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Gewächshaus-Federfußspinne - Uloborus plumipes LUCAS, 1846
Artenprofil von Svenja Christian
Letzte Änderung: 12.04.2015


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Ordnung: Webspinnen (Araneae)
Familie: Kräuselradnetzspinnen (Uloboridae)

Fotos (© Axel Steiner)
Breckerfeld


(xxl-Foto)
06.08.2014

(xxl-Foto)
06.08.2014

(xxl-Foto)
06.08.2014
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale
Wie alle Vertreter der Familie der Kräuselradnetzspinnen (Uloboridae) besitzt die Gewächshaus-Federfußspinne eine dichte, filzige Behaarung, die sie flockig, fast wie mit Mehl bestäubt, erscheinen lässt. Als einmalige Ausnahme im Kreise der Webspinnen fehlen den Kräuselradnetzspinnen die Giftdrüsen.



Gewächshaus-Federfußspinne (Foto: © Axel Steiner, xxl-Foto per Bildklick)

Höhe und Länge des Hinterkörpers sind in etwa gleich. In der Seitenansicht ist der Hinterleib dreieckig, was vor allem von den beiden beulenartigen Höckern an seiner höchsten Stelle herrührt. Der Vorderkörper hingegen ist auffallend abgeflacht. Als artspezifisches Merkmal besitzt Uloborus plumipes buschige Haarpinsel an den Tibien der Vorderbeine. Es besteht eine hohe Variabilität in der Färbung zwischen den Individuen der Art. Meist überwiegen gelbliche Farbtöne, aber sehr dunkel oder sehr scheckig behaarte Exemplare sind ebenfalls nicht ungewöhnlich. Selbst die Haarpinsel können gelbbraun oder auch tiefschwarz gefärbt sein.

Körperlänge:
Weibchen 4-6 mm, Männchen deutlich kleiner

Lebensraum
Die Familie der Kräuselradnetzspinnen zeigt ihre größte Artenvielfalt in den Tropen, wo auch Uloborus plumipes ursprünglich heimisch war. Die Art hat sich dann zunächst im Mittelmeergebiet ausgebreitet, wo sie oft an Mauern und Felswänden zu finden ist oder ihr Netz an Sukkulenten baut.
Obwohl sie in unregelmäßigen Abständen gelegentlich nach Deutschland eingeschleppt wurde, konnte Sie sich lange Zeit nicht dauerhaft ansiedeln.

 

 
Gewächshaus-Federfußspinnen in ihrem Netz (Fotos: © Axel Steiner, xxl-Fotos per Bildklick)

Erst seit etwa 1990 tauchte sie an verschiedenen Stellen in Deutschland, Belgien und Dänemark in Gewächshäusern auf. Mittlerweile ist sie eine der häufigsten Spinnenarten in Gewächshäusern und sogar in fast jedem Gartenmarkt zu finden. Höchstwahrscheinlich werden die Tiere dort mit den beliebten Kakteen und Wolfsmilchgewächsen eingeschleppt und können dank der moderaten Temperaturen in diesen Gebäuden überleben. Man kann annehmen, dass dieser Siegeszug an die große Beliebtheit der Kakteen als Zimmerpflanzen gekoppelt ist.



Uloborus plumipes in Angriffsstellung auf ihrem Kokon (Foto: © Axel Steiner, xxl-Foto per Bildklick)

Obwohl die hübschen Spinnen recht klein sind ist es aus eigener Erfahrung verhältnismäßig leicht, sie in ihren hiesigen Lebensräumen aufzufinden.
Vor allem in Ecken und Nischen wo sie wenig gestört werden verraten besonders ihre auffälligen, gezackten Kokons, die an vertrocknete Blätter erinnern, die Anwesenheit der Tiere.

Biologie und Lebensweise
Uloborus plumipes baut ihre ungewöhnlichen Radnetze in mehr oder weniger horizontaler Auslegung. Von der Grundform her ähneln die Netze sehr denen der Familie der Radnetzspinnen. Die Kräuselradnetzspinnen "behängen" jedoch die Fangfäden mit als Cribellum-Wolle bezeichneten, gekräuselten Fäden anstatt mit Klebetropfen. Die Netze von Uloborus plumipes werden gerne zwischen großen Kakteen oder anderen Sukkulenten gebaut. Sie erreichen einen Durchmesser von etwa 20-30 Zentimetern.



Die gelblichweißen Kokons von Uloborus plumipes werden mit Hilfe einzelner Gespinstfäden aufgehängt.
(Foto: © Axel Steiner, xxl-Foto per Bildklick)

 

Ca. 30 frisch aus dem Kokon geschlüpfte Gewächshaus-Federfußspinnen (Fotos: © Axel Steiner, xxl-Fotos per Bildklick)

Die Tiere sitzen oft unter der Nabe mit nach vorne ausgestreckten Vorderbeinen in einer ganz typischen Haltung im Netz.





Uloborus plumipes in ihrem Netz (Foto: © Axel Steiner, xxl-Foto per Bildklick)

Beim Beutefang wird die Spinnenbeute meist schnell und sehr sorgfältig eingesponnen und dann zur Nabe des Netzes gebracht. Dort wird sie durch intensives Einspeicheln mit Verdauungsflüssigkeit getötet und anschließend ausgesaugt. In mediterranen Gebieten leben einige Arten der Gattung gesellig. Auch bei Uloborus plumipes kann man beobachten, dass die Netze verschiedener Individuen oft sehr dicht beieinander liegen.



Empfang mit offenen Armen!? Aufeinandertreffen von 2 Gewächshaus-Federfußspinnen (Foto: © Axel Steiner, xxl-Foto per Bildklick)

In Mitteleuropa treten auf Grund der Gewächshausbedingungen ganzjährig reife Tiere auf. Weibchen sind jedoch deutlich häufiger zu finden als Männchen.


Wenn Spinnen wachsen müssen sie ihr zu eng gewordenes Außenskelett abstreifen.
Leere Haut von Uloborus plumipes (Foto: © Axel Steiner, xxl-Foto per Bildklick)

Nahrung



Uloborus plumipes mit Beute (Foto: © Axel Steiner, xxl-Foto per Bildklick)

Wie alle Spinnen ist auch die Gewächshaus-Federfußspinne ein obligatorischer Räuber. Weil den Spinnen die Giftdrüsen fehlen erbeuten sie eher kleinere Tiere. Eigenen Beobachtungen zur Folge stellen sie in Gewächshäusern verstärkt den dort zum Teil massenhaft lebenden Ameisen nach.

  
  
  
  
  

Eine Gewächshaus-Federfußspinne erbeutet hier eine für ihre Verhältnisse sehr große Ringelmücke (Culiseta sp.). Interessanterweise sieht man, dass die Spinne im Bild 2 größere Mengen Spinnseide in der Nähe der Mücke platziert hat. Diese Fäden fehlen noch im Bild 1 wenige Sekunden vorher. Anschließend wird diese Fadenmasse zum Einwickeln der Beute genutzt. Dabei geht die Spinne sehr gründlich vor. Zwischen dem ersten und dem letzten Bild liegen ziemlich genau 30 Minuten und auch zu diesem späten Zeitpunkt war die Arbeit der Spinne immer noch nicht beendet (Fotos: © Axel Steiner, 10.03.2015, xxl-Fotos per Bildklick).

Verbreitung in D/Welt
Die weltweiten Fundpunkte von Uloborus plumipes zeigen deutliche Schwerpunkte in Südeuropa, Afrika und Zentralasien. Aber auch in Nord-, Südamerika und Russland ist die Spinnenart bereits gefunden worden. Die Karte können Sie sich im Internet bei J. MURPHY (2006): World Distribution Map - Uloborus plumipes anschauen. Man kann jedoch vermuten, das die Art in vielen Gartenmärkten oder Gewächshäusern zu finden wäre, aber meist unentdeckt bleibt. Allgemein ist sie wohl über ganz Mitteleuropa, ganz Deutschland eingeschlossen, ohne besondere Schwerpunkte verbreitet.



Das Uloborus plumipes-Weibchen bewacht seinen Kokon (Foto: © Axel Steiner, xxl-Foto per Bildklick)

Als reine Gebäude-Art können die verschiedenen klimatischen Bedingungen innerhalb Deutschlands auf diese Spinnen eigentlich keinen Einfluss ausüben.
Die bisherigen deutschlandweiten Fundpunkte von Uloborus plumipes finden Sie hier: Arachnologische Gesellschaft e. V.: Nachweiskarten der Spinnentiere Deutschlands

Verbreitung in NRW
Uloborus plumipes ist inselartig in Gewächshäusern und Gartenmärkten vertreten. Der tatsächliche Erfassungsstand ist leider sehr lückenhaft, wahrscheinlich wird sie aber vielerorts nur übersehen oder ihr Vorkommen nicht gemeldet. Vermutlich ist sie inzwischen in fast jedem Baumarkt anzutreffen...

Benutzte Literatur
BELLMANN, H. (2006): Kosmos-Atlas Spinnentiere Europas. 3. Aufl. Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, Stuttgart - 304 S.


Zur Buchliste weiterer interessanter Spinnen-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zu Spinnen (Arachnida) im Internet

Arachnologische Gesellschaft e. V. - Nachweiskarten der Spinnentiere Deutschlands

Arachnologische Gesellschaft e. V. - Checklisten, Publikationen, Links...

Araneae: Spiders of Europe: Verschiedene Spinnen-Bestimmungsschlüssel und Fotogalerien in deutsch und englisch. Editiert von Wolfgang Nentwig, Theo Blick, Daniel Gloor, Ambros Hänggi & Christian Kropf.


Zur Linkliste weiterer interessanter Spinnen (Arachnida)-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de