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Nashornkäfer - Oryctes nasicornis (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Nicolaj Klapkarek
Letzte Änderung: 04.09.2014


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Blatthornkäfer (Scarabaeidae)

Fotos (© Nicolaj Klapkarek)
Wachtberg-Ließem


(xxl-Foto)
08.06.2013

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08.06.2013

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08.06.2013
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

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08.06.2013

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08.06.2013
 
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen



Nashornkäfer (oben Männchen, unten Weibchen, Fotos: © Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto )
Rotbraun bis schwarzbraun glänzend gefärbt, bisweilen auch fast schwarz; Flügeldecken glatt mit sehr feinen Punktreihen; Unterseite mit auffallender rotbrauner Behaarung; Fühler sind kurz mit charakteristischer dreigliedriger Fühlerkeule; Oberkiefer blattartig ausgebildet und von oben gut sichtbar; die Schienen aller Beinpaare zu Grabbeinen mit grober Zahnung am Rand ausgebildet; ausgeprägter Sexualdimorphismus (= Geschlechter sehen sehr unterschiedlich aus)

Männchen haben ein mehr oder weniger stark nach hinten gebogenes Horn auf dem Kopf, dass bis zu 10 mm lang werden kann; Halsschild vorne mit großer Vertiefung, an deren oberer Rand sich eine hohe Leiste mit 3 flachen Höckern befindet; kleine Männchen ähneln Weibchen und besitzen dann nur kleines Horn und eine kleine flache Halsschildvertiefung; diese können von den Weibchen dadurch unterschieden werden, dass bei ihnen das Pygidium (oben liegendes Sklerit des letzten Hinterleibsegments) kahl ist, während es bei den Weibchen behaart ist

Weibchen mit sehr kurzem Horn oder einem kleinen Höcker; das Halsschild nur mit einer kleinen flachen Vertiefung mit schwach ausgebildeter Leiste
Larven haben die typische Gestalt von Engerlingen der Blatthornkäfer und sind bis zu 12 cm lang (siehe unten!).

Körperlänge: Adulte Käfer 25-40 mm; Larve bis 12 cm


Ähnliche Arten: Vor allem dunkle Exemplare vom Nashornkäfer können mit dem schwarz gefärbten Mondhornkäfer (Copris lunaris) verwechselt werden, der ebenfalls ein Horn auf dem Kopf aufweist. Während beim Nashornkäfer die Flügeldecken glatt sind, weisen sie beim Mondhornkäfer deutliche Längsstreifen auf. Außerdem ist der Mondhornkäfer (16-24 mm) deutlich kleiner als der Nashornkäfer.



Verwechslungsart: Videosequenz des Mondhornkäfers (Copris lunaris) (© Reinhard Weidlich, Film ab!)

In Südeuropa (jedoch nicht in NRW!) sind auch Verwechslungen mit der ebenfalls horntragenden und Nashornkäfer-großen Art Copris hispanus denkbar.

Lebensraum
Ursprünglich ist der Nashornkäfer eine Art der totholzreichen Laubwälder. Dort leben die Larven im zersetzten weichen Holzmulm abgestorbener Baumstämme oder dickerer Äste. Mittlerweile lebt die Larve aber auch in Kompost- oder Misthaufen, in Haufen von verrottendem Sägemehl oder in Haufen von Rindenmulch zu finden, so dass Nashornkäfer an vielen Orten in der Nähe von menschlicher Besiedlung vorkommen.



396 Nashornkäfer-Larven - gefunden in einem Komposthaufen! (Foto: © Kurt Stueber, Rheinbach, xxl-Foto per Fotoklick)

Biologie und Lebensweise
Adulte Nashornkäfer sind dämmerungs- und nachtaktiv. Bei Kämpfen der Männchen um Weibchen wird das Horn genutzt, um Nebenbuhler niederzuringen.
Nach der Eiablage, die meist im Hochsommer stattfindet, durchläuft die Larve drei Larvenstadien, die sich über einen Zeitraum von zwei bis fünf Jahre erstecken können. Sie sind in der Lage Zellulose von Holz- und anderen Pflanzenfasern aus Holzmulm, Sägemehl oder Kompost mit Hilfe von symbiotischen Bakterien im Enddarm zu verdauen, wobei der Enddarm eine Art Gärkammer, ähnlich dem Pansen von Wiederkäuern, bildet.



Videosequenz der Nashornkäfer-Larve (© Reinhard Weidlich, Film ab!)

Nachdem alle Larvenstadien durchlaufen sind, baut die Larve einen hühnereigroßen Kokon aus Lehm und Holzmulm oder Sägemehl, um sich zu verpuppen. Im späten Frühjahr schlüpfen dann die adulten Käfer, verbleiben aber noch eine Weile (1-2 Monate) im Kokon. Adulte Tiere fliegen dann von Juni bis August.

  
  
  
  

Bilder verschiedener Entwicklungsstufen von männlichen (= mit Horn) und weiblichen Nashornkäfern
(Fotos: © Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos per Fotoklick)

Nahrung
Die Larve ernährt sich von Holz- und anderen Pflanzenfasern (siehe oben). Die adulten Käfer ernähren sich vermutlich von Baumsäften und Säften reifer Früchte.



Männlicher Nashornkäfer (Foto: © Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Verbreitung in D/Welt
Die Verbreitung vom Nashornkäfer erstreckt sich von Südeuropa über Mitteleuropa bis nach Süd-Skandinavien und von Westeuropa über Osteuropa und Zentralasien bis zum Himalaya. Darüber hinaus kommt er auch in Nordafrika und den Kanarischen Inseln vor, während er auf den Britischen Inseln fehlt. Das Verbreitungsgebiet wird von insgesamt 19 Unterarten besiedelt, wobei in weiten Teilen Mitteleuropas die Unterart Oryctes nasicornis nasicornis verbreitet ist.



Weiblicher Nashornkäfer (Foto: © Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Der Nashornkäfer ist in Deutschland weit verbreitet. Da er eine wärmeliebende Art ist, kommt er bevorzugt im Tiefland, im Oberrheingraben sowie in den Mittelgebirgen entlang der großen Flusstäler vor. Ob der Nashornkäfer ursprünglich in Mitteleuropa vorkam oder aus Südeuropa eingewandert ist, ist noch nicht abschließend geklärt. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass kein echter Volksname dieser auffälligen Art überliefert ist. Möglicherweise ist er erst mit dem Handel von Eichenlohe zum Gerben von Leder im Mittelalter nach Mitteleuropa gekommen. Dafür sprechen subfossile Reste des Nashornkäfers, welche in Gerberlohe gefunden wurden, die als Füllmaterial in Gewölbekappen des Stralsunder Rathauses eingebaut wurde (um 1390). Allerdings gibt es auch Fossilienfunde in pliozänen Sedimenten Tongrube Willershausen (Südniedersachsen), die dem Nashornkäfer zugeordnet werden.

Verbreitung in NRW



Videosequenz des NashornkäfersReinhard Weidlich, Film ab!)

In NRW ist der Nashornkäfer im Tiefland weit verbreitet, wobei er vor allem in den großen Ballungszentren entlang des Rheins (Larven-Foto aus Rheinbach) und der Ruhr vorkommt. Das Bergland wird deutlich weniger besiedelt. Michael DREES weist jedoch (E-Mail vom 18.08.2014) darauf hin, dass der Nashornkäfer an seinen Brutstätten meist in großer Anzahl anzutreffen ist. So ist er z. B. im Komposthaufen der ehemaligen Hagener Stadtgärtnerei anzutreffen. In Komposthaufen deckt er - unterstützt durch wärmeerzeugende bakterielle Zersetzungsprozesse - sein Wärmebedürfnis (= Thermophilie).

Benutzte Literatur
Jiri Zahradnik, Irmgard Jung, Dieter Jung et al.: Käfer Mittel- und Nordwesteuropas, Parey Berlin 1985.

kaeferfunde.de: Karte mit Fundpunkten des Nashornkäfers

wikipedia: Nashornkäfer

gartenakademie.rlp.de: Nashornkäfer

tierdoku.com: Nashornkäfer

natur-lexikon.com: Nashornkäfer


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Weitere Informationen zu Käfern (Coleoptera) im Internet

AG Rheinischer Koleopterologen (www.koleopterologie.de): Die Seite zum Thema Käfer. Links, Veröffentlichungen, Termine, Fotogalerie


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