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Malven-Dickkopffalter, Malven-Dickkopf, Malvenfalter
Carcharodus alceae (ESPER, 1780)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 08.08.2013


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Dickkopffalter (Hesperiidae)

Synonym:

Pamphila alceae

Fotos (© Jochen Rodenkirchen)
Zülpich-Dürscheven


(xl-Foto)
   
Klick auf die kleinen Bilder oder xl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen



Malven-Dickkopf (Foto © Jochen Rodenkirchen, Zülpich Dürscheven, xl-Foto per Fotoklick)

braun mit bunter, hellbrauner und grauer Marmorierung, rechteckiger dunkelbrauner Musterung und hellen vom Flügelrand zur Mitte reichenden Querlinien und weißen Flecken; 3 kleine weiße Bänder bilden ein unterbrochenes "Dreieck auf den Vorderflügeln; deutlich hellere Flügelunterseiten; Hinterflügel am Rand eingekerbt und mit dunklen Flecken; beide Geschlechter sehr ähnlich

Weibchen: mit mehr Braunanteilen auf der Flügeloberseite

Männchen: ohne Haarbüschel auf der Vorderflügel-Unterseite

Spannweite: 2,3-3 cm



Eier: tiefbraun gefärbt; halbkugelig; gerippt

Raupe: dunkelgrau mit gelbem Nackenfleck und schwarzem Kopf



Raupe des Malven-Dickkopf (Fotos © Jochen Rodenkirchen, 04.07.2013, Zülpich Dürscheven, xl-Fotos per Fotoklick)

Puppe: wachsbereift



Puppe des Malven-Dickkopf (Foto © Jochen Rodenkirchen, Zülpich Dürscheven, xl-Foto per Fotoklick)


Ähnliche Art:
Dunkler Dickkopffalter (Erynnis tages): einheitlichere Flügelunterseiten

Lebensraum



Malven-Dickkopf (Foto © Jochen Rodenkirchen, Zülpich Dürscheven, xl-Foto per Fotoklick)

Bevorzugte Lebensräume von Carcharodus alceae sind sonnige, trockene, offene, blütenreiche Biotope, wie z. B. Halbtrockenrasen, Böschungen, trockenwarme Hänge, Dämme, Ruderalflächen, Kiesgruben und Steinbrüche. Gemieden werden hingegen Wälder. Malven-Dickkopffalter sind hauptsächlich in der Ebene und im Hügelland - vereinzelt auch noch bis 800 m Höhe - anzutreffen. Diese Höhengrenze deckt sich mit der Verbreitung einer der Hauptnahrungspflanzen, der Moschus-Malve. Als wärmeliebende Art meidet sie Gebiete mit einem Jahresmittel von unter 7°C.

Biologie und Lebensweise
Die Flugzeit des Malven-Dickkopffalters reicht in 2 Generationen von Anfang Mai bis Mitte Juni und von Anfang Juli bis Mitte August. Die Generationen gehen ineinander über, so dass ausgewachsene Falter von Anfang Mai bis Mitte August anzutreffen sind.



Malven-Dickkopf (Foto © Jochen Rodenkirchen, Zülpich Dürscheven)

Die Männchen senken - etwas ungewöhnlich, aber in der Gattung auch bei anderen Arten zu beobachten - in Ruheposition die Flügel unter Brusthöhe ab und heben dabei den Hinterleib an.
Während der Nacht schläft der Falter mit nachtfalterartig (dachziegelartig) übereinandergestellten Flügeln z. B. auf Blütenknospen.

Die etwa 100 Eier werden vom Weibchen einzeln an der Blattunterseite oder an anderen Pflanzenteilen der Raupenfutterpflanzen abgelegt.
Die Raupen leben von September überwinternd bis zum April des Folgejahres und von Juni bis Juli. Nach den Häutungen verstecken sich die Raupen tagsüber in selber hergestellten Blättertaschen.
Überwinternde Raupen kann man an der Basis der Nahrungspflanze finden.
Die Verpuppung findet in losen Gespinsten in den Blatttaschen statt.

Nahrung



Raupe des Malven-Dickkopf auf ihrer Nahrungspflanze Moschus-Malve
(Foto © Jochen Rodenkirchen, 04.07.2013, Zülpich Dürscheven, xl-Foto per Fotoklick)

Die Nahrung der Raupe besteht aus der Kleinen Malve (Malva neglecta), Wilden Malve (Malva sylvestris), Stockrose (Alcea rosea) und anderen Malven-Arten. Andere Autoren geben ausschließlich die Moschus-Malve (Malva moschata) als Eiablagepflanze an.

Auch der ausgewachsene Falter saugt gerne an den Blüten der Moschus-Malve. Andere Nektarpflanzen, die vom Moschus-Dickkopffalter besucht werden und die in der Literatur genannt werden sind: Natternkopf, Heilziest, gelbe und violette Schmetterlings- und Korbblütler und Löwenzahn.

Verbreitung in D/Welt
In Süd- und Mitteleuropa, Türkei und östlich über Jemen, S- und M-Ural, W-Kasachstan, Turkestan bis nach Mittelasien (Nord-Indien, Nord Pakistan) verbreitet. In Europa etwa bis zum 50° nördlicher Breite verbreitet.

Verbreitung in NRW
Für den Großraum Ostwestfalen-Lippe geben PÄHLER & DUDLER (2010) aktuelle Fundmeldungen aus dem "Oberen Diemeltal", in der Umgebung von Marsberg und aus Bad Wünnenberg an. Auch im NSG Sticklenberg-Schwarze Haupt bei Brilon-Messinghausen scheint man mit etwas Glück einen Blick auf diesen seltenen Falter werfen zu können.
Der Mahdtermin von Malvenbeständen, die vom Malven-Dickkopffalter besucht werden, sollte auf den Generationswechsel des Falters abgestimmt werden. Eine Mahd zum falschen Zeitpunkt kann sämtliche Raupenbestände auslöschen.

Dies ist sicher einer der Gründe warum die aktuelle Rote Liste der Schmetterlinge in Nordrhein-Westfalen (2010) Carcharodus alceae mit dem Status "RL 2 = stark gefährdet" führt.
Für die NRW-Naturräume Niederrheinisches Tiefland/Bucht, Westfälische Bucht, Weserbergland und Bergisches Land wird der Status als "RL 0 = ausgestorben oder verschollen" angegeben und im Westfälischen Tiefland fehlen Nachweise gänzlich.

Lediglich für die Naturräume Eifel/Siebengebirge und Sauer-/Siegerland wird der Status RL 2 angegeben.
Jochen Rodenkirchen konnte am 04.07.2013 Raupen des Malven-Dickkopffalters in großer Zahl auf einer Wiese mit reichlich blühenden Moschusmalven in Zülpich Dürscheven finden. Leider wurde die Wiese 2 Tage später gemäht...

Die in der Roten Liste (2010) angegebene Anmerkung, nach der Carcharodus alceae in der Großlandschaft Niederrheinische Bucht zumindest stellenweise früher bodenständig und etabliert war und der Falter dort heute jedoch leider nur noch sporadisch und einzeln beobachtet werden kann, erhält durch die aktuelle Beobachtung von Herrn Rodenkirchen wieder etwas Hoffnung für die Zukunft.

Benutzte Literatur
BÜHLER-CORTESI, T. (2009): Schmetterlinge. Tagfalter der Schweiz. Haupt-Verlag. 238 S.

EBERT, G. & E. RENNWALD (Hrsg.) (1993): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2: Tagfalter II. Eugen Ulmer GmbH & Co. 535 S.

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge - Tagfalter Deutschlands. Ausgabe in einem Band; Neumann Verlag Radebeul. 792 S.

NOVAK, I. & SEVERA, F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer. 5., überarb. und verb. Aufl. Stuttgart: Franckh-Kosmos. 357 S.

PÄHLER, R. & H. DUDLER (2010): Die Schmetterlingsfauna von Ostwestfalen-Lippe und angrenzender Gebiete in Nordhessen und Südniedersachsen. Band 1. - Eigenverlag. 608 S. Verl

RUCKSTUHL, T. (2002): Schmetterlinge und Raupen. Bestimmen - Kennenlernen - Schützen. Gondrom Verlag. Bindlach. 240 S.

SCHUMACHER et al. (2010): Rote Liste und Artenverzeichnis der Schmetterlinge - Lepidoptera - in Nordrhein-Westfalen. 4. Fassung, Stand Juli 2010 pdf

TOLMAN, T. & R. LEWINGTON (2012): Schmetterlinge Europas und Nordwestafrikas. Alle Tagfalter - Über 2000 Arten. 2. Aufl. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 383 S.

WEIDEMANN, H.-J. (1986): Tagfalter: Entwicklung - Lebensweise. - Melsungen: Neumann-Neudamm (JNN-Naturführer), Bd. 1. 282 S.

WILLNER, W. (2012): Die Schmetterlinge Deutschlands in ihren Lebensräumen. Finden und Bestimmen. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 288 S.


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): über 10.000 Fotos, mehr als 950 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 08/2013)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Naturschutzbund (NABU) Nordrhein-Westfalen: TagfalterMonitoring in NRW, Kartieranleitung, Kommentierte Artenliste NRW, Infos...

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


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