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Britischer Tannenspanner, Sägezahnfühler-Nadelholzspanner
Thera britannica (TURNER, 1926)
Artenprofil von Hans-Joachim Weigt
(letzte Änderung: 19.03.2012)


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Spanner (Geometridae)
Unterfamilie: Larentiinae (Blattspanner)

Synonym:

Cidaria variata f. albonigrata

Fotos (© Hans-Joachim Weigt)
Schwerte (1-2, 4-5), Naturpark Ebbegebirge (3)


(xxl-Foto)
Weibchen
06.05.1995

(xxl-Foto)
Weibchen
06.05.1995

(xxl-Foto)
Männchen
01.05.1995
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
Weibchen
15.10.1990

(xxl-Foto)
Männchen
12.04.1981
 
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Thera britannica ist ähnlich variabel gefärbt wie der Fichtenspanner (Thera variata) und der Kiefernspanner (Thera obeliscata). Sie ist oft nur schwer von diesen zu unterscheiden. Ihre weiße Form war bislang Thera variata zugeordnet (f. albonigrata). Paarungen zwischen beiden ergeben echte Hybriden. Im Genital gibt es deutliche Unterschiede und auch die männlichen Fühler eignen sich für eine sichere Bestimmung.



links Weibchen und rechts Männchen (oben helle, unten dunkle Form) (© Hans-Joachim Weigt, xxl-Foto)

Die Nominatform (= die zuerst beschriebene Unterart) ist beinweiß, oft grau übertönt. Sie kommt in den meisten Gebieten selten vor. Häufiger treten dunkelbraune Formen mit breit weiß eingefasstem Mittelfeld auf. Die Zeichnung variiert, ist aber ruhiger als bei variata. Die Basal- und Mittelfelder, die zum Saum hin mehr oder weniger stark eingeschnürt sind, sind dunkelgrau. Das Mittelfeld ist bis zum unteren Querast breit und verengt sich gegen den Hinterrand. Dort bildet es 3 eiförmige, mehr oder weniger rotbraun ausgefüllte Fleckchen. Der Mittelfleck ist strichförmig und kaum sichtbar. Das Saumfeld ist dunkel und wird von einer gleichmäßigen, dunkel beschatteten weißen Wellenlinie durchschnitten. Der Saum weist feine Punkte auf. Die Hinterflügel sind grau mit feinem Mittelpunkt und einer deutlichen, geschwungenen Mittellinie. Die Flügelunterseite ist mit diffusen Bändern gezeichnet und fast weiß gefärbt. Bei den dunklen Formen ist auch die Unterseite entsprechend dunkler. Der Körper ist wie die Vorderflügel gefärbt.

Flügelspannweite: Männchen 24-25 mm, Weibchen 26-28 mm




Eiablage an Fichte am 19.06.1995 (NRW, Naturpark Ebbegebirge, NSG Grundlose) (© Hans-Joachim Weigt, xxl-Foto)

Ei: Das Ei ist bei der Ablage grünlichweiß, später wird es hellgelb. Es ist 0,7 mm lang und 0,4 mm breit.


   

Raupen L3 und L4 dorsal (links) und L4 lateral (rechts) am 03.04.1991 (Ruhrtal bei Schwerte) (© Hans-Joachim Weigt, xxl-Fotos: 1, 2)

Raupe: Die mäßig schlanke Raupe ist grün gefärbt und ähnelt in ihrem Aussehen sehr stark Fichtennadeln. Im Analbereich besitzt sie gattungstypische kleine spitze Fortsätze. Die Dorsallinie ist dunkler grün gefärbt und wird von feinen weißen Linien begrenzt. Ebensolche Linien bilden die Subdorsalen. Die Laterallinie ist zitronengelb, am Thorax und Analbereich deutlich verbreitert. Kopf und Brustbeine sind grün, nur selten leicht rot übertönt.




Puppen, lateral und dorsal, Mitte September 1998 (NRW, mittleres Ruhrtal bei Schwerte-Bürenbruch) (© Hans-Joachim Weigt, xxl-Foto)

Puppe: Die Puppe ist wie die Raupe grün gefärbt und trägt auch eine ähnliche Zeichnung.


Verwechlungsmöglichkeiten mit ähnlichen Arten:



Vergleich der Falter/Fühlerdetails der 3 Thera-Arten: obeliscata, britannica und variata (© Hans-Joachim Weigt, xxl-Foto)



Vergleich der Raupen/Genitalien der 3 Thera-Arten: obeliscata, britannica und variata (© Hans-Joachim Weigt, xxl-Foto)

Thera obeliscata:
weist immer eine rötlichbraune Beschuppung auf, die bei variata fehlt und bei britannica nur im Mittelfeld vorkommt. Die Männchen-Fühler haben nur schwache Einkerbungen. Im Genitalbild bestehen brauchbare Unterschiede, vor allem im Aedoeagus (viele längere Dornen) und im Ostium (deutlich kleiner). Die grüne Raupe hat rote Brustbeine und gelbe Subdorsal- und Seitenstreifen.

Thera britannica:
weist immer eine rehbraune Beschuppung auf, die jedoch nur das Mittelfeld betrifft. Die Männchen-Fühler haben die stärksten Einkerbungen (Pfeil). Im Genitalbild bestehen brauchbare Unterschiede, vor allem im Aedoeagus (wenige kurze Dornen) und im Ostium (deutlich größer als bei obeliscata). Die grüne Raupe hat grüne Brustbeine und graugrüne Subdorsal- und zitronengelbe Seitenstreifen.

Thera variata :
ist die variabelste Art. Es kommen fast weiße, aber auch völlig schwarze Formen vor. Rotbraune Flügelfarbtöne fehlen. Die Männchen-Fühler haben im Vergleich zu britannica schwächere Einkerbungen. Im Genitalbild bestehen brauchbare Unterschiede wie z. B. die sehr kurze, starke Bedornung an der Aedoeagusöffnung. Die grüne Raupe hat rostrote - nur ganz selten grünliche - Brustbeine und weißlichgrüne Subdorsal- und weiße Seitenlinien.

Lebensraum



Typischer Lebensraum im mittleren Ruhrtal bei Schwerte-Bürenbruch im Juni 2010 (Foto: Hans-Joachim Weigt, xxl-Foto)

Die bevorzugten Lebensräume von Thera britannica sind Fichten- und Tannenwälder. Allerdings tritt sie nicht überall auf. In einigen Gebieten löst sie Thera variata ab. Seit einigen Jahren besiedelt sie auch fremdländische Fichten- und Tannenarten auf Friedhöfen, in Gärten und Parks. So kann sie gelegentlich auch inmitten der Städte nachgewiesen werden.

Biologie und Lebensweise
Erscheinungszeiten: Thera britannica tritt in zwei Generationen auf, wobei im Vergleich mit T. variata auch die zweite Generation nahezu vollständig abläuft. Die Imagines fliegen von Mitte April bis Mitte Mai und von Ende Juli bis Ende August, also deutlich früher als bei T. variata. Die Raupe der zweiten Generation lebt von Ende Mai bis Ende Juni, die Raupen der ersten Generation wurden von Mitte August an überwinternd bis Ende März beobachtet.

Thera britannica ist dämmerungs- und nachtaktiv. Bei warmer Witterung reagieren vor allem die männlichen Imagines auch am Tage flüchtig und scheu. Normalerweise ruht die Art am Tage zwischen den Zweigen, lässt sich aber nicht so leicht wie T. variata aufscheuchen. Das liegt wohl an dem deutlich früheren Flugzeitbeginn im Frühjahr, weil hier die Vormittage noch deutlich kühler sind. Tiere der zweiten Generation verhalten sich nicht so. Nur im völligen Ruhezustand breiten die Tiere die Flügel aus. Ansonsten tragen sie die Flügel in gattungs-typischer Weise zusammengeklappt. Nach stürmischen Nächten kann man Tiere in Augenhöhe an Stämmen und in der Bodenstreu finden. Zur Nahrungsaufnahme suchen sie diverse kleinblütige Pflanzen in Ihrem Lebensraum auf, saugen aber auch gern an austretenden Baumsäften. Bevorzugte Blüten sind Huflattich und Pestwurz im Frühjahr, bzw. Wasserdost und Doldenblütler im Spätsommer.
Die Kopula findet nachts statt, sie dauert bis in die späten Vormittagsstunden.
Die Eier werden zu drei bis fünf Stück an die Nadeln, meist dicht unterhalb der frischen Triebe abgelegt.
Die Raupen der zweiten Generation fressen vor allem die frischen Triebe und wachsen innerhalb von vier Wochen heran. Die Raupen der ersten Generation fressen wenig und überwintern klein. Die Puppe liegt bis zum fertigen Falter nur drei Wochen. Sie ruht in einem lockeren Gespinst zwischen den Nadeln und ist hervorragend getarnt.

Nahrung
Die Hauptnahrungspflanzen der Raupe sind Fichte und Tanne. Fremdländische Arten in Gärten werden angenommen, wenn sie zu den Gattungen Abies und Picea gehören. An anderen Nadelgehölzen wie z. B. Kiefer, Lärche oder Wacholder wurde die Raupe noch nicht beobachtet.

Verbreitung in D/Welt
Der Britische Tannenspanner ist europäisch/mitteleuropäisch verbreitet. Mit den Raupennahrungspflanzen ist die Art weit, aber nur lückig verbreitet und meist nicht häufig. Thera britannica ist in Höhen bis 1800 Meter über NN zu finden.

Verbreitung in NRW
Der Britische Tannenspanner ist in jedem Landesteil NRWs nachgewiesen. In der Roten Liste und dem Artenverzeichnis der Schmetterlinge (Lepidoptera) - Spanner (Geometridae) - in Nordrhein-Westfalen (2011) ist die Art als "nicht gefährdet" eingestuft.

Benutzte Literatur
Arbeitsgemeinschaft der rheinisch-westfälischen Entomologen Rote Liste der gefährdeten Schmetterlinge (Lepidoptera) in Nordrhein-Westfalen - Schriftenreihe (elektronisch) der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten Recklinghausen.

BERGMANN, A. (1951-1955): Die Großschmetterlinge Mitteldeutschlands, 5/2. - Leipzig-Jena (Urania).

DÖRING, E. (1955): Zur Morphologie der Schmetterlingseier. - Berlin (Akademie-Verlag).

EBERT, G. -HERAUSGEBER- (1991 - 2003): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, 9. Band - Stuttgart (Ulmer)

FORSTER, W. & WOHLFAHRT, Th. A. (1981): Die Schmetterlinge Mitteleuropas, Band V, Spanner (Geometridae). Stuttgart (Franckh).

HOCK, W., KINKLER, H., LECHNER, R. et. al (1997): Praxishandbuch Schmetterlingsschutz - LÖBF-Reihe Artenschutz, Band 1, Landesanstalt für Ökologie, Recklinghausen

KARSHOLT,O. & RAZOWSKI, J. (1996): The Lepidoptera of Europe. A Distributional Checklist - Stenstrup Danmark (Apollo Books)

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge, Bände 1 - 4, Melsungen (Neumann,).

PORTER, J. (1997): Colour Identification Guide to Caterpillars of The British Isles - London (Viking)

SEITZ, A. (1915): Die Großschmetterlinge der Erde. I. Abteilung: Die Großschmetterlinge des Palaearctischen Faunengebietes. IV. Band: Die spannerartigen Nachtfalter. - Stuttgart.

SKINNER, B. (1984): Moths of the British Isles - London

SKOU, P. (1984): Nordens Malere - Svendborg

WEIGT, H.-J. (2009): Schmetterlinge im Kreis Unna - Naturförderungsgesellschaft für den Kreis Unna, Band 3, Bergkamen


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): über 9000 Fotos, mehr als 850 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 03/2012)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


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