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Falscher Pfifferling, Gemeiner Afterleistling, Orangebrauner Afterleistling -
Hygrophoropsis aurantiaca (WULFEN 1781 : FR. 1821) MAIRE 1929
Artenprofil von Fredi Kasparek


Systematische Einordnung

Reich: Pilze (Fungi)
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Ordnung: Röhrlinge und Röhrlingsverwandte (Boletales)
Familie: Kremplingsartige, Krempenpilze (Paxillaceae)
Gattung:Afterleistling (Hygrophoropsis)

Fotos (© Fredi Kasparek)
MTB 4408/2 Gelsenkirchen-Herten,
MTB 4208/2 Wulfen/Lavesum,
MTB 4209/2 Haltern-Borkenberge


(xxl-Foto)

(xxl-Foto)
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale, Beschreibung der Artmerkmale

Wissenschaftliche Fachbegriffe werden hier im Pilz-ABC erklärt!

Anmerkung: Afterleistlinge sind nach neueren molekularbiologischen Untersuchungen mit den Nichtblätterpilzen (Aphyllophorales) und hier mit der Familie der Rindenpilze (Coniophoraceae) näher verwandt als mit den Krempenpilzen (Paxillaceae).

Hut: 2-6 cm Ø, jung gewölbt, dann flach ausgebreitet, alt trichterförmig vertieft oder genabelt, Rand alter Fruchtkörper flatterig-wellig verbogen, lange eingerollt und blassgelb, Hutfarbe sonst kräfig, dotter- bis orangegelb, bei älteren, und durchfeuchteten Fruchtkörpern können auch bräunlich-gelbe Hüte in olivstichigen Tönen erscheinen. Oberfläche stets matt, fein samtig, später filzig eingewachsen, alt verkahlend



Hutunterseite mit Lamellen des Falschen Pfifferling (Hygrophoropsis aurantiaca, Foto: F. Kasparek)

Lamellen: blass- bis orangegelb, jung eher dicklich, älter dünner werdend, schmal und weit am Stiel herablaufend, häufig gegabelt, Schneiden glatt, jung oft wellig bis gekräuselt. Lamellen lassen sich leicht vom Hutfleisch lösen. Sie sind nie wie beim Echten Pfifferling leistenförmig ausgebildet.

Stiel: 1,5-5 x 0,5-1 cm, zylindrisch, hin und wieder leicht angeschwollen und zur Basis verjüngt, voll, biegsam, orangengelb, orangenbraun, zur Basis oft schwarzbraun, meistens aber der Hutfarbe angepasst, Basis nicht selten weißfilzig umgeben

Fleisch: dünn, im Hut auf Druck weich-wattig, saftlos, im Stiel zäh-knorpelig, blassgelblich oder cremefarbig, Geruch kaum wahrnehmbar, Geschmack mild bis leicht schärflich oder bitter

Sporen: ellipsoid-oval, 5-8 x 3-5 µm, hyalin mit Gelbschimmer

Sporenpulver: blassgelb

Ökologie, Substrat, Lebensweise
Der Saprobiont Falscher Pfifferling kommt hauptsächlich in Fichten-, Kiefern-, Laub-Nadelwäldern und Heiden auf neutralen und sauren Böden vor. Er erscheint in der reinen Nadelstreu wie auch auf vermoosten Flächen gleichermaßen. Seltener werden morsche Stubben, Äste, und Zapfen besetzt. Hin und wieder kann man Populationen in reinen Laubwäldern, auf Brandstellen und in anderen Biotopen beobachten.

Verwechslungsarten oder nahe Verwandte




Echter Pfifferling (Cantharellus cibarius, Foto: F. Kasparek) xxl-Ansicht!


Die hier beschriebene Art könnte bei ungenügenden Pilzkenntnissen leicht mit dem Echten Pfifferling (Cantharellus cibarius) und dem Aprikosen-Pfifferling (Cantharellus frisii) verwechselt werden. Beide sind vom Habitus und ihrer Farbe dem Falschen Pfifferling recht ähnlich.



Aprikosen-Pfifferling (Cantharellus friesii, Foto: F. Kasparek) xxl-Ansicht!


Echte Pfifferlinge besitzen allerdings keine Lamellen, sondern haben dickliche Leisten die mit dem Hutfleisch verwachsen sind. Ihr Fleisch riecht angenehm fruchtig nach Mirabellen. Erfahrene Pilzkundler wissen, dass Echte Pfifferlinge zu den Nichtblätterpilzen Aphyllophorales gehören. Beide Pfifferlingsarten werden in der Roten Liste der gefährdeten Pilzarten von NRW und Deutschland geführt. Cantharellus cibarius mit dem Gefährdungsgrad 3 = gefährdet und Cantharellus frisii wird sogar als stark gefährdet (RL 2) eingestuft.





Großsporiger Afterleistling (Hygrophoropsis macrospora, Foto: F. Kasparek) xxl-Ansicht!


Der seltene Großsporige Afterleistling (Hygrophoropsis macrospora) lässt sich an seiner creme- bis blassgelben Hutfarbe mit orangenem Anflug, alt an der grau-oliv faserigen Hutmitte, den strohblassen Lamellen und an den größeren Sporen von 8-11 x 4-5 µm deutlich vom Falschen Pfifferling unterscheiden.

Es gibt noch weitere Afterleistlinge, Varietäten und zahlreiche Formen die als Gattungsverwandte leicht erkannt werden können. Ihren Rang zu benennen ist nicht immer ganz einfach, da in der Literatur eine Reihe von Autoren unterschiedliche Ansichten zu den aufgeführten Taxa vertreten.

Giftigkeit bzw. Speisewert
Obwohl der Falsche Pfifferling weder ein Giftpilz ist, noch als ungenießbar zu bezeichnen ist, eignet er sich als Speisepilz kaum. Er entwickelt einen bitterlich-schärflichen Geschmack und kann Verdauungsstörungen verursachen. Einzelne Fruchtkörper, die versehentlich als Echter Pfifferling gesammelt wurden und im Mischpilzgericht landeten, beeinträchtigen die Pilzmahlzeit jedoch kaum. Gesundheitliche Nebenwirkungen sind nicht zu befürchten.

Erscheinungszeitraum
Der Falsche Pfifferling ist ein Sommer- bis Spätherbstpilz. Gegen leichte winterliche Schnee- und Frosteinbrüche kann er sich noch gut behaupten. Er ist allerdings nicht frostresistent.

Verbreitung/Häufigkeit in Deutschland
In Deutschland ist diese Pilzart vom Flachland bis in die subalpinen Lagen gut verbreitet und nirgendwo fehlend. Nadel- und Nadel-Laubwälder auf sauren Böden werden vom Falschen Pfifferling bevorzugt besiedelt. Auch in allen Ländern Europas ist er ähnlich dicht verbreitet.

Verbreitung in NRW
In manchen Jahren - hauptsächlich nach trockenen Sommern - erscheint der Falsche Pfifferling in NRWs Nadelwäldern als Massenpilz. Der Verfasser hat noch nie ein Jahr erlebt, in dem der Falsche Pfifferling nicht erschienen ist. Ganz anders verhält sich die Verwechslungsart Echter Pfifferling, der als beliebter Speisepilz in einschlägigen Wäldern in NRW stark unter Übersammlung leidet, weil oft unvernünftige gierige Mykophagen selbst die kleinsten "Babys" aus der oberen Humusschicht ausbuddeln. Dadurch wird einerseits ihre lebensnotwendige Mykorrhiza zerstört, des Weiteren können bekanntlich nur reife Pilze aussporen sofern sie die Chance dazu erhalten. Bei Pfifferlingen ist sie leider sehr gering.

Benutzte Literatur
BOLLMANN, A.; A. GMINDER & P. REIL (2007): Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze, Jahrbuch der Schwarzwälder Pilzlehrschau. Vol. 2.

BREITENBACH, J. & F. KRÄNZLIN (1991): Pilze der Schweiz, Band 3, Röhrlinge und Blätterpilze 1. Teil. Verlag Mykologia Luzern

DÄHNCKE, R. M. (2004): 1200 Pilze in Farbfotos

GERHARDT, E. (1985): Pilze Band 1: Lamellenpilze, Täublinge Milchlinge und andere Gruppen mit Lamellen. BLV Verlagsgesellschaft München Wien Zürich

GRÖGER, F. (2006): Bestimmungsschlüssel für Blätterpilze und Röhrlinge in Europa Teil I Regensburger Mykologische Schriften Band 13

HORAK, E. (2005): Röhrlinge und Blätterpilze in Europa, Bestimmungsbuch. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag

KAJAN, E. (1988): Pilzkundliches Lexikon

KRIEGLSTEINER, G. J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands West. Band 1: Ständerpilze, Teil A: Nichtblätterpilze. Eugen Ulmer Verlag

KRIEGLSTEINER, G. J. (2001): Die Großpilze Baden-Württembergs, Band 3: Ständerpilze: Blätterpilze I. Verlag Eugen Ulmer Gmbh & Co. Stuttgart

LUDWIG, E. (2001): Pilzkompendium, Band 1. Beschreibungen, 34.1.- Hygrophoropsis aurantiaca, S.189-192

LUDWIG, E. (2001a): Pilzkompendium, Band 1 Abbildungen, Tafel 52, Abb. 34.1. IHW Verlag Eching

MICHAEL; HENNIG; KREISEL (1986): Handbuch für Pilzfreunde Band I

RYMAN, S. & I. HOLMASEN (1992): Pilze. Bernhard Thalacker Verlag, Braunschweig


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Weitere Informationen zu Pilzen (Fungi) im Internet

www.tintling.de: Pilzzeitung (Der Tintling), Wochenkalender, Infos, Fachbeiträge, Fotos, Rezepte, Literatur...

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