von Sylvia Urbaniak (größere Ansicht bei Fotoklick)



Ähnliche Arten:

Kleinspecht (Dendrocopos minor): deutlich kleiner (Größe: 14-15 cm); Oberseite dicht gebändert; keine Rotfärbung am Steiß; ohne ovalen, weißen Schulterfleck



Kleinspecht (Foto © Ralf Steinberg, 18.12.2010, Heiligenhaus-Abtsküche, xxl-Foto per Bildklick)

Weißrückenspecht (Dendrocopos leucotos): Größe: 24-26 cm; weiße Rückenbänderung; längerer Trommelwirbel (ca. 2 s)

Mittelspecht (Dendrocopos medius): Größe: 20-22 cm; vollständig roter Scheitel; unvollständige Wangenzeichnung; Zeichnung der Flanken/Unterseite

Blutspecht (Dendrocopus syriacus): schwarzer Verbindungsstreif zwischen Bartstreif und Nacken fehlt; Steiß eher rosafarben; helle Schnabelborsten; Flanken fein dunkel gestrichelt; eine nicht in NRW zu erwartende Vogelart

Lebensraum



So sieht ein geeigneter Lebensraum eines Buntspechtes aus (Foto © Axel Steiner, 19.05.2012, xxl-Foto per Bildklick)

Bevorzugte Lebensräume des Buntspechts sind Wälder jeglicher Art (gerne naturnahe Eichen-Hainbuchenwälder), Gärten mit hohen und älteren Bäumen, baumreiche Parks und Friedhöfe, Alleen und Gehölze. Die Wälder werden mit wachsendem Baumalter und steigendem Totholzanteil immer dichter vom Buntspecht besiedelt.



Buntspecht an seiner Nisthöhle (Foto © Ralf Steinberg, 18.05.2010, xxl-Foto per Bildklick)

Lediglich in intensiv ackerbaulich genutzten, gehölzfreien Landschaften sind Buntspechte nicht anzutreffen.



Buntspecht-Makro (Jungvogel, Foto © Axel Steiner, 10.08.2010, xxl-Foto per Bildklick)

Biologie und Lebensweise
Die Hauptbalzzeit des Buntspechts ist das Frühjahr, wobei die Balz bereits im Januar beginnt. In diesem Zeitraum wird das Brutrevier auch aggressiv gegen Artgenossen verteidigt. Die mit Abstand häufigste heimische Spechtart beginnt dann Anfang/Mitte April bis Juni mit der Eiablage. Beide Elterntiere übernehmen die Brutpflege und anschließend auch die Fütterung der Jungvögel. Eine Brutschicht dauert in etwa eine Dreiviertelstunde. Nachts brütet - wie bei allen Spechtarten - immer das Männchen.



Buntspecht-Makro (Jungvogel, Foto © Axel Steiner, 10.08.2010, xxl-Foto per Bildklick)

Nisthöhle: Die Nisthöhlen werden meist jedes Jahr neu selbst gezimmert oder es werden bereits fertige Höhlen genutzt. Dabei wird auch die Höhle des Vorjahres gerne erneut genutzt. Als Brutbaum kommen Bäume ab 15 cm Brusthöhendurchmesser in Frage an denen die Höhle in Höhen von 2-12 m meist am Hauptstamm angelegt wird. Die Höhlen werden in geschwächten, kranken oder toten Holzbereichen angelegt. Als Baumarten werden insbesondere Eichen, Rotbuchen, Birken und Kiefern genutzt. Durch ihren Höhlenbau sind Spechte ein wichtiger Erbauer von Wohnraum für höhlenbewohnende Tiere, wie z. B. Meisenarten, Hohltauben, Stare, Kleiber, Eulenarten, Hornissen, Marder, Bilche oder Fledermäuse. Damit fällt Spechten eine Schlüsselrolle im Ökosystem Wald zu.
Der Höhleneingang ist ca. 5 x 6 cm groß, die Höhlen bis zu 50 cm tief und etwa 13 cm breit. Die Eier werden in der Höhle auf einer Schicht aus Spänen abgelegt. Eine Nisthöhle kann innerhalb von 1-2 Wochen gebaut werden.

Eier: Gelegegröße: (4-) 5-7 (-8) Eier; Eifärbung: weiß; glatt; glänzend; Eigröße: 26,4 x 19,8 mm; Eigewicht: 3,8-6,2 g

Legebeginn: 1 Jahresbrut

Brutdauer: 10-12 (-13) Tage



Frau Buntspecht inspiziert die spätere Nisthöhle (Foto © Ruth Namuth, 07.04.2014, xxl-Fotos per Bildklick)

Aufgrund der Bettelrufe der Jungvögel können Buntspechtbruten gelegentlich auffallen. Die Reviergröße eines Buntspechtpaares liegt bei etwa 4-10 (bei günstigen Bedingungen) und 25-60 ha (bei ungünstigen Bedingungen).

      

Auf Nahrung wartende junge Buntspechte an ihrer Nisthöhle (Fotos © Ruth Namuth, 02.-05.06.2014, xxl-Fotos per Bildklick)

      

... und ihre Fütterung durch das Männchen - gerne auch einmal mit Obst
(Fotos © Ruth Namuth, 02.06.2014, xxl-Fotos per Bildklick)

Nestlingszeit: Die Jungen werden 20-23 Tage in der Höhle gefüttert. Der Kot der Jungen wird von den Elterntieren aus der Höhle entfernt und weggebracht.



Buntspecht beseitigt Abfall (Jungvogelkot?) aus der Höhle (Foto © Ralf Steinberg, 18.05.2010, xxl-Fotos per Bildklick)

Feinde: Zu den Feinden der Buntspechte zählen insbesondere Sperber und Habicht. Dennoch können freilebende Buntspechte über 13 Jahre alt werden. Allerdings erreicht nur etwa die Hälfte der Jungvögel das nächste Jahr.

Nahrung
Buntspechte leben von Insekten und deren Larven, Spinnen, von Baumsamen (insbesondere von Nadelbäumen: Fichte und Kiefer), Beeren und weichen Früchten, Eiern und Vogeljungen. Die Insekten und Spinnen werden von Stämmen, Ästen und Blättern abgesammelt, unter Baumrinden gesucht oder in stehendem oder liegendem Totholz freigehackt.



Buntspecht mit einem Schnabel voll geflügelter Ameisen an seiner Nisthöhle (Foto © Ruth Namuth, 03.06.2014, xxl-Fotos per Bildklick)

Sie bearbeiten insbesondere in der insektenarmen Jahreszeit auch Nadelbaumzapfen indem sie diese mit der Zapfenspitze nach oben weisend in Rindenspalten ("Spechtschmieden") einklemmen und dann Zapfenschuppe für Zapfenschuppe zerhacken und die freigelegten, fettreichen Samen fressen. Wenn die eine Seite leergefressen ist, wird der Zapfen gewendet. Ein Buntspecht kann seine Zunge bis zu 4 cm herausstrecken, um Nahrung mit Hilfe seines klebrigen Speichels aufzunehmen. Die Spechtschmieden erkennt man dann oft an den großen Mengen Zapfenresten. Gelegentlich werden auch Nüsse auf diese Weise aufgemeißelt.
Buntspechte besuchen auch Futterstellen und bedienen sich gerne an Samen und Fettstoffen in Meisenknödeln/-ringen (s. u.).

   
   
   

Buntspechte bei der Nahrungssuche an Zaunpfählen. Schön erkennbar ist hier die ungewöhnliche Beweglichkeit des Kopfes.
Die ersten 3 Bilder zeigen einen Jungvogel, die restlichen Aufnahmen Männchen (Fotos © Axel Steiner, xxl-Fotos per Bildklick)

Gelegentlich hacken Spechte auch ringförmige Löcher in Baumstämme (= "ringeln"), um den zucker- und eiweißreichen austretenden Baumsaft zu trinken und angelockte Insekten zu fressen. In Brutrevieren stehen oft 20 bis 70 dieser Ringelbäume.
In Hagen konnten mehrmals Buntspechte beobachtet werden, welche, auf etwas ungewöhnliche Art und Weise, im intensiven Rüttelflug Insekten (u. a. Schnaken) aus der Luft gejagt haben (ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HAGEN, 2009).

 
 

Buntspechte an Meisenknödeln (Fotos © Axel Steiner, xxl-Fotos per Bildklick)

Aufgrund seiner vielfältigen Ernährungsweise ist der Buntspecht viel weniger witterungsanfällig als andere Spechtarten.

Verbreitung in D/Welt
Das Brutareal des Buntspechts zieht sich von Nordwestafrika und Westeuropa bis nach Japan und Südostasien. Er fehlt in Island, Irland und im nördlichen Skandinavien

In Deutschland ist der Buntspecht ein häufiger und flächendeckend verbreiteter Brut- und Jahresvogel. Der Brutbestand liegt in Deutschland bei 550.000 bis 750.000 Brutpaaren (BALZARI et al.,2013). Von einer Gefährdung des Buntspechts kann man somit hierzulande sicher nicht sprechen.

Zur weltweiten Verbreitungskarte des Buntspecht bei Avibase.



Juveniler Buntspecht
(Foto © Axel Steiner, 10.08.2010, xxl-Fotos per Bildklick)

Verbreitung in NRW
NRW ist in allen Höhenlagen praktisch durchgehend von Buntspechten besiedelt, wobei Mischwälder mit hohem Eichenanteil hierzulande Besiedlungsschwerpunkte darstellen. Ende der 90er Jahre brüteten in NRW 29.000-50.000 Brutpaare des Buntspechts, wovon 13.500-20.000 Brutpaare auf die Region Nordrhein entfielen (WINK et al., 2005). Vermutlich wurden jedoch die Bestandszahlen lange Zeit unterschätzt und aktuell wird sogar von 78.000 bis 105.000 Revieren ausgegangen (GRÜNEBERG et al., 2012).

   

Kritisch beäugt von einem Buntspecht (Fotos © Axel Steiner, xxl-Fotos per Bildklick)

Spechtarten profitieren zunächst einmal von leichten Waldschäden, die aus Luftverschmutzungen und anderen Umweltveränderungen resultieren. Ein Anstieg von Totholz verschafft ihnen einen reichhaltigen Speiseplan und gute Nistmöglichkeiten.

Benutzte Literatur
ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HAGEN (2009): Die Brutvögel Hagens. 1997-2008. - Hagen (Biologische Station Umweltzentrum Hagen e. V.)

BALZARI, C. et al. (2013): Vogelarten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz: In zwei Bänden: Band Singvögel, S. 156 f, Haupt-Verlag, Bern

BAUER, H.-G; E. BEZZEL; W. FIEDLER (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Band 1. Nonpasseriformes - Nichtsperlingsvögel. AULA-Verlag, Wiebelsheim. 808 S.

FÜNFSTÜCK, H.-J.; A. EBERT & I. WEIß (2010): Taschenlexikon der Vögel Deutschlands. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 686 S.

GRÜNEBERG, C. et al.(2012): Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens, NWO & LANUV (Hrsg.), LWL-Museum für Naturkunde, Münster. 480 S.

JONSSON, L. (2010): Die Vögel Europas und des Mittelmeerraumes. 3. unveränderte Neuauflage, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 559 S.

LIMBRUNNER, A; E. BEZZEL; K. RICHARZ & D. SINGER (2001/2007): Enzyklopädie der Brutvögel Europas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. Einbändige Sonderausgabe des 2001 erschienenen Doppelbandes. 860 S.

NWO (Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft) & Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) (Hrsg.) (2013): Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens. 480 S. LWL-Museum für Naturkunde, Münster

PETERSON, R.; G. MOUNTFORT & P. A. D. HOLLOM (1985): Die Vögel Europas: ein Taschenbuch für Ornithologen und Naturfreunde über alle in Europa lebenden Vögel. 14., verbesserte Aufl. Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin. 535 S.

RHEINWALD, G. & M. SCHMITZ (2007): Vögel zwischen Rhein und Weser. So wird Vogelbeobachtung zum Erlebnis. Ginster-Verlag, St. Katharinen, 344 S.

SVENSSON, L. (2011): Der Kosmos Vogelführer - Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. 2. Aufl. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

WIMMER, N. & V. ZAHNER (2010): Spechte. Ein Leben in der Vertikalen. G. Braun Buchverlag. 112 S.

WINK, M.; C. DIETZEN & B. GIEßING (2005): Die Vögel des Rheinlandes. Ein Atlas der Brut und Wintervogelverbreitung 1990-2000. Beiträge zur Avifauna Nordrhein-Westfalens, Bd. 36. Bonn.


Zur Buchliste weiterer interessanter Vogel-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zu Vögeln (Aves) im Internet

Avibase: Umfangreiches Datenbank-Informations-System über alle Vögel der Welt. Sie enthält nahezu 2 Million Aufzeichnungen über 10.000 Spezies und 22.000 Subspezies von Vögeln, einschließlich Verbreitungs-Informationen, Taxonomie, Synonyme in mehreren Sprachen und anderes.

birdnet.de: Das Deutsche Forum zum Thema Vögel. Aktuelles, Forum, Fotos, Archiv...

NABU Deutschland: Langer Artikel zum Vogel des Jahres 1997 (Buntspecht)


Zur Linkliste weiterer interessanter Vogel-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de