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Steinkrebs, Bachkrebs - Austropotamobius torrentium (SCHRANK, 1803)
Artenprofil von Harald Groß & Axel Steiner
Letzte Änderung: 12.11.2013


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Unterstamm: Krebstiere (Crustaceae)
Klasse: Höhere Krebse (Malacostraca)
Unterklasse:Echte höhere Krebse (Eumalacostraca)
Ordnung: Zehnfußkrebse (Decapoda)
Familie:Flusskrebse (Astacidae)

Fotos (© Andreas Koch, Aquarienbilder)
Gemünd/Nationalpark Eifel


(xxl-Foto)
13.09.2013

(xxl-Foto)
13.09.2013

(xxl-Foto)
13.09.2013
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
13.09.2013

(xxl-Foto)
13.09.2013
 
Besondere Merkmale



Steinkrebs (Foto © Andreas Koch, xxl-Fotos per Fotoklick)

Bestimmungsmerkmale: Erstes Beinpaar mit großen, breiten und gekörnten Scheren; am unbeweglichen Scherenfinger befindet sich ein Höcker; Körper langgestreckt mit deutlich abgegrenztem Hinterleib, der nicht seitlich zusammengedrückt ist; ein Paar Augenleisten; keine seitliche Bedornung vor und hinter der Nackenfurche; Vorderkörper weder stark gekörnt noch seitlich deutlich gefleckt; Scherenunterseiten blassgelb bis weißlich und nie rot; Körper meist grau bis braun gefärbt, teilweise leicht marmoriert; die Unterseite der Schuppe der zweiten Antenne besitzt einen gezähnten Kamm

Körpergewicht: ca. 40 g (max. 100 g)



Steinkrebs (Foto © Andreas Koch, xxl-Fotos per Fotoklick)

Mit Längen von 8 cm (Weibchen bis max. 8 cm) bis höchstens 12 cm (gemessen ohne die Scheren!) ist der Steinkrebs die kleinste europäische Flusskrebsart. Die Körperoberseite der Steinkrebse ist meist graubraun gefärbt. Da hellere Bereiche mit dunkleren wechseln, ergibt sich insgesamt ein leicht marmorierter Eindruck. Die Tiere haben stets hellgraue bis weißbraune Scherenunterseiten (markanter Unterschied zu Edelkrebsen ähnlicher Größe!), ein auffallend stumpfes Rostrum und nur ein Paar Augenleisten. Der gesamte Panzer ist unbedornt.



Scheren von Stein-, Edel- und Signalkrebs
(Fotos © Andreas Koch, xxl-Fotos per Fotoklick)

Ähnliche Arten:

Edelkrebs (Astacus astacus LINNAEUS, 1758): Scherenfinger deutlich eingebuchtet; mindestens ein stumpfer Dorn seitlich hinter der Nackenfurche; Gelenkhaut zwischen den Scherenfingern meist rot; Rostrum mit gezahntem Kiel; Körperlänge bis 18 cm

   

Edelkrebs (Fotos © Andreas Koch, xxl-Fotos per Fotoklick)


Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus DANA, 1852): Scherenunterseiten rot; oft weißer bis türkisfarbener Fleck im Bereich des Scherengelenks; Panzer glatt; keine Dornen im Bereich der Nackenfurche

   

Signalkrebs (Fotos © Andreas Koch, xxl-Fotos per Fotoklick)

Lebensraum
Der Steinkrebs lebt überwiegend in sommerkühlen, natürlichen, strukturreichen und unverschmutzten Bachoberläufen, die er bis zur Quellregion besiedeln kann. Die Wassertemperatur soll auch während der Sommermonate nicht wärmer als 15 °C bis 20°C betragen. Steinkrebse sind in kiesig-steinigen Bächen der Bachforellen- und Äschenregion, aber auch in Abläufen von Seen und Teichen mit etwas Glück anzutreffen. Während der Steinkrebs seine ökologische Nische in den kühleren Oberläufen von Gewässern besetzt, wird er in quellentfernten und somit auch wärmeren Gewässerbereichen durch den Edelkrebs ersetzt.

Biologie und Lebensweise
Wie auch der Edelkrebs ist der Steinkrebs nachtaktiv und verbirgt sich am Tage unter Steinen und in selbstgegrabenen Verstecken. Steinkrebse sind extrem ortstreu. Wissenschaftler haben einen durchschnittlichen wöchentlichen Aktionsradius von gerade einmal 3-4 m ermittelt. Diese extreme Wanderunlust sorgt leider auch dafür, dass der Steinkrebs aus eigenem Antrieb selten neue Gewässer besiedeln kann.
Die Tiere werden erst im 3. oder 4. Lebensjahr geschlechtsreif. In diesem Alter sind die Weibchen etwa 5-6 cm und die Männchen 8-9 cm groß. Die Paarung findet meist im Oktober/November statt. Das Männchen dreht dabei das Weibchen auf den Rücken und heftet ihm seine Spermapakete an. Kurze Zeit später geben die Weibchen die Eier ab, die äußerlich befruchtet erden und unter dem Hinterleib ankleben. Je nach Größe tragen die Weibchen dann ihre bis zu 100 Eier unter dem eingeschlagenen Hinterleib mit sich herum.
Im Mai/Juni schlüpfen dann erst die jungen Steinkrebslarven, die weiterhin noch mit ihrer Mutter verbunden sind. Erst nach der ersten Häutung zum Jungkrebs wird diese Verbindung gelöst und nach einigen Tagen verlassen die Jungkrebse ihre Mutter. Wenn Krebse im weiteren Verlauf ihres Lebens weiterwachsen müssen sie ihr starres Außenskelett ablegen und sich häuten.

Nahrung
Die Nahrung des Steinkrebs ist sehr vielfältig und setzt sich aus Pflanzen (u. a. Wasserpflanzen, Laub von Erlen und Weiden) und aus Tieren (u. a. kleinen Wirbellosen und toten Tieren) zusammen.Durch die schnelle Beseitigung von toten Tieren aus dem Wasser wird die Verwesung und eine Krankheitsübertragung verhindert. Die Flusskrebse übernehmen so eine wichtige Rolle als "Gesundheitspolizei". Die sicher und vor Austrocknung geschützt im Panzer liegenden Kiemen ermöglichen es den Steinkrebsen auch kurzfristig an Land auf Nahrungssuche zu gehen.

Verbreitung in D/Welt
Ursprünglich war der Steinkrebs vermutlich im größten Teil Europas verbreitet. In West- und Südeuropa wurde er dann wohl vom Dohlenkrebs (Austropotamobius pallipes) und in Zentral- und Nordeuropa vom Edelkrebs (Astacus astacus) weitgehend verdrängt. Sein Verbreitungsgebiet beschränkt sich heutzutage auf Ungarn, Rumänien, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Montenegro, Nordgriechenland, die Schweiz, Österreich und Deutschland.
In der Roten Liste der bedrohten Tierarten Deutschlands wird der Steinkrebs in der Kategorie 2 geführt und gilt somit als "stark gefährdet". Seine Hauptvorkommen in Deutschland liegen in Bayern und Baden-Württemberg. Im Alpenraum und in der Südhälfte Deutschlands kommt der Steinkrebs noch vergleichsweise häufiger vor.

Verbreitung in NRW
Der Steinkrebs ist in den Mittelgebirgsregionen der südlichen Teile NRWs heimisch. Durch NRW verläuft auch die nördliche Verbreitungsgrenze dieser Krebsart. In den Einzugsgebieten von Weser und Ems kommt diese Krebsart natürlicherweise nicht vor.
In NRW ist der Steinkrebs aufgrund von natürlichen Ereignissen (Austrocknung der Gewässeroberläufe, extremes Hochwasser, Grundeisbildung) und durch die Einführung amerikanischer Krebsarten und der damit einhergehenden Verbreitung der Krebspest, einer Pilzkrankheit, vom Aussterben bedroht. Wenn die Krebspest in einem Gewässer Einzug hält kann es zum vollständigen Absterben ganzer Bestände kommen. Von den drei sicher nachgewiesenen Beständen in NRW sind zwei in den letzten 5 Jahren erloschen. Derzeit ist nur noch ein Vorkommen in NRW bekannt, damit steht die Art in NRW kurz vor dem Aussterben.

Deshalb beachten Sie bitte stets Folgendes:
Es besteht die Gefahr einer Übertragung der Krebspest über nasse Kleidung (z. B. bei Anglern). Wechseln Sie deshalb bitte nie direkt von einem Gewässer mit amerikanischen Flusskrebsbeständen zu einem anderen Gewässer ohne Ihre Stiefel und Ausrüstung ausgiebig abzutrocknen.

In NRW wird im Rahmen des "Edelkrebsprojekt NRW" versucht die heimischen Bestände umfassend zu erfassen, sie zu schützen, bzw. Ansiedlungsmaßnehmen zu initiieren. Um festzustellen ob sich ein Gewässer für eine Wiederbesiedelung mit dem Steinkrebs eignet muss es auf verschiedene Faktoren hin untersucht werden. Hierzu gehören eine sehr gute Gewässergüte, steiniges Sohlsubstrat, eine hohe Tiefenvarianz mit Auskolkungen, eine natürliche Uferstruktur, angrenzende Nutzung nur als Wald und nicht als Grün- oder Ackerland, das Bestehen von Infektionsbarrieren (z. B. Wehre oder Verrohrungen) gegen die Krebspest und keine übermäßige Fischfauna.
Eine Wiederbesiedelung erfolgt meist über Jungkrebse, die in Aufzuchtbecken herangezüchtet werden.

Benutzte Literatur
GROß, H.; C. BURK & A. HILL (2008): Die Flusskrebsfauna in NRW. Zeitschrift "Natur in NRW", Heft 4/2008; Hrsg.: Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen. S. 52-56

GROß, H.: Bestimmungsschlüssel der in NRW vorkommenden Flusskrebsarten. Edelkrebsprojekt NRW. 2 S. pdf

GROß, H. (2002): Artenhilfsprogramm Steinkrebs. Zeitschrift "LÖBF-Mitteilungen", Heft 4/2002; Hrsg.: Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten Nordrhein-Westfalen. S. 18-22

HAUER, W. (2007): Fische - Krebse - Muscheln in heimischen Seen und Flüssen. Leopold Stocker Verlag, Graz. 231 S.

MINISTERIUM FÜR UMWELT, RAUMORDNUNG UND LANDWIRTSCHAFT DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN (HRSG.)(1992): Fische unserer Bäche und Flüsse. Verbreitung, Gefährdung und Schutz in Nordrhein-Westfalen. 121 S.


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Weitere Informationen zu Krebstiere (Decapoda) im Internet

Edelkrebsprojekt NRW: Bestimmungsschlüssel, Unterrichtsmaterialien, Links, Arteninfos, Fotos...

Edelkrebsprojekt NRW: 24-seitige Flusskrebs-Broschüre als pdf-Dokument

Naturschutzinformationen NRW, Fauna-Flora-Habitatrichtlinie: Arten-Steckbrief

Markus Kappeler: Artenprofil des Steinkrebs (Austropotamobius torrentium)

Wikipedia: Steinkrebs: Artenprofil