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Speispinne, Leimschleuderspinne - Scytodes thoracica (LATREILLE, 1802)
Artenprofil von Svenja Christian (& Axel Steiner)


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Ordnung: Webspinnen (Araneae)
Familie: Speispinnen (Scytodidae)

Fotos (© Jürgen Peters (1-3), Svenja Christian (4-6))
Borgholzhausen (1-3), Bonn-Ippendorf (4-6)


(xxl-Foto)
Männchen

(xxl-Foto)
Männchen

(xxl-Foto)
Weibchen
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
02.06.2007

(xxl-Foto)
02.06.2007

(xxl-Foto)
07.08.2007
mit Nachwuchs
Besondere Merkmale
Die Speispinne ist die einzige in Mitteleuropa heimische Art der Familie der Speispinnen (Scytodidae).
Speispinnen besitzen 6 Augen, die paarweise am Vorderrand und an den Seitenrändern des Kopfbereiches liegen und verhältnismäßig kleine Giftklauen. Der Vorderkörper steigt nach hinten schräg an und entspricht in der Größe etwa der des Hinterkörpers oder übertrifft diesen sogar und ist damit auffällig dick. Die Grundfärbung variiert von gelblichgrau bis leicht in de hellbraunen Bereich hinein. Der Hinterkörper ist hierbei meist etwas gräulicher und wirkt weniger transparent als der Rest. Der gesamte Spinnenkörper wird zudem von einem unregelmäßigen, deutlich dunkleren Fleckenmuster überzogen.
Allgemein wirkt die Speispinne mit ihren dünnen gelb-schwarz geringelten Beinen sehr zart.

Körperlänge: Männchen: 3-4 mm; Weibchen: 4-6 mm

Lebensraum
Die wärmeliebende Art stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, wo man sie auch im Freiland häufig unter Steinen antrifft. In Mitteleuropa findet man die Tiere fast nur in Gebäuden, meistens in Wohnhäusern.

Biologie und Lebensweise
Wie alle Speispinnen besitzt Scytodes thoracica speziell abgewandelte und in zwei Bereiche unterteilte Giftdrüsen. Im größeren hinteren Abschnitt wird ein Klebesekret, im kleineren vorderen Giftdrüsenbereich Gift produziert. Beide Bereiche münden in die Chelizerenklauen. Bei der Jagd wird das Beutetier mit einem Gemisch aus Gift und Klebstoff an der Unterlage festgeklebt. Der nächtliche Jäger kann somit gänzlich auf ein Fangnetz verzichten.
Das Jagdverhalten der Art ist hochinteressant. Mit etwas Glück kann man in der Nacht beobachten, wenn die Spinnen auf Beutesuche an den Wänden mit bedächtig-langsamen Bewegungen entlang "schleichen".
Die Spinne ist sehr kurzsichtig und ortet ihre Beute nur mit Hilfe von Sinneshaaren (Trichobothrien) am vorderen Beinpaar, die auf jeden kleinen Luftzug reagieren (JONES 1981). Hat die Speispinne ein Opfer geortet, hebt sie den Vorderkörper an und schleudert mit ruckartigen Bewegungen ihr Leim-Giftmischsekret dem Beutetier entgegen. Sie spuckt dabei den Klebstoff bis zu 2 cm weit in zickzackförmigen hin- und hergewundenen Schleifen über das Beutetier und leimt es so am Untergrund fest. Anschließend läuft die Jägerin zu ihrer Beute, versetzt ihr den Giftbiss und saugt es aus.

HEIMER (1997) beschreibt den entscheidenden Moment der Jagd so:
"Nach einigen wenigen Bildern, die mit Hochgeschwindigkeitskameras gewonnen wurden, analysierte man den Vorgang. Innerhalb von 1/600s konnten etwa zehn Kontraktionen des Hinterleibs beobachtet werden. Bei jedem Zusammenziehen entsteht ein Druck von über 100 kPa, der das klebrige Sekret mit einer Geschwindigkeit von über 8 m/s aus den Beißwerkzeugen schießen läßt. Durch diese schnellen, mit unseren Augen nicht einmal als Zittern wahrnehmbaren Bewegungen entsteht das Zickzackmuster des Leimstrahls."

Die Spinnwarzen benutzt die Speispinne nur dazu um sich ein einfaches Wohngespinst zu bauen und ihre Eier einzuspinnen.




Speispinne mit Kokon (Scytodes thoracica, Fotos: Svenja Christian) (xxl-Foto)


Die Fortpflanzung findet im Sommer statt. Das Weibchen baut einen kleinen runden Kokon, der aus mäßig vielen nur von einigen wenigen Fäden zusammengehaltenen Eiern besteht. Das Weibchen trägt ihn über mehrere Wochen hinweg unter seinem Vorderkörper und legt ihn ab, kurz nachdem die Jungspinnen, die den adulten Tieren bereits erstaunlich ähnlich sehen, ausgeschlüpft sind.

Nahrung
Die Räuber ernähren sich von kleinen Wirbellosen. Dabei bevorzugen sie offensichtlich Fliegen, Mücken und andere geflügelte Insekten.



Speispinne mit potentieller Beute (Scytodes thoracica mit Aphomia sociella, Foto: Jürgen Peters)

Verbreitung in D/Welt
Scytodes thoracica ist europaweit, mit Ausnahme Nordeuropas verbreitet. Verbreitungsschwerpunkt ist das Mittelmeergebiet.
In Deutschland ist die wärmeliebende Art vorwiegend in Süddeutschland, innerhalb menschlicher Behausungen aber auch zerstreut deutschlandweit anzutreffen. In letzter Zeit ist eine Zunahme der Fundmeldungen im westlichen Deutschland zu vermerken, im restlichen Deutschland gibt es jedoch große Verbreitungslücken.
Das Verbreitungsmuster der bekannten Fundorte finden Sie hier: Arachnologische Gesellschaft e. V.: Nachweiskarten der Spinnentiere Deutschlands

Verbreitung in NRW
Die bekannten Verbreitungsdaten in NRW sind eher lückenhaft. Wahrscheinlich wird die kleine, unscheinbare und nachtaktive Art vielerorts nur übersehen und ist sicher häufiger als es scheint. Sie dürfte jedoch im gesamten NRW-Gebiet vorkommen, scheint jedoch das Rhein-Gebiet besonders zu mögen.

Benutzte Literatur
BAEHR, B. (1987): Welche Spinne ist das?: Kleine Spinnenkunde für jedermann. Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart - 128 S.

BELLMANN, H. (1984): Spinnen. Beobachten, bestimmen. Neumann-Neudamm. Melsungen, Berlin, Basel, Wien. 160 S.

BELLMANN, H. (1991): Spinnen, Krebse, Tausenfüßer. Mosaik-Verlag, München

HEIMER, S. & NENTWIG, W. (1991): Spinnen Mitteleuropas. Verlag Paul Parey. Berlin, Hamburg. 543 S.

HEIMER, S. (1997): Spinnen. Faszinierende Wesen auf acht Beinen. Landbuch Verlag. 152 S.

JONES, D. (1987): Der Kosmos-Spinnenführer. Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart. 3. Auflage. 320 S.


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Weitere Informationen zu Spinnen (Arachnida) im Internet

Arachnologische Gesellschaft e. V. - Nachweiskarten der Spinnentiere Deutschlands

Arachnologische Gesellschaft e. V. - Checklisten, Publikationen, Links...

Araneae: Spiders of Europe: Verschiedene Spinnen-Bestimmungsschlüssel und Fotogalerien in deutsch und englisch. Editiert von Wolfgang Nentwig, Theo Blick, Daniel Gloor, Ambros Hänggi & Christian Kropf.


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