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Distelfalter - Vanessa cardui (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Svenja Christian & Axel Steiner


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Edelfalter (Nymphalidae)

Synonyme:

Cynthia cardui, Papilio cardui, Pyrameis cardui

Fotos (© Christine Reichardt)
NSG Räuschenberg (Brenkhausen, Höxter) (1),
Windpark Bosseborn (2-6)


(xxl-Foto)
26.07.2008

(xxl-Foto)
16.07.2009

(xxl-Foto)
18.07.2009
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
16.07.2009

(xxl-Foto)
16.07.2009

(xxl-Foto)
21.07.2009
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen



Distelfalter (Vanessa cardui - xxl-Foto, © Christine Reichardt)


Flügeloberseite: ledergelbe Grundfarbe mit Fleckenmuster; braunschwarze Flügelspitzen mit weißen Flecken (ähnlich wie beim Admiral); Wurzelfeld braun; Vorderflügeloberseite mit lachsrosa Flecken, Hinterflügeloberseite mit schwarzbraunen runden Flecken
Flügelunterseite: Die Flügelunterseite trägt eine auffallende Musterung. Während die Vorderflügel hier eher fleckig und bunt wirken ist die Musterung der Hinterflügel feiner, mit hellen netzartigen Linien. Besonders markant sind vier kleine Augenflecken welche in einem leichten Bogen am Rand der Hinterflügelunterseite zu sehen sind.


Spannweite: 45-60 mm

Am Kopf fallen die lang behaarten Augen auf (xxl-Foto, © Axel Steiner):



Ei: Profil elliptisch-oval, 12-15 Längsrippen, Eifarbe apfel-/dunkelgrün, Durchmesser: 0,6 mm, Höhe: 0,7 mm

Raupe: Sehr variabel gefärbt (Verwechslungsgefahr mit Admiral-Raupen, die Distelfalterraupe ist jedoch schmaler)! Am Anfang nur schwer von Admiralraupen zu unterscheiden. Graugrün bis schwärzlich mit gelben Flecken/Streifen und kurzen gelben verästelten Dornen.

Puppe: schlanke Stürzpuppe (schlanker als beim Admiral), am Hinterleib und an den Flügelscheiden silbriggrau gestreift, stumpfe Kopfspitzen, Rückenspitzen als silberglänzende Knöpfchen, manchmal ist die Puppe von einem Goldglanz überzogen

Verwechslungsmöglichkeiten:
Admiral (Vanessa atalanta): dunklere Vorderflügel mit rotem Band
Kleiner Fuchs (Aglais urticae): kaum Weißanteile in den Flügeln und kräftige blaue Randflecken

Lebensraum
Auf trockenem Ödland, Schuttplätzen, Mülldeponien, Wacholderheiden, Weinbergen, Bahndämmen und an anderen offenen blumenreichen Stellen zu finden. Wälder werden gemieden!

Biologie und Lebensweise
Distelfalter gehören zu den Wanderfaltern. Sie können nördlich der Alpen nicht überwintern und wandern jedes Jahr aufs neue in mehreren Schüben aus südlichen Richtungen (zunächst von Südafrika, später auch aus Südeuropa) über die Alpen in Richtung Norden. Die ersten Falter sind bei uns in NRW ab April zu beobachten und meist an den - aufgrund der langen Reise - stark beschädigten Flügeln zu erkennen.



Abgeflogener Distelfalter (xxl-Foto, © Svenja Christian)


Diese Falter pflanzen sich kurz nach ihrer Ankunft in hiesigen Breitengraden fort und legen ihre Eier ab Mai/Juni einzeln an den Futterpflanzen ab (bei senkrechten Blättern auf der Blattunter- und bei waagerechten Blättern auf der Blattoberseite). Zum Zeitpunkt der Eiablage werden lückige und niedrig- oder sehr niedrigwüchsige, voll besonnte Bestände ausgewählt.
Nach ca. 10 Tagen schlüpft die erste Raupengeneration, die ab Juni/Juli zu finden ist. Die Raupen entwickeln sich einzeln an den Fraßpflanzen. Die Jungraupen schützen sich in einer "Retraite" - einem (oder mehrere) zusammengesponnen Blatt, in dem sie ungestört fressen können, bevor sie sich in Form einer schlanken Stürzpuppe in der Umgebung der Futterpflanze verpuppen.
Die Entwicklung der Puppe dauert ca. 14 Tage. Ab Juli/August fliegen dann frisch geschlüpfte Falter, die wiederum ab Juli/August erneut Eier ablegen. Die zweite Raupengeneration tritt dann im August/September auf und die wiederum aus diesen Raupen hervorgegangene zweite Faltergeneration ist dann im September/Oktober zu beobachten, bevor einige Falter wieder versuchen gen Süden über die Alpen zurückwandern. Eine Überwinterung nördlich der Alpen gelingt wohl nicht.

Flugzeit: April bis Oktober in mehreren Generationen
Der Sinn der langen energieaufwändigen Wanderungen besteht darin, dass der Falter den Hauptblütezeiten von Afrika an über das südliche und nördliche Mittelmeergebiet bis nach Mitteleuropa folgen kann und somit eine optimale Nahrungsversorgung bewerkstelligen kann.



Im Sommer des Jahres 2009 konnten Massenansammlungen vom Distelfalter beobachtet werden.
Oft waren mehrere Exemplare gleichzeitig zu sehen (xxl-Foto, © Christine Reichardt)


In der Rheinischen Post vom 23.05.2009 erschien folgender Artikel "Distelfalter fliegen in Schwärmen nach NRW"
Die Deutsche Forschungszentrale für Schmetterlingswanderungen hat bereits mehr als 300 Ströme von Distelfaltern in diesem Jahr beobachtet. Dabei zählte jeder Schwarm mehr als 25 Tiere, in 98 Fällen sogar mehr als 100. Die ersten Distelfalter, die als wandernde Schmetterlinge aus dem warmem Süden über die Alpen zu uns fliegen, erreichten NRW am 19. Mai.

Hervorgerufen durch die sehr große Anzahl an eingewanderten Faltern kam es auch zu Massenvorkommen in der Nachfolgegeneration. Auf der Seite des Baden-Württembergischen NABU wurde am 20.07.2007 berichtet, das auf einer Stillegungsfläche von 200 mal 70 Metern rund hunderttausend Falter beobachtet wurden.

Nahrung
Die Raupen ernähren sich von Disteln (insbesondere Acker-Kratzdistel - Cirsium arvense), Nesseln, Malven, Hopfen, Huflattich, Natterkopf und anderen Pflanzen (auch auf Äckern an Getreide, Sojabohnen und Mais).
Die Falter saugen u. a. an Rotklee, Luzerne, Wasserdost, Brombeerblüten, aber auch an Balkon- und Erdbeerpflanzen. Besonders beliebt sind Blüten mit tief liegenden Nektarien wie etwa Disteln. Wie viele weitere einheimische Schmetterlingsarten ist auch der Distelfalter ein besonders häufiger, zum Teil auffallend individuenreicher Gast am Schmetterlinsflieder, der in vielen einheimischen Gärten zu finden ist.

Verbreitung in D/Welt
Mit Ausnahme Südamerikas und der Antarktis über die ganze Welt verbreitet. Bis auf Höhen von über 2000 m zu finden.

Verbreitung in NRW
Der Distelfalter ist in NRW nicht bedroht. Die Generation wird jedes Jahr wieder aufs Neue durch die einwandernden Exemplare aus dem Süden aufgefrischt. Seine Verbreitung ist in NRW ziemlich regelmäßig. Da die Art im Bezug auf ihren Lebensraum nicht sehr anspruchsvoll ist kommen die Falter in den unterschiedlichsten Gebieten vor. Selbst große Städte bieten den Tieren passenden Lebensraum. Der schöne Tagfalter ist meist häufig. Allerdings ist die Art für seine jahrweise sehr stark schwankenden Individuenzahlen bekannt. Regelrechte Massenvorkommen sind ebenso nicht ungewöhnlich wie zum Teil Jahrgänge, in denen er sich deutlich seltener zeigt.

Benutzte Literatur
BELLMANN, H. (2001): Schmetterlinge erkennen und bestimmen, Mosaik Verlag München

BÜHLER-CORTESI, T. (2009): Schmetterlinge. Tagfalter der Schweiz. Haupt-Verlag. 238 S.

DÖRING, E. (1955): Zur Morphologie der Schmetterlingseier. Akademie-Verlag, Berlin.

EBERT, G. (HRSG.) (1993): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Bd. 1. Tagfalter I. Eugen Ulmer, Stuttgart. 552 S.

KOCH, M. (1966): Wir bestimmen Schmetterlinge - Tagfalter Deutschlands. Band 1, 4. Aufl. Neumann Verlag Radebeul.

NOVAK, I. & SEVERA, F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer. 5., überarb. und verb. Aufl. Stuttgart: Franckh-Kosmos. 357 S.

RUCKSTUHL, T. (2002): Schmetterlinge und Raupen. Bestimmen - Kennenlernen - Schützen. Gondrom Verlag. Bindlach. 240 S.

SAUER, F. (1982): Raupe und Schmetterling nach Farbfotos erkannt. Sauers Naturführer. Fauna-Verlag, 184 S.

SCHWEIZERISCHER BUND FÜR NATURSCHUTZ (HRSG.)(1987): Tagfalter und ihre Lebensräume. - Arten - Gefährdung - Schutz. 516 S.

WEIDEMANN, H-J. (1988): Tagfalter: Entwicklung - Lebensweise. Bd. 2 Biologie - Ökologie - Biotopschutz. Verlag Neumann-Neudamm GmbH - Melsungen.


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): über 7500 Fotos, mehr als 640 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 01/2009)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Naturschutzbund (NABU) Nordrhein-Westfalen: TagfalterMonitoring in NRW, Kartieranleitung, Kommentierte Artenliste NRW, Infos...

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


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