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Hermelin, Großes Wiesel - Mustela erminea LINNAEUS, 1758
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 28.07.2013


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Familie: Marder (Mustelidae)
Unterfamilie: Wieselartige (Mustelinae)

Fotos (© Axel Steiner)
Breckerfeld



(xxl-Foto)
21.07.2013
   
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale



Hermelin (Foto © Axel Steiner, 21.07.2013, xl-Foto per Fotoklick)

langer und dünner Körper; kurze Beine; Schwanz verhältnismäßig lang (halb so lang wie der Körper); ganzjährig schwarze Schwanzspitze (Unterschied zum Mauswiesel!); Sommerfell oberseits rötlich braun und unterseits weiß/gelblich gefärbt; Ober- und Unterseite mit scharfer farblicher Trennung; im Winter mit Ausnahme der schwarzen Schwanzspitze weiß gefärbt; 4 Paar Zitzen

Kopfrumpflänge: 27-40 cm (Männchen), 19-25 cm (Weibchen)
Schwanzlänge: 17-20 cm
Hinterfußlänge (Ferse bis Krallenspitze): 3,5-5 cm
Ohrlänge: 1,5-2,2 cm
Gewicht: 100-450 g (Männchen, Durchschnitt: 321 g), 50-280 g (Weibchen, Durchschnitt: 213 g)

Spuren: Länge: 2-3 cm; Breite 1,1-2 cm; 4 oder 5 fächerartig aufgereihte Zehenballen sichtbar (der seitlich liegende Daumenabdruck fehlt oft); oft 3 Sohlenballen zu erkennen (1 großer mittlerer und 2 seitliche)

Fährte: eine regelmäßige Folge doppelter, in Längsrichtung leicht verschobener Abdrücke (Sprunglänge 30-80 cm); im Schnee ist manchmal bei einem von 2 Sprüngen ein Körperabdruck zu erkennen

Kot: bis zu 2 cm lang; gedreht mit Spitze

Bau: Das Nest befindet sich in der Regel nahe am Boden oder ist unterirdisch angelegt. Es wird mit Gras, Moos, Laub, Haaren und Federn ausgepolstert. Geeignete Plätze sind Steinmauern und -haufen, hohle Baumstrünke, Ast- oder Heuhaufen oder Gänge von Nagern.

Stimme: "Beim Angriff auf einen Gegner stößt das Hermelin einen durchdringenden gellenden Droh- oder Warnschrei oder ein kreischendes Keckern aus, bei der Abwehr zischende, fauchende oder knurrende Laute. Andere Stimmäußerungen, die der "sozialen Verständigung" dienen, sind girrende oder trillernde, fast singende helle Töne, ferner das Zwitschern oder "Weinen" hungernder, frierender oder sich verlassen fühlender Nestjungen. (GRZIMEK, 1979)"

Schädelmerkmale:
Zähne: 34 Zähne, Zahnformel: 3 1 3 1 / 3 1 3 2
Condylobasallänge (Abstand zwischen Vorderrand des Zwischenkieferbeins und dem Hinterrand der Hinterhauptsgelenkhöcker): meist > 4,2-5,5 cm
Gehörkapsel mehr oder weniger oval (länger als breit); Einschnitt am hinteren Gaumenrand gerade bis flachbogig

Ähnliche Arten:
Mauswiesel (Mustela nivalis): keine schwarze Schwanzspitze; kürzerer Schwanz; kleiner und leichter; keine scharfe Grenze zwischen dunklerer Oberseite und weißlicher Unterseite

Lebensraum



Hermelin (Foto © Axel Steiner, 21.07.2013, xl-Foto per Fotoklick)

Bis in 3000 m Höhe in strukturreichem Gelände mit Wiesen und Hecken, gerne auch in Wassernähe, anzutreffen. Gemieden werden jedoch größere Waldgebiete. Als Unterschlupfe dienen Wurzeln, Felsspalten, Steinen, Holzstapeln, Scheunen- und Schuppenböden und Erdbaue anderer Säugetiere.

Biologie und Lebensweise
Hermeline sind tag- und nachtaktiv. Im Winter ist es hauptsächlich nachtaktiv und im Sommer eher tagaktiv. Die Jagdzeit beträgt pro Tag etwa 4-5 Stunden. Sie können gut klettern und schwimmen und bewegen sich an Land bei der Jagd in einem typischen Sprunglauf mit bis zu 50 cm weiten Sätzen vorwärts (Weibchen springen nur etwa 30 cm weit). Bei dieser Art "Galopp" werden beide Vorder- und Hinterfüße gleichzeitig aufgesetzt und abgestoßen. Auffällig ist ferner das häufige Sichern ("Männchenmachen"). Es werden etwa 10-40 ha große Reviere gebildet, die regelmäßig markiert werden und ggf. auch verteidigt werden.



Hermelin (Foto © Axel Steiner, 21.07.2013, xl-Foto per Fotoklick)

Die Paarungen finden von Juni bis August und im Februar/März statt. Der Rüde umklammert bei der Paarung das Weibchen mit den Vorderbeinen und beißt ihr in den Nacken. Die Tragzeit beträgt dann je nach Paarungszeit im Winter 8-10 Wochen oder 8-10 Monate bei Weibchen, die im Herbst befruchtet wurden. Diese verlängerte Tragzeit beruht auf einer Keimruhe
Im Nest werden (3-) 6-7 (-13) Junge mit weißem Fell und blind zur Welt gebracht. Das Weibchen säugt die Jungen etwa 6 Wochen. Im Anschluss daran füttern beide Elterntiere. Mit 5-6 Wochen öffnen Sie ihre Augen, können aber erst nach 3-4 Monaten selbständig für sich sorgen. Ihre Überlebenschancen hängen stark vom Nahrungsangebot ab. Bei Gefahr werden die Jungen in Ausweichschlupfwinkel getragen.
Zu den natürlichen Feinden der Hermeline zählen Greifvögel, Füchse, Störche, Eulen, Hunde und Katzen. Dabei greifen in die Ecke getriebene Hermeline auch größere und stärkere Feinde an.

Wissenswertes:
Hermelinpelz ist sehr kostbar und früher trugen Adelige weiße Mäntel oder Hüte aus Winterhermelinfellen. Im dichten Pelz befinden sich auf 1cm² Fell etwa 20.000 Haare.

Nahrung
Hermeline sind Raubtiere und ernähren sich ausschließlich von Fleisch. Mäuse (insbesondere Wühlmäuse!), Ratten, Maulwürfe, Vögel und ihre Eier, Kriechtiere, Lurche, Fische, Insekten, Weichtiere und Wildkaninchen gehören zu ihrer bevorzugten Beute. Der Beute wird nicht aufgelauert sondern sie wird aktiv in ihren Verstecken aufgestöbert oder oftmals auch bis in ihre Bauten verfolgt. Dies gelingt insbesondere den deutlich kleineren Weibchen erfolgreich.
Aufgrund ihrer deutlich kleineren Größe erjagen weibliche Hermeline kleinere Beutetiere. In MARTINs (1882) "Illustrirter Naturgeschichte der Thiere" heißt es "Im allgemeinen ist aber das Hermelin für die Landwirthschaft äußerst nützlich durch das Fangen der Mäuse, und in mäusereichen Jahren vermehrt es sich auch stärker als sonst."

   

Hermelin beim Erjagen einer Maus (Filmsequenz © Reinhard Weidlich, START!)

Hermeline müssen aufgrund ihrer stark ausgeprägten Aktivitäten häufig Nahrung aufnehmen und können deshalb auch keine Winterruhe halten. REICHHOLF (1982) schreibt: "Man sieht sie fast nur auf der Jagd nach Nahrung. Hierbei entwickeln sie eine erstaunliche Neugier." Hierfür kann ich anhand der folgenden Bilder ein sehr schönes Beispiel zeigen. Dabei ist das Jagdverhalten eines Hermelins sehr schön zu beobachten. Bei der vermeintlichen "Beute" handelt es sich um einen schwimmenden Keramikfisch, der neugierig untersucht und attackiert wurde.

       

       

       

Szenen einer Hermelin-"Jagd" am heimischen Gartenteich (Fotos: © Axel Steiner, 21.07.2013, xl-Fotos per Fotoklick)

Marder sind in Verruf gekommen, da sie "in Blutrausch" geraten können und alle zur Verfügung stehenden Beutetiere töten. In einem Geflügel- oder Kaninchenstall kann es auf diese Weise zur Abtötung des gesamten Tierbestands kommen. Es ist somit sehr wichtig Ställe "marderdicht" auszubauen. Dann wiederum steht der Vorteil dezimierter Mäuse- und Rattenpopulationen im Vordergrund.

Verbreitung in D/Welt
Im gemäßigten und kalten Bereich Eurasiens und Nordamerikas verbreitet. Im Mittelmeerraum, im Balkan und in Island fehlend. In Neuseeland ist das Hermelin zur Bekämpfung von Kaninchen und Ratten eingebürgert worden.

Verbreitung in NRW
Der Bestand in NRW wird von der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten NRW (LÖBF) auf ca. 15.000 Hermeline geschätzt. Die Landesjagdzeitenverordnung erlaubt eine Bejagung des Hermelins vom 1. August bis zum 28. Februar. Für NRW wird vom NABU im Jahr 2011/2012 als Jagdstrecke 1.575 (davon Fallwild: 246) angegeben (nrw.nabu.de).
Eine Jagd auf Hermeline wird u. a. vom NABU als überflüssig eingeschätzt.
In der Roten Liste NRW wird das Hermelin als "nicht gefährdet" geführt.

Benutzte Literatur
AULAGNIER, S.; P. HAFFNER; A. J. MITCHELL-JONES; F. MOUTOU & J. ZIMA (2009): Die Säugetiere Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. - Der Bestimmungsführer. Haupt Verlag Bern - Stuttgart - Wien. 272 S.

BERGER, Z.; DOBRORUKA, L. (1985): Säugetiere Europas - Kosmos-Naturführer, Stuttgart: Franckh. 189 S.

GIBSON, C. (2006): Naturführer Wildtiere. Dorling Kindersley, London. 224 S.

GRZIMEK, B. (HRSG.) (1979): Grzimeks Tierleben, Band 12, Säugetiere 3 - Deutscher Taschenbuchverlag GmbH & Co.KG, München. 660 S.

HOFMANN, H. (1993): Tiere in Natur und Garten. Große und kleine Säugetiere Europas bestimmen, kennenlernen, schützen. Gräfe und Unzer GmbH, München. 163 S.

MARCHESI, P., C. MERMOD & H. C. SALZMANN (2010): Marder, Iltis, Nerz und Wiesel. Kleine Tiere, große Jäger. Haupt Verlag. 192 S.

MARTIN, P. L. (1882) (HRSG.): Illustrirte Naturgeschichte der Thiere. Erster Band. Erste Abtheilung. Säugetiere. Brockhaus, Leipzig. 631 S.

REICHHOLF, J. (1982): Säugetiere. Die farbigen Naturführer. Mosaik Verlag GmbH, München. 288 S.


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Weitere Informationen zum Hermelin (Mustela erminea) im Internet

Wikipedia: Weitere Informationen und Fotos über das Hermelin

NABU NRW: Hermelin