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Kiefernzapfen-Kreisling
Cudoniella rubicunda (REHM) DENNIS, Persoonia 3 (1): 73 (1964)
Artenprofil von Fredi Kasparek
Letzte Änderung: 30.08.2017


Systematische Einordnung

Reich: Pilze (Fungi)
Klasse: Schlauchpilze (Ascomycetes)
Ordnung:


Schlauchpilze deren Schläuche zwecks Sporenbefreiung bei Reife platzen oder apikal aufreißen. Inoperculate Ascomyceten (Helotiales)
Familie:




Winzige bis mittelgroße Fruchtkörper (Apothecien), gestielt oder ungestielt, meist scheiben-, krug-, pokal- bis becherförmig, nackt oder stark behaart, Hymenium wachs-, gallertartig, oder zäh, weiß, gelb, beige, braun, rot, violett oder schwarz (Helotiaceae).
Gattung:Kreislingchen (Cudoniella)

Fotos (© Fredi Kasparek)
MTB 4309/3 Recklinghausen im Natur-Erholungsgebiet "Die Haard"


(xxl-Foto)
10.07.2016

(xxl-Foto)

(xxl-Foto)
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale, Beschreibung der Artmerkmale

Wissenschaftliche Fachbegriffe werden hier im Pilz-ABC erklärt!

Anmerkungen zur Namensgebung von Cudoniella rubicunda (REHM) DENNIS:

Die hier vorgestellte Art entdeckte ich erstmals im November 2005 im Bereich des Truppenübungsplatzes Borkenberge, Lavesum (MTB 4208/2 Wulfen), NRW/Westfalen. Schon zu dieser Zeit war die korrekte Namensgebung alles andere als problemlos, weil für das Epithet (Artname) rubicunda die Autoren HÖHNEL und REHM bei der Erstbeschreibung ihrer Art jeweils eine andere Gattung wählten, nämlich Ombrophila rubicunda HÖHN bzw. Mollisia rubicunda REHM. Ob beide Autoren die gleiche Art in Händen hatten, lässt sich heute wohl nicht mehr feststellen. Denn für die Höhnelsche Art wurde Salix (Holz oder Rinde) angegeben, während die Rehmsche Art auf Kiefernzapfen (Pinus sylvestris) wächst. 1964 hat DENNIS die Rehmsche Art zu Cudoniella rubicunda umkombiniert - aus meiner Sicht eine unbefriedigende Lösung.

Das taxonomische Problem hat sich bis heute nicht geklärt.
Nach Aussage von H.O. BARAL (Tübingen) gehört diese Art eindeutig in die Gattung Ombrophila. Dazu müsste aber eine Neubeschreibung mit neuem Epithet angefertigt werden. An dieser sinnvollen Aufgabe hat sich bis heute noch keiner der dafür befähigten Mykologen herangetraut.
Am 10.07.2016 fand ich Cudoniella rubicunda erneut auf einer Exkursion unseres Arbeitskreises Pilzkunde Ruhr (APR) im Kiefern-Laubwald. Wieder an Kiefernzapfen auf morastig-sumpfigem Boden. Bei der heimatlichen Bestimmung gab es keinen Zweifel, es war die gleiche Art, die ich bereits 2005 gefunden und dokumentiert hatte.



Kiefernzapfen-Kreisling (Cudoniella rubicunda, Foto: Fredi Kasparek, 10.07.2016, xxl-Foto bei Bildklick)


Habitus: Apothecien 1-2 (3) mm, umgekehrt abgestutzt kegelförmig, nicht gestielt; Oberfläche jung schwach becherförmig (konkav), ausgereift flach kissenförmig gewölbt (konvex), jung hellgrau, bei Reife schmutzig- bis rosagrau verfärbend; alte, einzeln wachsende Fruchtkörper trübviolett bis rotviolett verfärbend, Fleisch gallertartig, einzeln oder in Gruppen zu 2 bis 4, oft 6 bis 8 (-10) Fruchtkörpern, eng gedrängt zwischen den Zapfenschuppen wachsend.

Einige arttypische Mikromerkmale:

Asci: 50-70 x 5-7 µm, Porus in Lugol schwach positiv reagierend, (blau anlaufend), achtsporig, Sporen uniseriat.

Paraphysen: bis 2 µm breit, apical leicht angeschwollen, mehrfach septiert, fertil mit kleinen Tröpfchen

Sporen: schmal elliptisch-oval, farblos, 6,5-9 (10) x 2,5-3,5 (4,) µm, fertil mit einer kleinen Guttule je Pol; überreif können die Sporen auch multiguttulat sein.

Ökologie, Substrat, Lebensweise
Der Lebensraum (Biotope) von Cudoniella rubicunda erstreckt sich in Deutschland meines Wissens ausschließlich in Nadel- und Laub-Nadelwäldern. Leicht moosig-feuchte bis sumpfige Böden mit viel morschem Strauch- und Astwerk sind ideale Voraussetzungen Cudoniella rubicunda zu entdecken. Die Art wurde nach bisherigen Dokumentationen ausschließlich an älteren vergammelten Kiefernzapfen aufgesammelt. Diese Fundumstände lagen auch bei meinen Aufsammlungen aus den Jahren 2005 und 2016 vor.



Kiefernzapfen-Kreisling (Cudoniella rubicunda, Foto: Fredi Kasparek, 2005, xxl-Foto bei Bildklick)

Verwechslungsarten oder nahe Verwandte
Backenzahn-Kreisling (Cudoniella tenuispora):
Ein ähnlich aussehender Gattungsverwandter ist Cudoniella tenuispora (Backenzahn-Kreisling). Dieser besiedelt jedoch ausschließlich verrottende und feucht liegende Laubholzäste, gerne an Waldbächen und Teichen. Es besteht schon hinsichtlich der unterschiedlichen Substratwahl keine Verwechslungsgefahr mit dem Kiefernzapfen-Kreisling.



Backenzahn-Kreisling (Cudoniella tenuispora, Foto: Fredi Kasparek, xxl-Foto bei Bildklick)


Wasserkreisling (Cudoniella clavus):
Eine weitere ähnliche, aus der Gattung Cudoniella noch zu erwähnende Verwechslungsart wäre Cudoniella clavus, der Wasserkreisling. Auch diese Art wählt als Substrat faulende Pflanzen- und Laubholzäste. Oft findet man den Wasserkreisling wassernah an Bächen und Teichen. Dazu gibt es zu beiden Arten diverse unterschiedliche Mikromerkmale auf die hier nicht eingegangen wird.



Wasserkreisling (Cudoniella clavus, Foto: Fredi Kasparek, xxl-Foto bei Bildklick)

Giftigkeit bzw. Speisewert
Bei winzigen Ascomyzeten wie den hier vorgestellten, erübrigt sich die Fragestellung nach Giftigkeit bzw. Speisewert.

Erscheinungszeitraum

 

Kiefernzapfen-Kreisling (Cudoniella rubicunda, Fotos: Fredi Kasparek, xxl-Fotos bei Bildklick)

Cudoniella rubicunda, wie auch weitere Arten dieser Gattung, ist bei optimalen Witterungsverhältnissen vom Frühjahr bis zum Spätherbst zu entdecken.

Verbreitung/Häufigkeit in Deutschland
Der Kiefernzapfen-Kreisling ist in ganz Deutschland verbreitet, allerdings überall selten notiert und dokumentiert worden.

Verbreitung in NRW
Auch in NRW ist der Kiefernzapfen-Kreisling ähnlich selten wie in allen Bundesländern zu finden. Bei gezielter Suche in entsprechenden Biotopen dürfte dieser hübsche inoperculate Ascomyzet meiner Meinung nach öfter gefunden werden.

Benutzte Literatur
DENNIS, R.W.G. (1978): British Ascomycetes. J. Cramer. 585 S.

ELLIS, J. P. & M. ELLIS (1985): Microfungi on Land Plants: An Identification Handbook. 579 S.

RABENHORST, G. L. & REHM, H. (1896): Kryptogamen Flora von Deutschland, Oesterreich und der Schweiz... Bd.1, Die Pilze 3. Abt., Ascomyceten : Hysteriaceen und Discomyceten / unter Mitwirkung von Prof. Dr A. de Bary und Dr H. Rehm / bearb. von Dr H. Rehm ; bearb. von Dr Georg Winter ; Register bearb. von Dr O. Pazsche / Leipzig : [s.n.]


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