Homepage

Konzeptidee

Artenlisten

Artenprofile

Naturschutz-Praxis

Chronologie

Links

Buchempfehlungen

Newsletter

Natur-Videos

Fotogalerie

Dank an...

Spiel

Suche

Kontakt & Spende

Hilfe

Impressum


 
 

Igel, Westigel, Braunbrustigel - Erinaceus europaeus LINNAEUS, 1758
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 01.03.2017


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Ordnung: Insektenfresser (Insectivora)
Familie: Igel (Erinaceidae)

Fotos (© Angelika & Reimund Ley)
Herten, Schlosspark


(xl-Foto)
19.05.2012

(xl-Foto)
19.05.2012

(xl-Foto)
19.05.2012
Klick auf die kleinen Bilder oder xl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale
Anhand ihres Stachelkleids unverwechselbar; schwarzbraune etwa 3 cm lange, gebänderte Stacheln mit weißlicher Basis und Spitze; spitze zu kurzem Rüssel verlängerte Schnauze; gedrungene Gestalt fast ohne Hals; kleine Ohren; schmaler stachelfreier Scheitel; halbkugeliger Rücken; rundes Hinterteil; verborgener Stummelschwanz; kurze und dünne Beine; stachelloser und haariger Bauch; Brustmitte immer dunkelbraun; 36 spitze Zähne



Seine 6000 bis 8000 eindrucksvollen Stacheln sind sicher DAS Erkennungsmerkmal des Igels
(Foto © Christine & Uwe Negraszusa, 11.06.2010, Olfen, xxl-Foto per Fotoklick)

Stimme: Igel können bei Gefahr fauchen und keckern oder vor Schmerz laut aufschreien.

Körperlänge: (18-) 24-28 (-31) cm

Schwanzlänge: 18-35 mm

Ohrlänge: 24-32 mm

Schädellänge: 49-63 mm

Gewicht: (260-) 500-1200 (-1500) g

Spur: 5 Zehen mit relativ langen Krallen; Vorder- und Hinterfußspur etwa 2,5 cm lang und etwa 2,8 cm breit; Schrittlänge etwa 20-25 cm

Kot: kleine, walzenförmige Würste; schwarz und glänzend; an einem Ende zugespitzt; ca. 3 cm lang und 8-12 mm dick; meist mit Chitinteilen von Insekten; starker und unangenehmer Geruch




Sehr selten treten auch Albino-Igel auf. Albinos leiden oft unter Sehschwierigkeiten und Lichtempfindlichkeiten. Dies spielt beim nachtaktiven und stark geruchsorientierten Igel jedoch kaum eine Rolle. Weiße Igel können sich in der Natur wohl auch vermehren - dennoch wird sich diese Farbvariante/Mutation nie durchsetzen, weil sie rezessiv vererbt wird. Um dieses Gen weiterzuvererben müssten sich schon 2 weiße Igel paaren (Foto © Sylvia Urbaniak, 27.06.2009, xxl-Foto per Fotoklick).


Ähnliche Art:
Ostigel ( Nördlicher Weißbrustigel, Erinaceus roumanicus): In Deutschland nicht, dafür aber in Süd- und Ostösterreich vertreten. In Mittelöstereich kann man Ost- und Westigel finden. Helle Partien der Unterseite fast weiß.

Lebensraum
Igel sind in Laub-/Mischwäldern, Gärten, begrünten Innenhöfen, Parkanlagen, Wiesen mit Hecken, an Waldrändern und in Brachen bis in Höhen von 1200 m zu finden. In Siedlungen und Städten konnten bereits Populationen von 1-2 Igel/ha nachgewiesen werden. Strukturreiche Gärten, gerne auch einmal mit Zierrasen, werden nach Schnecken, Regenwürmern und Insekten abgesucht. Der Verzicht auf "Schneckenkorn" und anderes Gift sollte im Garten - nicht nur dem Igel zuliebe - selbstverständlich sein!

Hier nun einige Tipps, wie Sie Igeln in Ihrem Garten einen idealen Lebensraum anbieten können:

- Anpflanzen von heimischen Wildpflanzen (fremdländische Pflanzen oder gefüllte Blüten werden von heimischen Insekten oft gemieden)

- Anlegen von blumenreichen Wiesen

- Kein Gift auf Rasen und Zierpflanzen!

- Hecken mit Unterwuchs (Krautsäume)

- Überwinterungsmöglichkeiten anbieten (Laub- und Asthaufen, Holzstapel mit Zwischenräumen - Überwinterungsmöglichkeiten auf befestigtem Boden sind nicht ideal, da kein Schutz vor Frost besteht!)

- Tagesverstecke anbieten (Garten nicht übertrieben aufräumen)

- "Igelfallen" (Schwimmbecken, Schächte) entschärfen, bzw. mit lebensrettenden Ausgängen versorgen

- Achtung beim Abbrennen von Reisighaufen (vorher auf Igel und andere Tiere überprüfen und/oder umschichten!)



Die Belohnung für einen naturnahen Garten! Wer würde sich nicht über diesen putzigen, nächtlichen Besuch im Garten freuen?
(Foto © Christine & Uwe Negraszusa, 07.06.2008, Olfen, xl-Foto per Fotoklick)

Biologie und Lebensweise
Im April erwachen bei etwa 15°C die ersten Igel wieder aus ihrem Winterschlaf, in dem sie den gesamten Winter von November/Dezember bis April verbracht haben. Während dieser Zeit sinkt ihre Körpertemperatur auf 4-5°C (Normaltemperatur: 35-37°C) ab. Bei Wärmeeinbrüchen im Winter können Igel erwachen. Wenn sie dann - meist erfolglos - auf Nahrungssuche gehen, werden lebenswichtige Körpervorräte verbraucht, was zum Tod der Tiere führen kann.
Die Paarungszeit reicht von April bis Juni. Die Paarung wird auch gerne mal als "Igel-Karussell" bezeichnet, da die Weibchen von den Männchen stundenlang umkreist werden. Nach anfänglichem Sträuben, das sich im heftigen "Wegboxen" des Männchens äußert, drückt sich das Weibchen auf den Boden, streckt die Hinterbeine nach hinten und hebt das Beckenende an. Dann kann das Männchen von hinten aufsteigen und vollzieht die wenige Sekunden dauernde Begattung.



Igel (Foto © Angelika & Reimund Ley, 19.05.2012, Herten)

Igel bringen im Zeitraum von Juni bis August (meist Juni/Juli) in 1-2 Jahreswürfen jeweils 4-6 (-7) Junge zur Welt. Diese kommen mit geschlossenen Augen und bestückt mit noch weichen, in der Rückenhaut eingebetteten Stacheln zur Welt. Sie wiegen bei der Geburt 12-25 g und sind 5,5-9 cm lang. Ab der 3. Woche öfnnen sich Augen und Ohren und ab Mitte Juli kann man mit etwas Glück die ersten Ausflüge der Jungtiere beobachten. Diese verlassen im Alter von 3-4 Wochen erstmals das Nest, werden aber bis zur 6. Woche gesäugt. Das Männchen beteiligt sich nicht an der Aufzucht der Jungtiere.

Der Aktionsradius der dämmerungs- und nachtaktiven, einzelgängerischen Igel kann von 500 m bis zu 3 km reichen. Sie kennen sich in ihrem Revier sehr gut aus. Tagsüber ziehen sie sich in einen oft ausgepolsterten Unterschlupf zurück. Hecken, Asthaufen oder Hohlräume unter Gebäuden werden gerne für diesen Zweck genutzt. Igel schlafen täglich etwa 18 Stunden, während die restliche Zeit mit der Nahrungssuche verbracht wird.
Hindernisse (z. B. Mauern) mit einer Höhe über 20 cm können nicht überwunden werden. Auch wenn Igel durchaus schwimmen können, werden sie oft Opfer von Schwimmbecken oder Gartenteichen mit zu steilen Ufern. An das Anbringen von Ausstiegshilfen sollte somit in diesen Fällen zwingend gedacht werden.

Bei großer Hitze halten Igel eine Sommerruhe. Im Spätsommer legen sie sich dann ihren Winterspeck an und nehmen innerhalb kurzer Zeit ordentlich zu. Um den Winterschlaf erfolgreich in ihrem, mit trockenen Blättern und Gräsern ausgepolsterten, Nest überdauern zu können sollten Igel schon deutlich mehr als 700 g wiegen.



Diese Aufnahme der spitzen Igel-Zähne gelang bei einem in Narkose liegenden Igel bei einem Tierarztbesuch
(Foto © Sylvia Urbaniak, xl-Foto per Fotoklick)




Igel (Foto © Angelika & Reimund Ley, 19.05.2012, Herten, xl-Foto per Fotoklick)

Igel sind oft übersäht mit Igelflöhen und Zecken. Verschiedene Saug-, Band- und Rundwürmer können zudem in ihren inneren Organen leben. An diese stattliche Anzahl an "Ungeziefer" sollte man denken, bevor man sich Igeln ohne Not nähert...

Als Schutz vor Feinden können sich Igel, dank eines Muskels, der sich am Rand des Stachelpanzers befindet und ringförmig zusammengezogen werden kann, zu einer Stachelkugel zusammenrollen und ihre Stacheln aufrichten. Bekanntermaßen wird ihnen diese Vorgehensweise im Straßenverkehr zum Verhängnis. Es gibt zwar keine genauen Zahlen, aber man vermutet, dass eine halbe Million Igel jährlich auf Deutschlands Straßen überfahren werden.
Auf den Straßen sammeln sie insbesondere nach Regenfällen gerne die dort leicht zu erbeutenden Regenwürmer ein und büßen dies oft selber mit ihrem Leben ein.



Gefahren entstehen für Igel leider auch an Stellen, an die man zunächst nicht denken würde. Dieser Igel, der sich hoffnungslos in einem Netz verfangen hatte, hätte sich ohne menschliche Hilfe nicht wieder befreien können.
(Foto © Sylvia Urbaniak, 03.09.2015, xxl-Foto per Fotoklick)

Der imposante Stachelschutz der Igel bietet auch keinen Schutz gegen die dolchartigen Krallen des Uhus.



Foto der beeindruckenden Krallen eines tot aufgefundenen Uhus in Stolberg (Foto © Andreas Koch, 21.02.2012, xl-Foto per Fotoklick)



Überreste mehrerer Uhu-Mahlzeiten, inkl. Igel-Stacheln (Foto © Axel Steiner, 05.03.2011, Steinbruch in Stolberg, xl-Foto per Fotoklick)

Weitere natürliche Feinde der Igel - insbesondere auch der Jungtiere - sind Füchse und Dachse.
Wenn es Igeln gelingt die Gefahren des Lebens zu meistern, können sie 7-10 Jahre alt werden. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt jedoch bei nur 2-4 Jahren.

Nahrung
Igel ernähren sich fast ausschließlich von tierischer Nahrung. Zu den Beutetieren zählen Insekten, Regenwürmer, Schnecken und Spinnen. Kleinere Wirbeltiere (Amphibien, Reptilien, kleine Nager, Jungvögel), Eier, Aas, Samen und Früchte bereichern den abwechslungsreichen Speiseplan. Mit Hilfe ihres ausgezeichneten Geruchssinns spüren Igel ihre Beute auf. In häuslicher Umgebung gehen sie auch gerne an Hunde- oder Katzenfutter oder schauen ob am Komposthaufen eine leckere Beute zu finden ist.



Igel frißt Laufkäfer (Film ab, 45 sec, © Reinhard Weidlich)

Dennoch sollte auf die gezielte Fütterung von Igeln verzichtet werden! Viel besuchte Futterstellen bergen zwangsläufig ein hohes Risiko um Krankheiten zu übertragen und das Schälchen Milch, dass den Igeln gerne hingestellt wird (und auch dankend akzeptiert wird) schadet mehr al es nützt. Der Körper des Igel ist für die Verdauuung von großen Mengen Kuhmilch nicht vorgesehen. Die Folgen können lebensbedrohliche und/oder kräftezehrende Durchfälle sein.



Igel auf nächtlichem Streifgang (Foto © Axel Steiner, 06.07.2010, Åland, xl-Foto per Fotoklick)

Verbreitung in D/Welt
Braunbrustigel bewohnen ganz West- und Mitteleuropa mit Ausnahme von Ost-Österreich. An der östlichen Verbreitungsgrenze werden sie nach und nach durch den Weißbrustigel (E. roumanicus) abgelöst. In Tschechien und Polen sind Mischpopulationen mit Weiß- und Braunbrustigeln zu finden.



Igel-Porträt (Foto © Ralf Steinberg, 29.06.2010, xl-Foto per Fotoklick)

Verbreitung in NRW
Igel sind in ganz NRW verbreitet und häufig anzutreffen.

Nach dem deutschen Naturschutzgesetz ist es verboten Igel zu fangen oder zu töten. In Ausnahmen kann es jedoch Sinn machen im Winter gefundene unter 500 g wiegende Igel in menschlicher Obhut aufzupäppeln. Dies sollte jedoch keinesfalls ohne Anleitung geschehen! Im Zweifelsfall ist es besser, ein Wildtier in der Natur zu belassen, da unsachgemäße Hilfsbereitschaft mehr schadet als nützt.

Hilfe kann man bei Naturschutzvereinen, Biologischen Stationen, Aufzuchtstationen und speziellen Igelschutz-Vereinen bekommen. Einige Kontakt-Internetadressen gebe ich hier unten auf der Seite an.



Nächtlicher Igel-Besuch im Garten (Foto © Christine & Uwe Negraszusa, 11.06.2010, Olfen, xl-Foto per Fotoklick)

Benutzte Literatur
AULAGNIER, S.; P. HAFFNER; A. J. MITCHELL-JONES; F. MOUTOU & J. ZIMA (2009): Die Säugetiere Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. Der Bestimmungsführer. Haupt Verlag. 271 S.

BANG, P. & P. DAHLSTRÖM (1975): Bestimmungsbuch Tierspuren. Tiere erkennen an Fährten, Fraßzeichen, Bauen und Nestern. BLV Verlag. 240 S.

BERGER, Z. & L. DOBRORUKA (1985): Säugetiere Europas - Kosmos-Naturführer, Stuttgart: Franckh. 189 S.

GIBSON, C. (2006): Naturführer Wildtiere. Dorling Kindersley Verlag. 224 S.

GRZIMEK, B. (HRSG.) (1980): Grzimeks Tierleben, Band 10, Säugetiere 1 - Deutscher Taschenbuchverlag GmbH & Co.KG, München - S. 193-205.

HOFMANN, H. (1993): Tiere in Natur und Garten. Große und kleine Säugetiere Europas bestimmen, kennenlernen, schützen. Gräfe und Unzer Naturführer. 160 S.

INEICHEN, S.; B. KLAUSNITZER & M. RUCKSTUHL (2012): Stadtfauna. 600 Tierarten unserer Städte. Haupt Verlag. 434 S.

LANG, A. (1997): Spuren und Fährten unserer Tiere. BLV Verlag. 127 S.

REICHHOLF, J. (1982): Säugetiere. Die farbigen Naturführer. Mosaik Verlag. 288 S.

STOCKER, M. & S. MEYER (2012): Wildtiere - Hausfreunde und Störenfriede. Haupt Verlag. 352 S


Zur Buchliste weiterer interessanter Säugetier-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zum Igel (Erinaceus europaeus) & Igelschutz im Internet

Wikipedia: Weitere Informationen und Fotos über den Igel.

NABU: Tipps rund um den Igel

NABU: Informationen, Download eines 4-seitigen Textes (pdf-Dokument)

natur-lexikon.com: Informationen zum Igel

pro Igel e. V. Informationen zu Biologie, Igelhilfe, Igelgarten, Kontaktadressen und jede Menge Infomaterial als ausdruckbare pdf-Dateien

Igelstation Heinsberg: Informationen zu kranken/aufgefundenen Igeln

Igelschutz e. V. Informationen zu Biologie, Igelhilfe, Igelgarten und jede Menge Infomaterial als ausdruckbare pdf-Dateien