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Schildbeinige Silbermundwespe, Siebwespe
Crabro cribrarius (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 12.04.2015


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
Unterordnung: Stechimmen (Aculeata)
Superfamilie:Bienen & Grabwespen (Apoidae)
ohne Rang:Grabwespen (Spheciformes)
Familie:Echte Grabwespen (Crabronidae)
Unterfamilie:Crabroninae
Synonyme:



Vespa cribraria, Sphex patellaria,
Sphex cribraria argus, Sphex cribraria longa,
Sphex cribraria lunata, Crabro palmatus,
Crabro inornatus, Crabro hypotheticus

Fotos (© Axel Steiner (1-4), Angelika/Reimund Ley (5-6))
det. Christian Schmid-Egger

Kierspe (1-4); Waltrop/NRW (Halde Brockenscheid) (5-6)


(xxl-Foto)
06.07.2014
Männchen

(xxl-Foto)
06.07.2014
Männchen

(xxl-Foto)
06.07.2014
Männchen
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
06.07.2014
Männchen

(xxl-Foto)
21.07.2012
Männchen

(xxl-Foto)
31.07.2014
Weibchen
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

 

Weibchen von Crabro cribrarius ohne verbreiterte Vorderschienen (Foto © Axel Steiner, 06.07.2014, Kierspe, xxl-Foto per Bildklick)

silbrigweiße Behaarung über den Mundwerkzeugen; schwarze Mandibeln; Basalglied des Fühlers (Scapus) schwarz, seltener mit kleinem gelbem Fleck; Collare (erstes Halssstück von oben/vorne) und Scutellum (Schildchen) gelb; schwarze Schenkel; Tibien (Schienen) und Tarsen (Fußglieder) gelb; Tergite (Rückenplatten) II und III mit gelben Seitenflecken und die Tergite I, IV und V komplette gelbe Binden; lang behaart; Mesonotum (Mittelbrust) deutlich nadelrissig gefurcht; schwach braun getönte Flügel mit dunklen Adern; 1 Cubitalzelle (viele andere Grabwespen besitzen 3!); Hinterleib ohne Stiel, aber mit Wespentaille an der Brust sitzend; Propodeum (das erste Segment des Hinterleibs) ohne Dorn

Weibchen: von Kielen begrenztes Feld oben auf dem letzten Tergit des Abdomens breit und mit geraden Seiten (> Crabro)

Männchen: einige der 13 Fühlerglieder auffällig verbreitert;



Männchen von Crabro cribrarius mit seinen auffälligen Fühlern (Foto © Axel Steiner, 06.07.2014, Kierspe, xxl-Foto per Bildklick)

Teil der Vorderschienen schildartig verbreiterte und glänzend braun mit bläulichem (Porzellan-)Schimmer und mit vielen kleinen hellen Flecken versehen; der nichtverbreiterte Teil der Vorderschienen ist gelb gefärbt und besitzt keine Dornen



Gut erkennbar - die ungewöhnliche Verbreiterung der Vorderschiene des Männchens von Crabro cribrarius
(Foto © Axel Steiner, 06.07.2014, Kierspe, xxl-Foto per Bildklick)


Körperlänge: Weibchen: 10-17 mm; Männchen: 9-16 mm

Achtung! Oft wird Crabro cribrarius als die größte Crabro-Art beschrieben. Hinsichtlich der Körpergröße kann es jedoch teilweise zu beträchtlichen Größenunterschieden kommen, da immer mal wieder Tiere auftreten, die vom Durchschnitt extrem nach oben oder unten abweichen.


Ähnliche Arten:

Crabro peltarius: Mandibel und Basalglied des Fühlers (Scapus) deutlich gelb gefärbt; männliche Vorderschienenverbreiterung im oberen Teil milchig weiß und im unteren Teil braun gefärbt und mit hellen Längsstrichen versehen; 9-13 mm

Crabro scutellatus: Männchen nur mit schwach verbreiterten Fühlergliedern; dunkelbraunes Tibienschild mit dünnen hellen Linien; Kopf des Weichens schwarz ohne Gelbfärbung; 9-11 mm

Crossocerus sp. und Lestica sp: Die Männchen einiger Crossocerus- und Lestica-Arten besitzen ebenfalls verbreiterte Vorderbeine. Die Arten sind jedoch erheblich kleiner. Lestica clypeata zeichnet sich zudem durch einen gestielten Kopf aus. Crossocerus-Arten mit schildförmigen Vorderschienen unterscheiden sich durch ihre vollständig schwarzen Abdomina. Die ähnlichen gelbgefleckten Crossocerus-Arten hingegen besitzen keine schildförmigen Vorderschienen bzw. -tarsen.

Lebensraum



Männchen von Crabro cribrarius (Foto © Axel Steiner, 06.07.2014, Kierspe, xxl-Foto per Bildklick)

Bevorzugte Habitate von Crabro cribrarius sind sonnige Wald- und Wegränder, Waldwiesen und warme (Sand-)Gebiete, wo sie sich gerne an feuchteren Stellen auf Doldenblüten, wie z. B. dem Wiesen-Bärenklau, aufhält. Sie ist aber auch im Siedlungsbereich anzutreffen.

Biologie und Lebensweise
Die Schildbeinige Silbermundwespe fliegt von Juni bis September. Das Weibchen jagt auf Doldenblüten nach Fliegen, die sie mit Gift lähmt und als Larvennahrung in ihr Nest bringt. Das Nest wird an sonnigen Plätzen in den Boden gegraben. Die Nesteingänge kann man mit etwas Glück anhand der kleinen Abraum-Sandhügel finden. Es gibt auch Literaturangaben, in der auf Nester in morschem Holz hingewiesen wird. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Löcher im Holz nur zum Schutz bei Schlechtwetterperioden aufgesucht werden.

Wie sich die Männchen auf Partnersuche begeben beschreibt WOYDAK (1996) sehr anschaulich: "An einem Bachlauf mit sandigen Dämmen und reichlich blühenden Doldenpflanzen flogen viele Männchen auf der Suche nach Weibchen mit hängenden Hinterbeinen von Blüte zu Blüte, immer in einem gewissen Abstand zu diesen. Wurde ein Weibchen gesichtet, so verharrte das Männchen einen kurzen Augenblick in der Luft und stürzte sich dann plötzlich auf das in der Doldenblüte sitzende Weibchen. Dann begann meist eine wilde Balgerei, worauf sich das Paar wieder löste und das Männchen die Suche auf gleiche Weise fortsetzte." WOYDAK konnte solche "Angriffe" auch auf Weibchen anderer Grabwespen-Arten und Schwebfliegen beobachten. Der Irrtum wurde aber in der Regel kurz vor dem Zugriff bemerkt und der Paarungsversuch dann abgebrochen.

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Männchen von Crabro cribrarius (Foto © Axel Steiner, 06.07.2014, Kierspe, xxl-Foto per Bildklick)

Die schildförmigen Vorderbeine der Männchen dienen dazu, den Weibchen bei der Paarung die Augen zuzuhalten. Dabei werden vermutlich Pheromone abgegeben, die die Weibchen zum Stillhalten motivieren. Die Schaufeln passen genau auf die Augen und sind sehr dicht mit Drüsenöffnungen durchsetzt.

Der Hauptgang des Nestes wird 15-20 cm senkrecht in die Tiefe gegraben und wird später noch um 2-3 Nebengänge erweitert. Am Ende jedes Ganges werden Brutzellen angelegt, die mit 5-8 mittelgroßen Fliegen aus verschiedenen Familien bestückt werden. Die Fliegen dienen dann der eigenen Brut als Nahrung.

Nahrung



Weibchen von Crabro cribrarius
(Foto © Angelika/Reimund Ley, 06.07.2014, Waltrop/NRW (Halde Brockenscheid), 31.07.2014, xxl-Foto per Bildklick)

Beide Geschlechter besuchen im Hochsommer Doldenblüten und saugen dort Nektar auf. Die Weibchen gehen dort auf die Jagd nach Fliegen als Larvennahrung. Dabei werden Fliegen aus verschiedenen Familien, wie z. B. Anthomyiidae, Calliphoridae, Muscidae, Syrphidae, Tabanidae und Thereoidae eingetragen



Männchen von Crabro cribrarius bei der Nahrungssuche (Foto © Axel Steiner, 06.07.2014, Kierspe, xxl-Foto per Bildklick)

Verbreitung in D/Welt



Männchen von Crabro cribrarius bei der Nahrungssuche (Foto © Axel Steiner, 06.07.2014, Kierspe, xxl-Foto per Bildklick)

Crabro cribrarius ist in Europa und im nördlichen Asien bis Korea und der Mongolei verbreitet. Die Schildbeinige Silbermundwespe ist in Mitteleuropa und Deutschland eine sehr häufige Grabwespenart und der häufigste Vertreter der Gattung Crabro.

Verbreitung in NRW
Die Schildbeinige Silbermundwespe ist auch in NRW weit verbreitet und nicht selten.
Anmerkung von Herrn Michael Drees (E-Mail vom 12.04.2015): Zu Crabro cribrarius ist noch anzumerken, dass sie sicher die verbreitetste Art der Gattung ist; dennoch können aber gerade in den oft hervorgehobenen Sandgebieten einige Verwandte zahlreicher auftreten (z. B. Crabro peltarius), die auf Lehmboden ganz fehlen. Verbreitung und Abundanz gehen eben nicht immer parallel, wenn sie auch (leider) oft vermengt werden.



Schön erkennbar: Der "Silbermund" von Crabro cribrarius (Weibchen)
(Foto © Angelika/Reimund Ley, 06.07.2014, Waltrop/NRW (Halde Brockenscheid), 31.07.2014, xxl-Foto per Bildklick)

Benutzte Literatur
BELLMANN, H. (2005): Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos-Naturführer, Franckh-Kosmos Verlag. - Stuttgart. 336 S.

BLÖSCH, M. (2012): Grabwespen - Illustrierter Katalog der einheimischen Arten. NBB Scout Band 2, Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben. 219 S.

CHINERY, M. (2012): Pareys Buch der Insekten. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 327 S.

DIERL, W. & W. RING (1988): Insekten: Mitteleuropäische Arten. Merkmale, Vorkommen, Biologie. BLV Verlagsgesellschaft. 238 S.

SCHAEFER, M. (2006): Brohmer: Fauna von Deutschland. Ein Bestimmungsbuch unserer heimischen Tierwelt. 22., neu bearbeitete Aufl. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 809 S.

WITT, R. (2009): Wespen. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Vademecum Verlag. 400 S.

WOYDAK, H. (1996): Hymenoptera Aculeata Westfalica. Familia: Sphecidae (Grabwespen). Abhandlungen aus dem Museum für Naturkunde, 58. Jahrgang, Heft 3. 135 S


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Weitere Informationen zu Hautflüglern (Hymenoptera) im Internet

Crabro-Fotos von Wolfgang Rutkies

Stechimmen in Ostwestfalen Lippe: Fundpunkte von Crabro cribrarus

Wikipedia: Crabro cribrarus

Insektenbox: Crabro cribrarus


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