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Europäischer Laubfrosch - Hyla arborea (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Axel Steiner (Letzte Änderung: 08.01.2018)


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Lurche (Amphibien)
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Familie:Laubfrösche i. w. S. (Hylidae)

Fotos (© Jochen Rodenkirchen (1-3), Andreas Koch (4-6))
Kreis Euskirchen


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Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

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05.09.2010

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23.08.08.2010

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19.08.2010
Besondere Merkmale



Laubfrosch (© Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Bestimmungsmerkmale: Oberseite glatt (ohne Warzen) und glänzend; meist einfarbig hellgrün (auch gelb oder fleckig-dunkelbraun); Laubfrösche sind in der Lage ihre Farbe zu wechseln und können dies auch wieder rückgängig machen;

   

      

Laubfrösche in verschiedenen Farbvarianten (© Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos per Fotoklick)

Haftscheiben an Zehen- und Fingerspitzen; Hinterfüße mit Schwimmhäuten; waagerechte ovale Pupillen; die grüne Oberseite und die weißliche Unterseite sind durch eine schwarze Linie voneinander abgesetzt, die an den Hüften eine Schleife bildet (die Form und Linienführung ist von Tier zu Tier unterschiedlich und kann zur Identifikation einzelner Individuen genutzt werden); diese Seitenlinie zieht sich vom Nasenloch über das Auge und das Trommelfell bis hin zur Hüfte;



Laubfrosch (© Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

deutlich erkennbares Trommelfell (um mehr als den halben Trommelfelldurchmesser vom Auge getrennt); feingliedrig und langbeinig; abgerundete Schnauze; Gewicht: Männchen 8-9 g, Weibchen 11-15 g

Männchen: bräunlich-orangefarbige faltige Kehle; kehlständige Schallblase (Kehlsack)

Weibchen: hellere, glatte Kehle

Körperlänge ausgewachsener Exemplare: (3-) 4-5 (-6) cm (kleinster einheimischer Frosch!)

Jungtiere: frisch metamorphosierte Jungtiere sind etwa 1,2-2,1 cm lang; manchmal olivgrüne und häufig (je nach Wetterlage) golden gefärbte Exemplare



Gar nicht so selten - gelbgefärbter junger Laubfrosch, hier beim gemeinsamen Sonnenbad mit einer Fliege (© Andreas Koch)

Kaulquappen/Larven: kugeliger Körper; der obere Flossensaum reicht nach vorne bis zwischen die Augen und ist sehr hoch; Schwanzende lang und spitz auslaufend; gold-grünlich gefärbter Bauch; Gesamtlänge bis 5 cm

   

   

   

Kaulquappen verschiedener Entwicklungsstadien des Laubfrosch, im Bild 5 handelt es sich bei der größeren Larve um eine Wasserfrosch-Kaulquappe (© Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos per Fotoklick)

Eier/Laich: pro Weibchen 4-10 (-50) walnussgroße Laichballen an Wasserpflanzen; Eizahl je Klümpchen 10-50 (-100); durchschnittlich 38 Einzeleier; Ei zweifarbig, oberseits braun bis hellbraun, unterseits gelblichweiß gefärbt (im Unterschied zu Unkenlaich!); Ei-Durchmesser: 1,5-2 mm; Ei-Hülle: 3-4 mm; Embryonen hellgelblich gefärbt

Rufe: Die Männchen können ihre kehlständige Schallblase kugelig aufblasen und damit extrem laute Rufe erzeugen (bis zu 90 DB). Die Rufaktivität beginnt an warmen Tagen gegen Abend und endet oft erst nach Mitternacht. In der Literatur werden die Rufe, die man noch in einer Entfernung von bis zu 1 km hören kann, mit einer schnellen Folge (etwa 3-6-mal pro Sekunde) von "äpp-äpp-äpp" bzw. "gäck-gäck-gäck" umschrieben. Der Ruf ist am Anfang oft etwas schneller und verlangsamt sich zum Schluss. Mit Hilfe von Klangattrappen (Lautsprecher) können die Männchen zum Antworten animiert und nachgewiesen werden.
Die Rufe können Sie sich hier beim NABU Eutin anhören (mp3-Link unten auf der NABU-Seite!).


Ähnliche Arten:

In NRW gibt es eigentlich keine Amphibienart mit der man den Laubfrosch verwechseln kann!
Laubfrösche werden aber je nach Autor in unterschiedliche europäische Laubfroscharten unterteilt. Neben dem hiesigen Europäischen Laubfrosch (Hyla arborea) gibt es, regional voneinander getrennt vorkommend, noch folgende ähnliche Arten (nach GLANDT (2010):

Italienischer Laubfrosch (Hyla intermedia BOULENGER, 1882): Trommelfell näher am Auge und ragt weiter aus der Seitenlinie heraus; in der südlichen Schweiz (Tessin) und in Italien verbreitet

Mittelmeer-Laubfrosch (Hyla meridionalis BOETTGER, 1874): ohne dunkle Seitenlinie; verbreitet in Südfrankreich; NW-Italien, im NO und SW der Iberischen Halbinsel, Nordafrika, Kanarischen Inseln

Tyrrhenischer Laubfrosch (Hyla sarda DE BETA, 1857): mit 3-4 cm kleinster Laubfrosch; dunkler undeutlicher Flankenstreifen ohne Hüftschlinge; nur auf Sardinien, Korsika und Elba verbreitet

Iberischer Laubfrosch (Hyla molleri BEDRIAGA, 1890): durchgehender Seitenstreifen (Unterscheidung zu H. meridionalis); verbreitet in der westlichen Hälfte der Iberischen Halbinsel (Portugal, NW- und Zentralspanien)

Lebensraum



Laubfrosch auf einer typischen Sitzwarte in einem sonnenexponierten Brombeergebüsch (© Andreas Koch, xxl-Foto)

Der Europäische Laubfrosch ist ein Bewohner des Tief- und Hügellandes. Typische Laubfrosch-Biotope sind Heckenlandschaften mit Flachgewässern, flache Seen mit Schilfröhricht, flussbegleitende Auenlandschaften, überflutete Feuchtwiesen, lichte Auwälder, Abbaugebiete oder Sand-, Ton- und Kiesgruben.



Junger Laubfrosch (© Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Man unterscheidet die Teiljahreslebensräume Winterquartier, Ruf- und Laichgewässer und Hecken-/Staudensommerlebensraum. Beim Laubfrosch-Schutz muss beachtet werden, dass alle diese Teillebensräume, die sich im Abstand von mehreren 100 m voneinander befinden können, geeignet und ausreichend geschützt/gefördert sind.

Biologie und Lebensweise
Der Laubfrosch ist DER Sympathieträger der heimischen Amphibienwelt und DAS Aushängeschild für den Naturschutz schlechthin. Sein niedliches Aussehen (ohne "abschreckende" Warzen) entspricht dem Kindchenschema und sorgt für eine große Fangemeinde, die ihm im Volksmund auch viele Namen eingebracht haben, wie z. B. Laubkleber, Heckenfrosch, Hasselpoch, Baumkleber, Klebfrosch, Grünrock, oder Wetterprophet. Er ist der einzige Baumbewohner unter den Amphibien Europas, woher auch sein wissenschaftlicher Name Hyla arborea (Hyla = Wald und arborea = auf Bäumen lebend) stammt. Tagsüber halten sich Laubfrösche im Sommer und Herbst oft hoch über dem Boden (bis in 25 m Höhe!) auf Blättern (Name "Laubfrosch"!) oder Ästen sitzend auf.



Laubfrosch auf Brombeerblatt (© Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Von Reptilien (Eidechsen & Schlangen) ist man es gewöhnt, dass sich diese in der Sonne sitzend aufwärmen um auf "Betriebstemperatur" zu kommen. Reptilien sind allerdings auch durch ihre schuppige Haut vor dem Austrocknen geschützt. Amphibien besitzen demgegenüber eine feuchte Haut, die keinesfalls austrocknen darf. Und doch sieht man den Laubfrosch stundenlang in der Sonne sitzen. Er presst sich dabei stark an den jeweiligen Untergrund an und verkleinert durch das Einnehmen einer halbkugeligen Körperhaltung seine transpirierende Körperoberfläche. Die hellgrüne Körperfärbung reflektiert zusätzlich einen Teil der Strahlung, so dass sich das Tier nicht zu sehr erhitzt oder übermäßig Wasser verliert.



Laubfrosch auf Froschlöffel (© Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Diese Anpassung ermöglicht es ihm sich über einen längeren Zeitraum in den besten Insektenjagdgründen aufzuhalten. Jeder Insektenfreund weiß, dass sich auf einer in der Sonne liegenden blühenden oder fruchtenden Brombeerhecke ein äußerst reges Insektenleben abspielt. Mit Hilfe seiner Schleuderzunge und/oder einem gezielten Sprung kann der Laubfrosch an seinem sonnigen "Sitzort" reichhaltige Beute machen. Tagsüber können sich Laubfrösche im Sommer und Herbst hoch über dem Boden auf Blättern oder Ästen sitzend aufhalten. Ihre ausgezeichneten Kletterqualitäten hängen mit ihren mit Saugnäpfen üppig ausgestatteten Finger- und Zehenspitzen zusammen.Jede Haftscheibe besteht aus etwa 13.000 bis 19.000 winzigen Saugnäpfen. Laubfrösche sind sogar in der Lage senkrechte Glaswände zu erklettern, wobei dann der Bauch als zusätzliche Haftscheibe genutzt wird.



Laubfrosch im Brombeerdickicht (© Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Die Balz findet von Anfang/Ende April bis Juni statt. IKEMEYER & KOSANETZKY (1998) haben für den Kreis Borken festgestellt, dass es fast doppelt so viele Männchen wie Weibchen (ca. 700 Männchen/400 Weibchen) gibt. Von einer stabilen Population (incl. vernetzter Teilpopulationen) kann ab einer Rufergemeinschaft von etwa 100 Männchen ausgegangen werden.
Die Weibchen werden von den Männchen in der Achselgegend umklammert und legen ihre Laichballen in sonnigen und pflanzenreichen Flachwasserzonen von Gewässern direkt an den Wasserpflanzen ab. Nach der Laichablage werden die Eier vom Männchen besamt. Dieser Vorgang findet nachts statt. Nach 8-15 Tagen schlüpfen die Larven, die dann wiederum je nach Wassertemperatur 50-70 Tage für ihre Entwicklung benötigen. Ab Ende Juni/Juli gehen die jungen Laubfrösche nach erfolgter Umwandlung (Metamorphose) an Land.

   

   

   

Der erste Landgang eines Laubfrosch (© Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos per Fotoklick)

Ab dann folgen sie ihren Eltern, die längst die Laichgewässer verlassen haben und halten sich im Umfeld ihrer Geburtsgewässer in der Hochstaudenflur auf. Im Spätherbst ziehen sie sich in ein frostfreies Winterquartier (z. B. Erdhöhle, Gesteinsspalte, Kompost-/Laubhaufen) zurück, in dem sie überwintern und Winterruhe halten. Sie überleben dabei auch sehr starke Abkühlungen - gemessen wurden in diesem Zusammenhang Hauttemperaturen von -4 °C (!).



Video von einem jungen Laubfrosch (© Reinhard Weidlich, www.feuersalamander-dvd.de
- die Ladezeit des Films dauert je nach Interverbindung einige Sekunden!)

Laubfrösche unternehmen Wanderungen im Radius von bis zu 4 km rund um ihr Geburtsgewässer. In diesem Zusammenhang spielen bandförmige Biotoptypen (Hecken, Waldränder, Gräben) eine wichtige Rolle. Dabei kann es auch zur Neubesiedlung geeigneter Standorte und zum genetischen Austausch mit Nachbarpopulationen kommen. Dieser Austausch kann auch im Kaulquappen-Stadium stattfinden, wenn diese aufgrund von Überschwemmungen verdriftet werden.



Laubfrosch (© Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

An ihren Laichgewässern kommen Laubfrösche in der Regel gemeinsam mit anderen Amphibienarten vor. GLAW & GEIGER (1991) beschreiben für den Nordrhein eine auffällige Übereinstimmung mit den Vorkommen der Knoblauchkröte. Die Kaulquappen beider Amphibienarten besitzen vergleichbare Habitatansprüche und beide Arten sind im Flachland im Einzugsbereich größerer Flüsse (Rhein, Sieg, Lippe) zu finden.

Laubfrösche werden in der Natur nicht viel älter als 5 Jahre (in Gefangenschaft bis zu 15 Jahre). Es gibt Untersuchungen darüber, dass 70% der Laubfrösche bereits in ihrem ersten Jahr sterben. Wenn es dann aufgrund von Trockenheit in einem oder zwei aufeinanderfolgenden Jahren innerhalb einer Population zu keinem Reproduktionserfolg kommt kann eine Population total zusammenbrechen (TESTER, 1990). Sie vertrauen auf ihre Tarnung und man kann sich ihnen bis auf kurze Distanz nähern ohne eine Flucht auszulösen.



Demonstration der geringen Fluchtdistanz beim Laubfrosch (© Andreas Koch, xxl-Foto)

Zu den natürlichen Feinden der Laubfrösche zählen im Kaulquappenstadium u. a. Fische, Wasserkäfer, Wasserwanzen und Libellenlarven und als erwachsene Frösche die Ringelnatter, Vögel (u. a. Graureiher, Neuntöter) und Marderarten.

Nahrung
Ausgewachsene Frösche: Insekten (Fliegen, Mücken, Käfer, Wanzen, Zikaden), Nackt- und Gehäuseschnecken, Spinnen, Würmer

Kaulquappen: Algen, Mückenlarven, Kleinkrebse, Amphibien-Laich

Verbreitung in D/Welt
englischer Name: (European) Tree Frog

Der Europäische Laubfrosch ist im Norden von Südschweden und Dänemark über weite Teile West-, Südwest- und Mitteleuropas bis in den Südosten (Balkan, Griechenland) und Osten Europas (westliches Russland, Ukraine) verbreitet. In Deutschland wird der Laubfrosch in der Roten Liste der bedrohten Tierarten aus dem Jahre 2008 in der Kategorie 3 = "gefährdet" geführt. Er wird in den Landeslisten der Bundesländer mit einem Gefährdungsgrad von 1 ("vom Aussterben bedroht") - 3 ("gefährdet") eingestuft.

Verbreitung in NRW
In NRW wird der Laubfrosch in der Landesliste der Roten Liste der bedrohten Tierarten in der Kategorie 2 = "stark gefährdet" geführt. In der Westhälfte NRW's und in den Mittelgebirgslagen von Eifel, Bergischem Land und Sauerland fehlt der Laubfrosch weitgehend.



Laubfrosch auf Brombeere (© Winfried Rusch, 17.08.2011, xxl-Foto)

In der Westfälischen Bucht sind die Bestandszahlen weniger besorgniserregend. Hier haben umfangreiche Naturschutzmaßnahmen unter der Maxime "Der Laubfrosch - ein König sucht sein Reich" Erfolge gebracht und die dortigen Bestandszahlen erholen sich zur Zeit wieder ein wenig. In den Tieflandbereichen Westfalens und des Rheinlandes (unterhalb von 100 m NN) und in der Westfälischen Bucht und den südlich angrenzenden Gebieten sind aktuell die individuenreichsten Vorkommen des Laubfroschs angesiedelt. Die für den Laubfrosch in NRW angegebene Rote-Liste-Gefährdungsstufe "stark gefährdet" kann wohl zumindest für den Naturraum Westfälische Bucht auf "gefährdet" zurückgestuft werden.

Die Verbreitungskarte des Laubfroschs bei der Herpetofauna NRW zeigt die bisherigen Fundpunkte dieser Art in NRW.

Einige Gründe für die bedrohliche Entwicklung der Laubfroschbestände sind u. a. die Zerstörung geeigneter Lebensräume, Monokulturen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten, Umwandlung von Grün- in Ackerland, die Abschaffung von Teichtränken auf Weiden zu Gunsten von mechanischen Tränken (Nippeltränken, Badewannen), Flussbegradigung und Verhinderung natürlicher Auendynamik, Eutrophierung von Gewässern durch Gülle- oder Düngereinträge, Einsatz von Pestiziden, Absenkung des Grundwasserspiegels, künstlicher Fischbestz, Bebauung von Ödland oder die Isolation von Populationen durch Autostraßen (Straßentod).
Wenn man Laubfröschen mit Hilfe von Naturschutz- und Hilfsmaßnahmen nachhaltig "unter die Arme greifen" möchte, muss man bedenken, dass sowohl die Laichgebiete als auch die Umgebung der Gewässer (Sommerlebensraum) einschließlich der meist bandförmigen Biotopstrukturen, die als Wanderverbindungen zu benachbarten Populationen genutzt werden, geschützt werden müssen! Von Naturschützern und Entscheidern wird somit großräumiges Denken verlangt!



Laubfrosch (© Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Angenommen man hätte das nötige Kleingeld, einige kräftige gut gelaunte Naturschützer und eine geeignete Fläche zur Verfügung könnte man sich an die Planung des optimalen Laubfroschtümpels begeben. Das Gewässer sollte 100-500 m² groß sein, in der Sonne liegen, an der tiefsten Stelle etwa 80 cm tief sein (damit das Gewässer nicht vollständig austrocknen kann) und über ausgedehnte Flachwasserzonen möglichst mit Wasserpflanzen verfügen. Im Gewässerumfeld könnte man dann noch die eine oder andere Hecke, u. a. mit Brombeeren anlegen, die Entstehung blüten-/insektenreicher Hochstaudenfluren fördern und mit ein wenig Glück wird das Biotop, sofern es in der Nähe bereits Laubfroschpopulationen gibt, von Laubfröschen besiedelt werden. Selbstverständlich dürfen in das Gewässer keine Fische eingesetzt werden und nachwachsende Bäume in direkter Gewässernähe müssten beseitigt bzw. beschnitten werden (eine natürliche Sukzession muss in diesem Fall verhindert werden - vergleichbar den Heidelandschaften die ohne Zutun des Menschen schnell wieder zu Wäldern werden würden). Auf diese Weise könnte man in der Nähe (3 bis 4 km) bereits existierender Populationen ein neues Laubfroschbiotop erschaffen und evtl. isolierten Populationen wieder einen Kontakt und damit den wichtigen genetischen Austausch ermöglichen (Entwicklung eines Vernetzungs-/Trittsteinkonzepts siehe auch GEIGER et al, 2000).



Verborgen im Gebüsch: Gut getarnter Laubfrosch (© Andreas Koch)

Es wird in Naturschützerkreisen durchaus kritisch gesehen gebietsfremde Tiere "anzusalben" (abgesehen davon, dass es auch gesetzlich verboten ist!). Dem Naturschutz ist nicht damit gedient Tiere völlig isoliert von weiteren Populationen in Gegenden anzusiedeln in denen sie evtl. noch nie vorgekommen sind. Laubfrösche am eigenen Gartenteich anzusiedeln ist ebenfalls praktisch aussichtslos und sollte in jedem Fall unterbleiben! In MEIER, GLADER & AVERKAMP (2000) wird sehr ausführlich beschrieben, wie man vernünftiger Weise bei einer Wiederansiedlung des Laubfroschs vorgehen sollte.
Bevor man heutzutage Amphibien von A nach B trägt sollte man sich zudem eingehend mit der Problematik "Chytridpilz" auseinandersetzen, wenn man nicht ungewollt zur Verbreitung dieses "Amphibienkillers" beitragen möchte. Eine natürliche Besiedlung aus angrenzenden Biotopen ohne jeglichen Eingriff des Menschen ist eindeutig die zu bevorzugende Methode gegenüber der Umsiedelung von Individuen verschiedenster Entwicklungsstadien. Aus eigener Anschauung kann ich bestätigen, dass es sehr spannend ist anhand eines Gartenteiches zu beobachten, wie dort nach und nach eine vielfältige Tierwelt (wenn auch natürlich keine Laubfrösche...) Einzug hält.
Der Unterstützung/Förderung noch vorhandener Populationen sollte immer Vorrang gegenüber einer Neuansiedlung eingeräumt werden!

Benutzte Literatur
ARNOLD, E. N. & J. A. BURTON (1978): Pareys Reptilien- und Amphibienführer Europas. Verlag Paul Parey, Berlin. 270 S.

DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HERPETOLOGIE UND TERRARIENKUNDE E. V. (DGHT) (HRSG.) (2008): Der Laubfrosch - Froschlurch des Jahres 2008. Aktionsbroschüre. 32 S.

DIESENER, G. & J. REICHHOLF (1986): Lurche und Kriechtiere - Mosaik Verlag GmbH, München. 287 S.

GEIGER, A.; M. STEVEN; D. GLANDT; A. KRONSHAGE & M. SCHWARTZE (2000): Laubfroschschutz im Münsterland. Das Kooperationsprojekt "Ein König sucht sein Reich" im Artenschutzprogramm NRW. IN: LÖBF-Mittelungen 4/2000; Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten NRW (LÖBF); S. 16-34

GLANDT, D. (2004): Der Laubfrosch - ein König sucht sein Reich. Beiheft der Zeitschrift für Feldherpetologie 8, Laurenti-Verlag, Bielefeld. 128 S.

GLANDT, D. (2008): Heimische Amphibien. Bestimmen - Beobachten - Schützen. AULA-Verlag, Wiebelsheim. 178 S.

GLANDT, D. (2010): Taschenlexikon der Amphibien und Reptilien Europas. Alle Arten von den Kanarischen Inseln bis zum Ural. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim. 633 S.

GLAW, F. & A. GEIGER (1991): Ist der Laubfrosch im nördlichen Rheinland noch zu retten? IN: LÖLF-Mitteilungen 1/1991; Landesanstalt für Ökologie, Landschaftsentwicklung und Forstplanung Nordrhein-Westfalen; S. 39-44

IKEMEYER, D. & C. KOSANETZKY (1998): Laubfroschvorkommen im Nordkreis Borken. Sicherung von Laubfroschvorkommen (Hyla arborea L.) durch Flächenkauf und Biotopmanagement. IN: LÖBF-Mitteilungen 3/1998; Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten/Landesamt für Agrarordnung Nordrhein-Westfalen; S. 90-94

JEDICKE, E. (1992): Die Amphibien Hessens - Ulmer, Stuttgart. 152 S.

KWET, A. (2010): Reptilien und Amphibien Europas - 190 Arten mit Verbreitungskarten. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 253 S.

LANTERMANN, Y. & W. (2010): Kröten, Echsen, Salamander - Amphibien und Reptilien beobachten und schützen. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart; 96 S.

MEIER, E.; H. GLADER & R. AVERKAMP (2000): Erfolgreiche Wiederansiedlung des Laubfrosches. IN: LÖBF-Mittelungen 4/2000; Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten NRW (LÖBF); S. 35-46

MEYER, A.; S. ZUMBACH; B. SCHMIDT & J.-C. MONNEY (2009): Auf Schlangenspuren und Krötenpfaden. Amphibien und Reptilien der Schweiz. Haupt Verlag, Bern. 336 S.

TESTER, U. (1990): Artenschützerisch relevante Aspekte zur Ökologie des Laubfroschs. - Inauguraldissertation, Uni Basel, 291 S.


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Weitere Informationen zu Amphibien und speziell Laubfröschen im Internet

lanuv.nrw.de: Laubfrosch

herpetofauna-nrw.de: Laubfrosch

herpetofauna.at: Laubfrosch

nabu-eutin.de: Laubfrosch


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