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Gesäumter/Gerandeter Saftkugler - Glomeris marginata (VILLERS, 1789)
Artenprofil von Peter Decker


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Überklasse: Tausendfüßer (Myriapoda)
Klasse: Doppelfüßer (Diplopoda)
Ordnung: Saftkugler (Glomerida)
Familie:Saftkugler (Glomeridae)

Fotos (© Axel Steiner 1-5, Peter Decker 6)
Breckerfeld (1-5), Felsenmeer (6)


(xxl-Foto)
01.07.2006

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01.07.2006

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01.07.2006
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01.07.2006

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01.07.2006

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Juvenile Färbung
Besondere Merkmale
Einfarbig glänzend schwarze Art mit hellen bis weißlichgelb gesäumten Rändern der Rückenschilde (Tergite). Die Beine sind bräunlichgelb. Die Jugendstadien zeigen eine von den adulten Exemplaren abweichende Färbung. Die Grundfarbe ist grau bis graubraun mit je 4 helleren Flecken auf den Rückenschildern (var. perplexa). Aus diesem Grunde können Juvenile von Glomeris marginata leicht mit anderen Flecken tragenden Arten, wie z. B. G. connexa und G. pustulata verwechselt werden. Die helle Umrandung wird mit zunehmendem Alter gelblicher und die Umgrenzung wird schärfer. In seltenen Fällen wird die Jugendfärbung auch noch bei ausgewachsenen Tieren beibehalten, hier handelt es sich um die "forma perplexa". Es treten aber auch rehbraune Individuen (var. lucida) und in Schweden öfters Albinos auf.


Männchen vom Gesäumten Saftkugler (Foto © Peter Decker)


Körperlänge:
Männchen: 7-15 mm lang, 3,5-6 mm breit (20-100 mg)
Weibchen: 8-20 mm lang, 3,9-8 mm breit (50-350 mg)

Lebensraum
Diese eurytope (= in verschiedenen Lebensräumen vorkommend) mesophile (= mittleren Temperaturbereich liebend) Art mit Schwerpunkt Wald ist auch auf Hecken-, Obstbaum- als auch Steppenrasen (z. B. Mainzer Sand) anzutreffen und kommt sowohl auf sauren als auch basischen Böden vor (pH 3,7 bis 8,2). Nie die Baumgrenze überschreitend.

Biologie und Lebensweise
Glomeris marginata ist von Frühjahr bis Herbst aktiv. Die Aktivität weist im Frühjahr und Herbst ein Maximum auf. Paarungen erfolgen von März bis Anfang Juni. Das befruchtete Weibchen fertigt nun ca. 30 2-3 mm große ellipsoide Erdkämmerchen aus Kot an, in die jeweils 1 Ei gelegt wird. Teilweise werden auch kleine Stöckchen und Steine in die Erdkapsel integriert. Gelegentlich werden auch Doppelkammern mit 2 Eiern gebaut. Die Eikapseln sind in der Regel deutlich größer als die Fekalpellets.


Links die größeren Eikammern, rechts die kleineren Fekalpellets (Foto © Peter Decker)


Nach ca. 3 bis 4 Wochen schlüpfen die Jungtiere. In den Wintermonaten erfolgen dann ca. 3 Häutungen. Nach ca. 2 bis 3 Jahren erreichen die Männchen die Geschlechtsreife (ab Stadium VII) und die Weibchen nach 3 bis 4 Jahren (ab Stadium VIII). Die Adulti häuten sich dann nur noch einmal im Jahr im Herbst. Die Lebenserwartung beträgt 8 bis 11 Jahre. Wenn die Temperaturen im Oktober/November auf 6°C abfallen wandert diese Art in den Mineralboden um dort zu überwintern. Wenn die Temperaturen im Frühjahr ca. 5,5°C bis 6,3°C erreichen, kommen sie wieder an die Oberfläche. Der Gesäumte Saftkugler ist eine recht träge Art und hat einen maximalen Aktionsradius von 2 m pro Tag. Die Art nimmt ca. 25 mg Streumaterial pro Tag zu sich und kann bei hohen Populationsdichten bis zu 5% der jährlich anfallenden Streu zersetzen.

Paarungsverhalten:
Das Männchen bewegt sich rückwärts auf das Weibchen zu und ergreift es mit den Telopoden, dem zangenartig entwickelten letzten (19.) Beinpaar, an den Vulven (Segment 3). Nun nimmt das Männchen ein wenig Substrat mit den Mandibeln auf und formt eine kleine Kugel, auf welche es einen Tropfen Sperma aus der Genitalöffnung (Segment 3) abgibt. Diese Kugel wird nun mit den Beinen zu den Telopoden am Körperende befördert, wo die Kugel mit Hilfe der präfemoralen Styli (griffelartig Auswüchse) auf einen in der Mitte (medial) gelegenen lappigen Fortsatz der Coxa (Hüfte) des 19. Beinpaares positioniert wird, mit welchem dann das Kügelchen, samt Sperma, in die weibliche Genitalöffnung eingeführt wird.


Telopoden des männlichen Gesäumten Saftkuglers (Foto © Peter Decker)


Nahrung
Frühjahr bis Herbst: Die Hauptnahrung stellt die Laubstreu dar, aber auch zu einem geringen Anteil Moos, Gras und Holz.
Winter: Mineralboden

Verbreitung in D/Welt
In West-, Nord- und Nordostdeutschland verbreitet. Außerdem noch in Frankreich, Spanien, Schweiz, Österreich, Belgien, Niederlande, Norwegen, Schweden, Irland und Grossbritanien zu finden.

Verbreitung in NRW
In ganz NRW verbreitet und häufig.

Benutzte Literatur

BLOWER, J. G. (1985): Millipedes. Keys and notes for the identification of the species. - Synopses of the British Fauna 35: 1-242.

HAACKER, U. (1968a): Deskriptive, experimentelle und vergleichende Untersuchungen zur Autökologie rhein-mainischer Diplopoden. - Oecologia 1: 87-129

HAACKER, U. (1968b): Die Diplopoden des Rhein-Main-Gebietes. Senckenbergiana biologica 49 (1): 31-38

HOESS, R. (2000): Bestimmungsschlüssel für die Glomeris-Arten Mitteleuropas und angrenzender Gebiete (Diplopoda: Glomeridae). - Jahrbuch des Naturhistorischen Museums Bern 13: 3-20 - (ISSN: 0253-4401).

SCHALLNASS, H.-J.; RÖMBKE, J.; BECK, L. (1992): Zur Biologie eines Buchenwaldbodens. 15. Die Doppelfüßer (Diplopoda). Carolinea 50: 145-170 - (ISSN: 0176-3997).

SCHUBART, O. (1934): Tausendfüßler oder Myriapoda. I: Diplopoda. -In: Dahl, F.: Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile 28: 1-318.

SPELDA, J. (1999): Verbreitungsmuster und Taxonomie der Chilopoda und Diplopoda Südwestdeutschlands. Diskriminanzanalytische Verfahren zur Trennung von Arten und Unterarten am Beispiel der Gattung Rhymogona Cook, 1896 (Diplopoda: Chordeumatida: Craspedosomatidae). -Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Naturwissenschaften der Universität Ulm

Zur Buchliste weiterer interessanter Tausendfüßler-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zu Doppelfüßern (Diplopoda) im Internet

www.diplopoda.de: Artenlisten, Artenprofile, Biologie (Aufbau), Bestimmungsschlüssel, Links usw.