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Keilfleck-Mosaikjungfer - Aeshna isoceles (MÜLLER, 1767)
Artenprofil von Heide Gospodinova & H.-Willi Wünsch


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Libellen (Odonata)
Familie: Edellibellen (Aeshnidae)

Fotos (© H.-W. Wünsch)
Villeseen (westlich von Köln)


(xxl-Foto)
Männchen
21.05.2011

(xxl-Foto)
Männchen
21.05.2011
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
Weibchen
21.05.2011

(xxl-Foto)
männliches Jungtier
22.05.2011
 
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen



Männliche Keilfleck-Mosaikjungfer (Foto © H.-W. Wünsch)

Der gesamte Körper der Keilfleck-Mosaikjungfer besitzt einen orangebraunen Grundton und glasklare Flügel. Die Keilfleck-Mosaikjungfer trägt namensgebend auf der Rückseite des zweiten Abdomenabschnittes eine keilförmige, gelbe Zeichnung in Form eines nach unten spitz zulaufenden Keiles. Ihre grünen Komplexaugen wirken auffallend groß und setzten sich von der rostbraunen Körperfarbe deutlich ab.
Die Art kennt keinen Sexualdimorphismus. Das bedeutet, dass beide Geschlechter farblich gleich aussehen.

Männchen: Körper neben dem bräunlichen Grundton mit feiner grünlichen Zeichnung; an der Hinterflügelbasis nach unten verlaufender safrangelber Basalfleck

Weibchen: ohne den oben beschriebenen Basalfleck an der Hinterflügelbasis

Körperlänge: bis 7,5 cm; Flügelspannweite: 8,5-9,5 cm


Verwechslungsmöglichkeit:

Braune Mosaikjungfer (Aeshna grandis): braun gefärbte Flügel

Larve (Beschreibung nach BELLMANN 2007): Fühler fadenförmig, 6-7-gliedrig, Körper langgestreckt > Augen nehmen etwa die Hälfte vom Seitenrand des Kopfes ein > Cerci länger als die Hälfte der Analpyramide > Fangmaske an der breitesten Stelle fast doppelt so breit wie an der schmalsten

Lebensraum

Die Keilfleck-Mosaikjungfer liebt flache und sich schnell erwärmende Gewässer, wie z. B. Auentümpel, Flussaltarme, Weiher von Tagebauen, Sand- und Tongruben sowie die Flachwasserbereiche von mit Seggen und Schilfgürteln bewachsenen Seen. Vorteilhaft sind größere Gewässer oder zusammenhängende Feuchtgebietskomplexe mit Mischwaldbestand, die sich in einem fortgeschrittenen Sukzessionsstadium befinden und voll besonnt sind.



Männchen der Keilfleck-Mosaikjungfer (Foto © H.-W. Wünsch, 28.06.2010, xxl-Foto)

Neu angelegte Baggerseen, schnell fließende Gewässer und bewirtschaftete Fischteiche mit regelmäßig gemähten Ufern werden von der Art gemieden. Die meisten Habitate, die von Aeshna isoceles besiedelt werden, sind sehr schwer zugänglich.

Biologie und Lebensweise

Die Keilfleck-Mosaikjungfer wird gelegentlich fälschlicher Weise "Keilflecklibelle" genannt. Sie ist eine Frühjahrslibelle und ist insbesondere bei schönem Wetter zu beobachten ("Schönwetterlibelle"). Bei guten bis sehr guten Witterungsverhältnissen ist die Edellibelle tagsüber von ca. 11:00 bis 16:30 Uhr aktiv. Dabei sollte die Lufttemperatur nicht unter 20°C sinken und ein zumindest diffuses Sonnenlicht herrschen. Bei plötzlich einsetzendem Regen fliegt die Art noch ein kurzes Stück und lässt sich dann ins Gras fallen. Mit etwas Glück kann man die Tiere nach ihrem vormittäglichen Erscheinen beim Jagdflug beobachten.



Männliche Keilfleck-Mosaikjungfer im Flug (Foto © H.-W. Wünsch, 23.05.2011, xxl-Foto)

Die sehr scheuen Männchen patrouillieren ab der Mittagszeit von der Wasserseite aus, um die Schilfgürtel der Flachwasserbereiche ihres Habitats nach Weibchen abzusuchen. Anders als viele andere Edellibellen fliegt Aeshna isoceles dabei recht hoch. Dieses Verhalten ist sonst noch bei der Braunen Mosaikjungfer (Aeshna grandis) zu beobachten. Die durchschnittliche Flughöhe beträgt 2-4 Meter. Hierbei geht die Libelle oft in den Rüttelflug über. Während ihrer Suchflüge setzt sich die Art dabei auch hin und wieder senkrecht an der Ufervegetation ab.



Tandem der Keilfleck-Mosaikjungfer (Foto © H.-W. Wünsch, 30.05.2011, xxl-Foto)

Die Weibchen suchen die Gewässer nur zur Paarung und Eiablage auf. Wenn sie etwa um die Mittagszeit an der Ufervegetation erscheinen, werden sie von den Männchen im Flug ergriffen.



Kopula der Keilfleck-Mosaikjungfer (Foto © H.-W. Wünsch, 20.05.2011, xxl-Foto)

Die Paarung beginnt im Flug über Wasser und wird sitzend im Geäst der Uferbäume beendet. Sehr selten lässt sich ein Paarungsrad im Schilf nieder. Die Beobachtung eines Paarungsrades der Art ist daher als sehr großer Glücksfall zu bezeichnen.



Weibchen der Keilfleck-Mosaikjungfer bei der Eiablage (Foto © H.-W. Wünsch, 30.05.2011, xxl-Foto)

Nach einigen Minuten trennt sich das Paar und das Weibchen geht zur Eiablage über. Dabei sticht das Weibchen seine Eier in schwimmende, teils abgestorbene Pflanzenteile ein. Es wird vom Männchen dabei nicht bewacht. Die Larven schlüpfen noch im selben Jahr etwa 6 Wochen nach der Eiablage. Ihre Entwicklungszeit zur Imago beträgt 2 Jahre.

Die Flugzeit der Art liegt zwischen Mitte Mai und Mitte August.

Besonderheiten:
Die Keilfleck-Mosaikjungfer lebt, mit diversen Kleinlibellenarten, aber auch gerne mit Arten wie dem Frühen Schilfjäger (Brachytron pratense) und dem Spitzenfleck (Libellula fulva) vergesellschaftet. Bei einer hohen Artendichte reagieren die Männchen auch unter Artgenossen ausgesprochen aggressiv. Ist jedoch die Große Königslibelle (Anax imperator) im gleichen Habitat vertreten, bleibt Aeshna isoceles dem Gewässer so lange fern, bis die Aktivität der Großen Königslibelle nachlässt.

Nahrung

Imago: Zum Beutespektrum der ausgewachsenen Libellen gehören Insekten aller Art, die im Flug erbeutet werden. Teilweise werden diese, wie bei vielen anderen Edellibellenarten auch, bereits während des Fluges verzehrt.

Larven: Kleine Insektenlarven, Kleinkrebse, andere Libellenlarven und Kaulquappen.

Verbreitung in D/Welt





Makroaufnahme eines Männchen der Keilfleck-Mosaikjungfer (Foto © H.-W. Wünsch, 21.05.2011, xxl-Foto)

Die Keilfleck-Mosaikjungfer ist ein atlantomediterranes Faunenelement. Die Art ist über Nordafrika sowie Süd- und Mitteleuropa verbreitet. Nördlich kommt sie bis Schweden vor. Ihr Status ist in vielen europäischen Ländern und in Nord- und Ostdeutschland noch unklar. In den Niederlanden und Großbritannien fehlt die Art nahezu vollständig, da sie mit dem dortigen Klima nicht zurechtkommt. Aus der Schweiz sind 7 Fundorte bekannt. Im bayerischen Alpenvorland ist die Art noch häufig zu sehen. Die Autoren selbst konnten im Berner Oberland (CH) und in der Mark Brandenburg gesunde Populationen beobachten.

Verbreitung in NRW

In Nordrhein-Westfalen gilt Aeshna isoceles als stark gefährdet bzw. vom Aussterben bedroht. 1981 gelang KIKILLIUS & WINKLER der Erstnachweis der Art an den Villeseen des Rekultivierungsgebietes des ehemaligen Braunkohletagebaues bei Köln. Die Art hat sich an der dortigen Seenplatte erfolgreich reproduziert und weist eine jährlich schwankende Population auf. Den Autoren gelang im Sommer 2010 der Erstnachweis der Keilfleck-Mosaikjungfer für die Bergische Heideterrasse. Hier konnte allerdings noch keine Bodenständigkeit durch z. B. Exuvienfunde nachgewiesen werden. Es wird sich lohnen, in den nächsten Jahren explizit nach dieser Art Ausschau zu halten. Weitere Fundorte sind aus NRW nicht bekannt.
Die aktuelle NRW-Verbreitungskarte der Keilfleck-Mosaikjungfer ist beim Arbeitskreis zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen zu sehen.

Benutzte Literatur

BELLMANN, H. (2007): Der Kosmos Libellenführer: Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Kosmos (Franckh-Kosmos). 279 S.

K. DOUWE & B. DIJKSTRA (2006): Field Guide of the Dragonflies in Britain and Europe. British Wildlife Publishing, 320 S.

K. STERNBERG & R. BUCHWALD (2001): Die Libellen Baden-Württembergs, Bd.2, Großlibellen (Anisoptera). 712 S., Ulmer Verlag

WENDLER, A. & NÜß, J.-H. (1991): Libellen: Bestimmung, Verbreitung, Lebensräume und Gefährdung aller Arten Nord- und Mitteleuropas sowie Frankreichs unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands und der Schweiz. - Hamburg: DJN 1991, 129 S.

GESELLSCHAFT DEUTSCHSPRACHIGER ODANOTOLOGEN (GDO) (2011): Libellula 30 (1/2) Matthias Olthoff, Norbert Menke, Jochen Rodenkirchen: Seite 1-12.

AK LIBELLEN NRW: Libellula Supplement 9, Atlas of Odonata

G. JURZITZA (2007): Der Kosmos-Libellenführer. Die Arten Mittel- und Südeuropas. Franckh-Kosmos Verlag, 191 S.

www.waldschrat-online.de: H.-W. Wünsch & H. Gospodinova: Die Libellen Nordrhein-Westfalens


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Weitere Informationen zu Libellen (Odonata) im Internet

Arbeitskreis zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen: Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste

www.waldschrat-online.de: Libellen und andere Artengruppen Nordrhein-Westfalens in Bild und Text (mit Schwerpunkt NSG Wahner Heide bei Köln)

Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg e.V. (SGL): Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste, Kartierung, Biologie, Ökologie usw.


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