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Falber Weichritterling, Frühlings-Weichritterling Melanoleuca cognata (FR. 1838) KONRAD ET MAUBLANC 1926 |
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Artenprofil von Fredi Kasparek |
Systematische Einordnung
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Reich: | Pilze (Fungi)
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Klasse: | Ständerpilze (Basidiomycetes)
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Ordnung: | Blätterpilze (Agaricales)
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Familie: | Ritterlingsartige (Tricholomataceae)
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Gattung: | Weichritterlinge (Melanoleuca)
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Fotos (© Fredi Kasparek)
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MTB 4408/2, Gelsenkirchen-Herten (Schlosswald)
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 (xxl-Foto) |
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Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich |
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Besondere Merkmale, Beschreibung der Artmerkmale |
Wissenschaftliche Fachbegriffe werden hier im Pilz-ABC erklärt!
Hut: 5-12 cm Ø, jung ± stark gewölbt, gelb- bis ockerbraun, auch typisch cognacfarben, später verflachend und Mitte hin und wieder mit schwacher Erhebung die sich von der gelb- bis ockerbraunen Grundfarbe vor allem bei älteren Fruchtkörpern dunkler abheben kann; Oberfläche matt, feucht glänzend, Huthaut teilweise abziehbar, Rand heruntergezogen, minimal eingerollt, gerade
Lamellen: jung ziemlich engstehend, breit und dünn, am Stiel ganzrandig ausgebuchtet, mit zahlreichen Lamelletten untermischt, erst cremefarbig dann partiell mit lachs- bzw. lachsockerlichen Reflexen, die sich später einheitlich beige-ockerlich verfärben; Schneiden hin und wieder leicht wellig, gleichfarbig
Stiel: 5-9 x 0,8-1,5 cm, zylindrisch, Basis leicht angeschwollen bis knollig, weißfilzig umgeben, jung voll, alt watteartig ausgestopft, Spitze cremeweiß, abwärts beige-, grau- bis ockerbraun, Oberfläche mit feinen cremeweißen, radial eingewachsenen Fasern besetzt; wie alle Weichritterlinge ringlos
Fleisch: im Hut schwammig bis wässerig, erst weiß-cremeweiß, alt bräunend, Stielspitze - wie auch das Hutinnere - bis zur Basis ockerbräunlich durchzogen, faserfleischig
Geruch: schwach mehlig, nicht immer wahrnehmbar
Geschmack: mild, pilzartig
Sporenpulverfarbe: cremefarben
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Ökologie, Substrat, Lebensweise |
In Nadel- und Laubwäldern und auch in Mischwäldern, besonders an lichten Plätzen wie Kahlschlägen, in Auenlandschaften, an Wald- und Wegrändern, in Parkanlagen, auf alten Friedhöfen, bei Buchen, Hainbuchen, Eichen, Fichten, Kiefern und anderen Baumarten in der Laub- und Nadelstreu, gerne auch auf grasigen Böden unter Gesträuch oder Reisigablagerungen zu finden. Frisch-saure Böden werden bevorzugt besiedelt. Weichritterlinge (Melanoleuca-Arten) sind ausnahmslos Saprobionten, während Ritterlinge (Tricholoma-Arten) dagegen größtenteils zu den Mykorrhyzabildnern zählen.
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Verwechslungsarten oder nahe Verwandte |
Anhand seiner ± gelbbraunen Hutfarbe, den bei Reife lachs-, bis beigefarbig getönten Lamellen, dem optimalen Hut-Stielverhältnis, sowie der frühen Erscheinungszeit im Jahr, gibt der Falbe Weichritterling wenig Anlass zu Verwechslungen.
Trotzdem gibt es ähnliche Weichritterlinge. Sie hier im Bild anhand von Makromerkmalen vorzustellen wäre nicht sinnvoll, da sie sich nur in Verbindung mit ihrem Innenleben mit Hilfe von Mikromerkmalen "sicher" bestimmen lassen. Dies gelingt jedoch nur mit Hilfe von mikroskopischen Untersuchungen. Zwei andere, optisch gut zu unterscheidende Arten werden im Folgenden abgebildet und kurz erläutert.
Ebenfalls im Frühling kann man bereits den Kurzstieligen Weichritterling (Melanoleuca brevipes) finden. Er erscheint außerhalb von Wäldern an lichten Plätzen in Auenlandschaften, auf Wiesen und Ödflächen und an Wegrändern gern im Gras bei Brennesseln, Beinwell und anderen derben Kräutern. Seine stattlichen, tellerförmigen grau-graubraunen Hüte mit lang eingerollten Huträndern, jung creme-weißlichen Lamellen, sowie die gedrungenen, stämmigen Stiele sind gute Erkennungsmerkmale dieser Art und ermöglichen eine problemlose und eindeutige Unterscheidung vom Falben Weichritterling.

Der Kurzstielige Weichritterling ( Melanoleuca brevipes, Foto: F. Kasparek) xxl-Ansicht!
In älterer Literatur wird eine Pilzart als Süßlichriechender Weichritterling (Melanoleuca exscissa var. iris) geführt, die aktuell mit korrektem Namen Iris-Weichritterling (Melanoleuca iris) heißt. Dieser eher seltene Weichritterling weist jedoch kaum Ähnlichkeiten mit dem Frühlings-Weichritterling auf. Sein sicherstes Erkennungsmerkmal ist sein kaum definierbarer jedoch angenehm süßlicher Geruch nach Iris, oder Orangenblüten, vermischt mit Bittermandelaroma. Dem Verfasser ist kein weiterer Weichritterling bekannt der solch einen intensiven Geruch besitzt. Trotzdem scheint die Art Übergangsformen auszubilden, die bis heute noch nicht sicher geklärt werden konnten (siehe auch die beiden Abbildungen!). Melanoleuca iris erscheint erst im Herbst in Nadel- und Laubwäldern. Gemäß seiner seltenen Vorkommen, ist der Iris-Weichritterling entsprechend weniger bekannt und in populärwissenschaftlichen Pilzbestimmungsbüchern kaum abgebildet. Daher soll er hier den Pilzfreunden im Bild vorgestellt werden.
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Giftigkeit bzw. Speisewert |
Weichritterlinge sind nicht giftig. Über ihren Speisewert ist aber wenig bekannt und auch der Verfasser hat selber noch keine Weichritterlinge auf ihren Geschmackswert getestet. Unerfahrenen Pilzsammlern sei geraten nur gut bekannte und sicher erkannte Arten zu Speisezwecken zu sammeln. Eine Verwechslungsgefahr mit ähnlichen giftigen Arten verschiedener Gattungen die auch schon im Frühsommer erscheinen können ist nicht auszuschließen.
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Erscheinungszeitraum |
Der Falbe Weichritterling erscheint von März bis Anfang Juni. Gelegentlich werden auch im Herbst (September-November) Aufsammlungen entdeckt.
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Verbreitung/Häufigkeit in Deutschland |
Melanoleuca cognata gehört zu den bekanntesten Weichritterlingen in Deutschland, nicht zuletzt deshalb, weil er in allen Bundesländern gut verbreitet ist.
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Verbreitung in NRW |
Auch in NRW können Pilzfreunde den Falben Weichritterling in allen Regionen des Landes schon früh im Jahr entdecken. Die Art läutet sozusagen die anstehende Blätterpilzsaison ein. Sie wird bei gezielter Suche in den oben angezeigten ökologischen Nischen selbst unerfahrenen Pilzfreunden nicht verborgen bleiben.
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Benutzte Literatur |
BOLLMANN, A., A. GMINDER, & P. REIL (2007): Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze, 4. überarbeitete und erweiterte Auflage. Jahrbuch der Schwarzwälder Pilzlehrschau. Vol. 2
BON, M. (1995): Die Großpilze von Europa 2, Tricholomataceae 1
BREITENBACH, J. & F. KRÄNZLIN (1991): Pilze der Schweiz, Band 3 Röhrlinge und Blätterpilze 1. Teil, Verlag Mykologia Luzern
DÄHNCKE, R. M. (2004): 1200 Pilze in Farbfotos
HORAK, E. (2005): Röhrlinge und Blätterpilze in Europa, Bestimmungsbuch. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag
KAJAN, E. (1988): Pilzkundliches Lexikon
KRIEGLSTEINER, G. J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands West. Band 1: Ständerpilze, Teil B: Blätterpilze. Eugen Ulmer Verlag
KRIEGLSTEINER, G. J. (2001): Die Großpilze Baden-Württembergs, Band 3 Ständerpilze: Blätterpilze I. Verlag Eugen Ulmer Gmbh & Co. Stuttgart
MICHAEL, E.; B. HENNIG & H. KREISEL (1987): Handbuch für Pilzfreunde, Band III. Blätterpilze - Hellblättler und Leistlinge
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Weitere Informationen zu Pilzen (Fungi) im Internet |
www.tintling.de: Pilzzeitung (Der Tintling), Wochenkalender, Infos, Fachbeiträge, Fotos, Rezepte, Literatur...
www.pilzepilze.de: Forum, mehr als 500 Pilze in der Galerie, Interessantes über Pilze, Literaturempfehlungen...
www.pilzfinder.de: Sehr schöne Bildsuche, Kochrezepte, Pilze von A-Z, Tipps, Infos...
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