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Großer Blaupfeil - Orthetrum cancellatum (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Heide Gospodinova & H.-Willi Wünsch


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Libellen (Odonata)
Familie: Segellibellen (Libellulidae)

Fotos (© Christine Reichardt (1-2, 4, 6) - conf. Bernd Cegielka; H.-Willi Wünsch (3, 5)
Höxter - NSG Grundlose-Taubenborn (1-2, 4, 6), Kerpen-Horrem (3)


(xxl-Foto)
16.08.2008
Männchen

(xxl-Foto)
31.05.2009
Weibchen

(xxl-Foto)
30.05.2009
junges Männchen
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
16.08.2008
Männchen

(xxl-Foto)
junges Weibchen

(xxl-Foto)
03.08.2008
älteres Weibchen
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

   

Große Blaupfeile - links junges Weibchen, rechts Männchen (Fotos: Christine Reichardt) (xxl-Fotos: 1, 2)

Der Große Blaupfeil ist die größte Art in der Familie der Segellibellen. Die Hinterflügel der Weibchen sind um einige Millimeter breiter und unmerklich länger als die der Männchen.

Beide Geschlechter sind unmittelbar nach dem Schlupf gleich gräulich grün gefärbt. Die Weibchen der Art nehmen dann einen Gelbton an, der später zu oliv wechselt. Über das Abdomen verlaufen zwei parallele schwarze Längsstreifen.

Die Männchen verfügen über einen kräftig gebauten Thorax von dunkelbrauner Farbe. Das Abdomen ist farblich zweigeteilt. Bei geschlechtsreifen Männchen sind die Abdominalsegmente 2-7 von einer blauen Wachsschicht (Bereifung) überzogen. Die Hinterleibssegmente 8-10 sind schwarz. Durch Paarungsrituale, bei denen sich das Weibchen am Abdomen des Männchens mit den Beinen festhält, nutzt sich die blaue Bereifung teilweise ab. Je öfter sich das Männchen gepaart hat, umso weniger blau ist noch am Abdomen des Männchens vorhanden. Die Flügelmale sind schwarz/schwarzbraun!

Körperlänge: 40-50 mm
Flügelspannweite: 85-90 mm

Ähnliche Arten:
Insbesondere kommen andere Blaupfeilarten als Verwechslungsarten in Betracht.
Der Kleine Blaupfeil (O. coerulescens) besitzt graugelbe Antehumeralstreifen, sein Flügelmal ist ockergelb. Bei O. cancellatum (Großer Blaupfeil) und O. albistylum (Östlicher Blaupfeil) ist es hingegen schwarzbraun.
Die Weibchen von O. coerulescens und O. brunneum sind äußerst schwer zu unterscheiden, coerulescens ist etwas zarter gebaut und hat eine braunere Grundfärbung, außerdem differiert die Flügeladerung. Siehe auch die untere Abbildung!



O. brunneum und O. cancellatum haben an der gekennzeichneten Stelle eine zweite Flügelzellenzeile, die O. coerulescens meist fehlt! Zellverdoppelungen können lediglich im Vorderflügel auftreten, jedoch selten mehr als 4. Es sollten daher immer alle 4 Flügel betrachtet werden (Mitteilung von Bernd F. Cegielka). Schön erkennbar sind auch die unterschiedlich farbigen Flügelmale!

Oben der Hinterflügel des Großen Blaupfeil (Orthetrum cancellatum), unten der Vorderflügel des Kleinen Blaupfeil (Orthetrum coerulescens) (Fotos: © oben: Fredi Kasparek, unten: Anne Giebing)


Larve/Exuvie (Angaben aus BELLMANN 2007):



Exuvie (leere Larvenhülle) des Großen Blaupfeil (Foto: 22.05.2009, Juntersdorf: H.-W. Wünsch) (xxl-Foto)

Plumpe Larve mit Analpyramide aus 5 Dornen; Kopf hinter den Augen breit; Larve länger als 20 mm; auf den Segmenten 7-9 je 2 dunkle, dreieckige Flecken (!); Dorsaldornen auf den Segmenten 4-6 (Segmente 7 und 8 ohne Dorsaldornen!); Fangmaske gewölbt; Fanghaken dreieckig, fein gewellt und mit beweglichem Zahn

Lebensraum
Orthetrum cancellatum lebt vorzugsweise an großen, vegetationsarmen Seen. Stärker bewachsene Teiche und Weiher werden aber ebenso als Habitat akzeptiert wie Baggerseen mit kiesigen und flachen Uferzonen. Wichtig ist, dass es im jeweiligen Habitat wenigstens teilweise freie, stark besonnte Ufer gibt. Die Jagd- und Sonnhabitate können sich auch weiter entfernt von Gewässern befinden.

Die Larven bevorzugen Schlamm- oder Sandgrund stehender oder langsam fließender Gewässer unterschiedlichsten Nährstoffgehaltes. Besonnte Flachwasserbereiche sind jedoch wichtige Voraussetzung für ein Vorkommen der Art. Selbst in intensiv bewirtschafteten Fischteichen kann sich diese Art oft als einzige Großlibelle entwickeln.

Biologie und Lebensweise
Aufgrund der recht vielseitigen und daher wenig wählerischen Habitatansprüche ist die Art bei uns häufig und weit verbreitet anzutreffen.

Als typische Pionierart besiedelt der Große Blaupfeil schnell neu entstandene Gewässer und erreicht dort oft hohe Dichten. Die Männchen sonnen sich gerne auf Wegen und offenen, mit Kies bedeckten Flächen in Gewässernähe, um dort auf einfliegende Weibchen zu warten. Wird eines entdeckt, fliegt das Männchen auf, um das Weibchen im Flug zu ergreifen.







Paarungsrad der Großen Blaupfeile (Fotos: Christine Reichardt, 03.08.2008, 17.08.2008, 18.06.2009) (xxl-Fotos: 1, 2, 3)

Die eigentliche Paarung findet auf dem Boden sitzend statt und dauert zwischen 10 und 15 Minuten. Wird das Paar gestört, kann es den Standort fliegend wechseln, ohne die Paarungsformation aufzulösen.

Über die Eiablage ist die Wissenschaft bisweilen zweigeteilter Meinung: Ältere Literatur beschreibt diese immer alleine und ohne Begleitung durch das Männchen. Neue Erkenntnisse besagen, dass das Männchen in einigem Abstand das Weibchen bei der Eiablage beaufsichtigt und sich nähernde Rivalen vertreibt.



Weibchen des Großen Blaupfeils bei der Eiablage (Foto: 29.05.2009, Juntersdorf: H.-W. Wünsch)

Eigene Beobachtungen ergaben, dass dies bei hohen Populationen an einem Gewässer unmöglich ist. Die Männchen verlieren hier ihre Weibchen sehr schnell aus den Augen. Wir sahen immer einzelne Weibchen bei der Eiablage, wobei es die Eier durch wippende Bewegungen des Abdomens über der Wasseroberfläche abstreift. Die Larve braucht für ihre Entwicklung zwei Jahre Zeit.



Schlupf des Großen Blaupfeils aus der Larve (Foto: 23.05.2009, Juntersdorf: H.-W. Wünsch) (xxl-Foto)


Flugzeit: Die Flugzeit des Großen Blaupfeils beginnt Ende Mai und endet im August/September.

Beim Schlupf der Libelle und bei der anschließenden Aushärtungsphase der zunächst noch feuchten und weichen Flügel kann es leicht zu Unfällen kommen, deren Folge verstümmelte Flügel sind (siehe unten!). Sofern der Fehler nur einen kleinen Teil der Flügel betrifft bleibt die Libelle lebens- und flugfähig. Selten trifft man auch Libellen mit einem fehlenden Flügel an (siehe unten!). Dieser wurde vermutlich im täglichen Überlebenskampf mit Feinden (z. B. Vögel, Frösche, Artgenossen) eingebüßt.



Verstümmelter (links) und fehlender Flügel (rechts) beim Großen Blaupfeil (Fotos: H.-W. Wünsch) (xxl-Foto)

Nahrung

   

Große Blaupfeile bei der Nahrungsaufnahme - links Weibchen, rechts Männchen (Fotos: Christine Reichardt) (xxl-Fotos: 1, 2)

Adulte: Wie alle Libellen lebt der Große Blaupfeil räuberisch und fängt seine Beute im Flug. Erbeutet werden dabei Fliegen, Mücken und andere Kleininsekten, worunter auch die ein oder andere Kleinlibelle fällt.

Larven: Wasserflöhe, Kaulquappen, Kleinkrebse und andere Insektenlarven

Verbreitung in D/Welt
Der Große Blaupfeil kommt in der Nord-Süd-Verbreitung vom südlichen Skandinavien und südlichen England bis zum Mittleren Osten und Nordafrika vor. Von Irland im Westen bis hin zur Mongolei und Nord-China im Osten findet man diese häufigere Großlibellenart ebenfalls.
In Deutschland ist die Art in ihrem Bestand ungefährdet und nahezu flächendeckend verbreitet.

Verbreitung in NRW



Weibchen des Großen Blaupfeil (Foto: Christine Reichardt, NSG Räuschenberg, 06.06.2008) (xxl-Foto)

Obwohl die Art an allen geeigneten Gewässern vorkommt, schwankt die Individuendichte von Jahr zu Jahr. In warmen trockenen Sommern ist der Große Blaupfeil eine der häufigsten Segellibellenarten. An bevorzugten Gewässern können Massenschlüpfe beobachtet werden. Die Art ist in NRW in allen Naturgroßräumen in ihrem Bestand ungefährdet, steht jedoch wie alle Libellenarten unter Naturschutz.

Eine Übersicht über die Fundpunkte in NRW zeigt die Verbreitungskarte des Großen Blaupfeils des Arbeitskreises zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen.

Benutzte Literatur
BELLMANN, H. (2007): Der Kosmos Libellenführer - Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart, 279 S.

BROCKHAUS, T. & U. FISCHER (Hrsg.) (2005): Die Libellenfauna Sachsens. Natur & Text Rangsdorf. 427 S.

DIJKSTRA, K.-D. B & R. LEWINGTON (2006): Field Guide of the Dragonflies in Britain and Europe. British Wildlife Publishing Ltd. 320 S.

GLITZ, D. (2009): Libellen Geländeschlüssel für Rheinland-Pfalz und das Saarland. NABU Rheinland-Pfalz. 108 S.

JURITZA, G. (2000): "Der Kosmos Libellenführer", Kosmos Verlag, 191 S.

ZIMMERMANN, W.; F. PETZOLD & F. FRITZLAR (2005): Verbreitungsatlas der Libellen (Odonata) im Freistaat Thüringen. Naturschutzreport Heft 22. 224 S.
Internet:

www.waldschrat-online.de: Die Libellen Nordrhein-Westfalens.

Wikipedia: Großer Blaupfeil (Orthetrum cancellatum)


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Weitere Informationen zu Libellen (Odonata) im Internet

Arbeitskreises zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen: Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste

Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg e.V. (SGL): Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste, Kartierung, Biologie, Ökologie usw.


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