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Großer Westlicher Bandfüßer - Polydesmus angustus (LATZEL, 1884)
Artenprofil von Peter Decker


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Überklasse: Tausendfüßer (Myriapoda)
Klasse: Doppelfüßer (Diplopoda)
Ordnung: Bandfüßer (Polydesmida)
Familie: Bandfüßer (Polydesmidae)
Synonyme:





Polydesmus complanatus var. angustus Latzel, 1884 Polydesmus verhoeffi angustatus ATTEMS, 1940
Polydesmus chapultepecus CHAMBERLIN, 1943
Polydesmus platynotus POCOCK, 1894
Polydesmus savonensis VERHOEFF, 1907
Polydesmus verhoeffi LOHMANDER, 1925

Fotos (© Axel Steiner 1-4, Peter Decker 5-6)
Breckerfeld (1-4), Lennebergwald bei Mainz (Rheinland-Pfalz) (5-6)


(xxl-Foto)
21.11.2006

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21.11.2006

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21.11.2006
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
21.11.2006

(xxl-Foto)
Präparat - Hinterteil

(xxl-Foto)
Präparat - Vorderteil
Besondere Merkmale
Große glänzende blaßgraubraune bis braune Art. Auf dem Rücken verläuft eine schmale dunkle Rückenbinde, welche im ersten Körperdrittel beginnt. Seitenflügel sind nicht aufgehellt wie bei Polydesmus complanatus. Beine braungelb und die Körperunterseite graugelb und somit heller als bei P. complanatus. Beine des Männchens länger und kräftiger. Kopfschild etwas schmäler als der Kopf (inkl. Backen), quer elliptisch.



Körpersegmente des Vorderkörpers von Polydesmus angustus (Foto © Peter Decker)


Die Tuberkeln auf den Rückenschilden nicht sehr deutlich ausgeprägt, erste Reihe am schwächsten. Beule gut ausgebildet, bei den Weibchen geteilt. Seitenrand schwach konvex. Der vordere Rand der ersten Rückenschilde rechtwinklig, ca. vom 4. ab gerundet. Der hintere Rand der Seitenflügel zunächst rechtwinklig, ab dem 6. Segment spitzer werdend, bei den letzten Segmenten zahnartig verlängert. Seitenflügel nicht aufgekrümmt.



Körperende von Polydesmus angustus (Foto © Axel Steiner)

Körperlänge:
Männchen: 17,5-24,0 mm lang, 1,9-3,4 mm breit
Weibchen: 19-22 mm lang, 2,7-3,7 mm breit

Lebensraum
Polydesmus angustus kommt vor allem in Wäldern vor, ist aber auch in Gebüschen, Gärten und Komposthaufen zu finden. Diese Art hält sich bevorzugt in der Nähe von Stubben und Totholz auf. Es werden sowohl sauere als auch basische Böden besiedelt (pH 3,7-9,2).

Biologie und Lebensweise
Polydesmus angustus ist eine stenöke hygrophile (feuchtigkeitsliebende) Waldart. Aktivitätsmaximum ist in Mai und Oktober und Paarungen finden von März bis Juni und von August bis Dezember statt. Im Frühjahr und Sommer ist die Eiablage. Die Individuen der ersten Hälfte der Eiablagezeit schlüpfen von Mai bis August, überwintern in Stadium V bis VIII (adult) und reifen in einem Alter von etwa einem Jahr. Sie pflanzen sich dann im Frühjahr fort. Die Individuen, welche von August bis Oktober geboren werden überwintern das erste Mal in Stadium III bis V und das zweite Mal als geschlechstreife Tiere. Die Fortpflanzung findet dann in einem Alter von ca. 2 Jahren im Frühjahr statt. Die Geschlechstreifen sterben nach der Fortpflanzungszeit im Sommer oder frühen Herbst.
Die Art bevorzugt Temperaturen von 4 bis 10°C.

Die Entwicklung und Fortpflanzung dieser Art wird durch die Tages-/Nachtlänge beeinflusst. Bei einem langen Tag (16:8 h) dauert das Stadium VII bei beiden Geschlechtern einige Monate länger als bei einem kurzen Tag (12:12 h). Diese Sommerruhe tritt bei den als Stadium III-V überwinterten Individuen auf und soll höchstwahrscheinlich den unnötigen Verlust von Wasser bei der Häutung verhindern. Die geschlechtsreifen Weibchen werden durch einen langen Tag (16:8 h) eher zur Eiablage stimuliert, als durch einen kurzen Tag. Die im Herbst, nach der Sommerruhe, auftauchenden Weibchen werden an der Fortpflanzung gehindert (reproduktive Ruhephase) und können sich erst im kommenden Frühjahr fortpflanzen. Bei den geschlechtsreifen Männchen hat die Tageslänge dagegen keinen Einfluss auf das Fortpflanzungsverhalten.

Die ersten 3 Juvenilstadien haben eine sehr hohe Transpirationsrate (ca. 0,7-2,3 %/min bei 20-30°C), welche mit zunehmenden Stadium sinkt und bei den geschlechtsreifen Tieren bei ca. 0,1-0,2 %/min (20-30°C) beträgt. Die juvenilen Stadien bilden daher meist Aggregate/Anhäufungen. Die Geschlechtsreifen haben dagegen einen großen Aktivitätsradius.

Nahrung
Die Hauptnahrung stellen Laubstreu und Holz dar, aber auch Moos wird gelegentlich gefressen.

Verbreitung in D/Welt
Hauptsächlich in der westlichen Hälfte Deutschland verbreitet. Teilweise aber auch synanthrop (in/an menschlichen Bauwerken) im östlichen Deutschland verbreitet.

Welt: Norwegen, Dänemark, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Tschechien, Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich, Großbritannien, Irland, Spanien.

Verbreitung in NRW
In ganz NRW verbreitet und häufig.

Benutzte Literatur

BLOWER, J. G. (1985): Millipedes. Keys and notes for the identification of the species. - Synopses of the British Fauna 35: 1-242.

DAVID, J. F.; VANNIER, G. (2001): Changes in desiccation resistance during development in the millipede Polydesmus angustus. - Physiological Entomology 26 (2): 135-141.

HAACKER, U. (1968): Deskriptive, experimentelle und vergleichende Untersuchungen zur Autökologie rhein-mainischer Diplopoden. - Oecologia 1: 87-129.

SCHUBART, O. (1934): Tausendfüßler oder Myriapoda. I: Diplopoda. -In: Dahl, F.: Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile 28: 1-318.

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Weitere Informationen zu Doppelfüßern (Diplopoda) im Internet

www.diplopoda.de: Artenlisten, Artenprofile, Biologie (Aufbau), Bestimmungsschlüssel, Links usw.