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Braunkolbiger/Ockergelber Braundickkopffalter
Thymelicus sylvestris (PODA, 1761)
Artenprofil von Hans-Joachim Weigt


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Dickkopffalter (Hesperiidae)
Unterfamilie: Braundickköpfe (Hesperiinae)

Synonym:

Adopaea thaumas

Fotos (© Axel Steiner (1-5), Hans-Joachim Weigt (6))
Hemer (1), Breckerfeld (2-5),
Standortübungsplatz Holzwickede-Hengsen (6)


(xxl-Foto)
23.07.2005

(xxl-Foto)
19.07.2006

(xxl-Foto)
21.07.2006
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
21.07.2006

(xxl-Foto)
21.07.2006

(xxl-Foto)
26.06.2005
Weibchen
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen



Braunkolbiger Braundickkopffalter - die braune Fühlerunterseite ist schön erkennbar (Foto: Axel Steiner) (xxl-Foto)

Der Braunkolbige Braundickkopffalter ist ein kleiner sehr wendiger, tagaktiver Schmetterling von ockergelber Farbe. Auffallend sind der typische dicke Kopf sowie die an der Spitze unterseits brau gefärbten Fühler. Die Vorderflügel sind im Vergleich mit den größeren Hinterflügeln recht schmal. Außer dem gut sichtbaren Geäder sind beim Weibchen die Flügel zeichnungslos. Am Hinterflügel ist der Vorderrand schwarz. Außenrand und Saum sind ca. 1 mm breit verdunkelt. Die Fransen sind hellgelb. Die Unterseite der Vorderflügel ist wie der Innenwinkel der Hinterflügel hell ockerfarben. Der Apex des Vorderflügels und der übrige Teil des Hinterflügels sind (bei frischen Tieren) auf der Flügelunterseite olivgrün. Von der Vorderflügelbasis gehen schwarze Striemen in Richtung Mittelfeld und Unterrand aus. Männliche Imagines haben nicht nur die gleiche Größe wie die weiblichen, sondern auch Färbung und Zeichnung mit ihnen gemeinsam. Sie unterscheiden sich lediglich durch einen langen schwarzen Duftstrich, der in der Flügelmitte schräg verläuft.



Männlicher Braunkolbiger Braundickkopffalter (Foto: Hans-Joachim Weigt)


Spannweite: Beide Geschlechter sind gleich groß. Ihre Spannweite misst zwischen 24 und 27 mm.

Ei:
Das ca. 1 mm große, ovale Ei ist perlweiß und wird meist zu 2 bis 8 Stück in die Blattscheiden von Süßgräsern wie z. B. Honiggras abgelegt. Bis zum Schlupf der Raupe vergehen bis zu 10 Tage.

Raupe:
Die spindelförmige Raupe ist grasgrün. Die heller grüne Dorsalseite wird von einem, fein weiß geteilten dunkelgrünen Mittelband dominiert und von weißen Subdorsallinien begleitet. Die Laterallinie ist weiß. Der etwas abgesetzte Kopf der Raupe ist kugelig und so grün, wie der Körper.


Raupe des Braunkolbigen Braundickkopffalter (02.06.1985, Foto: Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)


Puppe:
Die Puppe wird von ein paar gürtelähnlichen Fäden in ihrem zusammengesponnenen Grashalm-Gespinst in senkrechter Position gehalten. Ihr Kopf läuft in einer Spitze mit mehreren Haken aus, mit denen sie sich zusätzlich verankert.



Puppe des Braunkolbigen Braundickkopffalter - das Gespinst wurde teilweise für das Foto entfernt
(16.06.1985, Foto: Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)


Ähnliche Arten:




Bestimmungshilfe zum Vergleich zwischen Thymelicus lineola (unten) und Thymelicus sylvestris (oben)
(Foto: Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)

Thymelicus sylvestris ist nur schwer vom Schwarzkolbigen Braundickkopffalter (Thymelicus lineola) zu unterscheiden. Beide Arten teilen sich den gleichen Lebensraum zur gleichen Zeit. Bei näherer Betrachtung sind sowohl männliche als auch weibliche Imagines gut zu unterscheiden. Sie zeigen nämlich deutliche Unterschiede an den Fühlerunterseiten:



Fühler-/Flügel-Vergleich zwischen Thymelicus lineola und Thymelicus sylvestris
(Foto: Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)

sylvestris hat keine schwarzen Fühlerspitzen, die bei lineola stets vorhanden sind. Der schwarze Duftstrich auf den Vorderflügeln der Männchen ist bei lineola (c) kurz und zweigeteilt, während er bei sylvestris lang durchgehend verläuft (d). Die Flügelunterseiten sind bei lineola im frischen Zustand nie so olivgrün wie bei sylvestris. Das Flügelgeäder ist bei lineola meist deutlicher schwarz, der Außenrand der Flügel etwas breiter. Die lineola-Raupe hat einen bräunlichen Kopf.

Lebensraum



Typisches Habitat von Thymelicus sylvestris mit Natternkopf (Foto: Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)

Thymelicus sylvestris besitzt eine hohe ökologische Valenz und ist mit Abstand bei uns die häufigste Dickkopffalterart. Ihr bevorzugter Lebensraum sind Wiesen, Böschungen, Straßenränder und extensiv bewirtschaftetes Grasland mit Disteln, Skabiosen und Flockenblumen. Häufig wird der Falter auch an den Rändern von Schotterwegen beobachtet, wenn die begleitende Flora blütenreich und Pflanzen wie Hauhechel, Dost und Natternkopf vorkommen.

Biologie und Lebensweise
Beide Geschlechter fliegen am Tage und sind bei Sonnenschein besonders aktiv. Die Männchen zeigen typisches Balzverhalten und verjagen Nebenbuhler aus ihrem Revier. Dieses wird zumeist von einer höheren Warte aus (z. B. einem besonders hohen Grässtängel) genau beobachtet. Zur Nahrungsaufnahme besuchen sie gern Disteln, Flockenblumen, Dost, Hauhechel, Natternkopf und Hornklee.



Ansammlung von Thymelicus sylvestris an einer "Faltertränke" (Foto: Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)

In trockenen Sommern können sich hunderte von Individuen an feuchten Wegstellen aufhalten, um Wasser und Mineralien aufzunehmen. Die Weibchen legen ihre Eier an verschiedenen Gräsern ab, wobei sie jeweils mehrere von ihnen in Blattscheiden pressen. Die Raupe geht recht früh in die Überwinterung und frisst bis dahin nur noch wenig. Sie fertigt einen kleinen Überwinterungskokon an. Im Frühjahr nimmt sie schnell an Größe zu und verpuppt sich im Mai. Die grüne Puppe wird offen mit einigen Fäden, meist im unteren Teil eines Grasbüschels an einem Blatt befestigt. Die Puppenruhe dauert etwa 3 Wochen.

Flugzeit: Die Falter erscheinen je nach Witterungsverlauf ab Anfang Juni und fliegen bis in den August hinein.

Nahrung
Als Nahrung der Raupe kommen mehrere Grasarten in Betracht, wobei Süßgräser wie Rispengras (Poa), Trespen (Bromus) und Schwingel (Festuca) bevorzugt werden.




Thymelicus sylvestris bei der Nahrungsaufnahme (Foto: Axel Steiner) (xxl-Foto)

Die Falter saugen an den unterschiedlichsten Blütenpflanzen (u. a. Disteln, Blutweiderich, Balkonpflanzen (Männertreu usw.)).

Verbreitung in D/Welt
Der Braunkolbige Braundickkopf kommt in Deutschland flächendeckend und von Nordwestafrika über Süd- und Mitteleuropa bis Dänemark vor. In den übrigen skandinavischen Ländern fehlt er. Nach Osten hin erstreckt sich sein Verbreitungsgebiet bis zum Ural.

Verbreitung in NRW
In NRW gehört die Art zu den häufigen Schmetterlingen und ist flächendeckend verbreitet.

Benutzte Literatur
BERGMANN, A. (1951): Die Großschmetterlinge Mitteldeutschlands, 1. - Leipzig-Jena (Urania).

DÖRING, E. (1955): Zur Morphologie der Schmetterlingseier. - Berlin (Akademie-Verlag).

DUDLER, H. & H. KINKLER et. al. (1999): Rote Liste der gefährdeten Schmetterlinge (Lepidoptera) in Nordrhein-Westfalen - Schriftenreihe der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten 17: 575 - 626, Recklinghausen.

EBERT, G. -HERAUSGEBER- (1991): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Band 1 - Stuttgart (Ulmer)

FORSTER, W. & Th. A. WOHLFAHRT (1976): Die Schmetterlinge Mitteleuropas, Band II, Tagfalter (Diurna). - Stuttgart (Franckh).

HOCK, W., H. KINKLER & R. LECHNER et. Al (1997): Praxishandbuch Schmetterlingsschutz - LÖBF_Reihe Artenschutz, Band 1, Landesanstalt für Ökologie, Recklinghausen

KARSHOLT, O. & J. RAZOWSKI (1996): The Lepidoptera of Europe. A Distributional Checklist - Stenstrup Danmark (Apollo Books)

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge, Melsungen (Neumann).

LERAUT, P. (1980): Liste systematique et synonymique des Lepidopteres de France, Belgique et Corse. - Alexanpr, Paris.

LEPIDOPTEREN ARBEITSGRUPPE (1997): Schmetterlinge und ihre Lebensräume Band 2 - Egg (Schweizerischer Bund für Naturschutz)

NOVAK, I. & SEVERA; F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer- Stuttgart (Franckh)

PORTER, J. (1997): Colour Identification Guide to Caterpillars of The British Isles -London (Viking)

SAUER, F. (1982): Raupe und Schmetterling nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag)

SAUER, F. (1992): Die schönsten Raupen nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag)

SLAMKA, F. (2004): Die Tagfalter Mitteleuropas - Slovakia (kein Ort)

TOLMAN, T. & R. LEWINGTON (1998): Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas - Stuttgart (Kosmos)

WEIGT, H.-J. (2009): Schmetterlinge im Kreis Unna - Naturkundliche Reihe, Band 3 - Naturförderungsgesellschaft für den Kreis Unna, Bergkamen.


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): über 5000 Fotos, mehr als 500 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 08/2007)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Naturschutzbund (NABU) Nordrhein-Westfalen: TagfalterMonitoring in NRW, Kartieranleitung, Kommentierte Artenliste NRW, Infos...

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


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