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Geburtshelferkröte, "Glockenfrosch", Fesslerkröte, Steinklimper
Alytes obstetricans (LAURENTI, 1768)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 04.03.2015


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Lurche (Amphibien)
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Familie: Geburtshelferkröten (Alytidae)

Fotos (© Achim Schumacher (1), Frank Herhaus (2),
Andreas Koch, (3-6))

Düren (1), Nümbrecht (Oberbergischer Kreis, 2),
Stolberg (Nähe Aachen, 3-6)


(xxl-Foto)
03.07.2010

(xxl-Foto)
29.06.2006

(xxl-Foto)
18.08.2010
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
18.08.2010

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18.08.2010

(xxl-Foto)
18.08.2010
Besondere Merkmale
Bestimmungsmerkmale: senkrechte spaltförmige Pupille; Iris goldfarben und mit feinen schwarzen Adern durchzogen; hinter dem Auge kleine Ohrdrüse; deutliches Trommelfell; Oberseite mit vielen kleinen Warzen; Seiten mit 2 Reihen vergrößerter Warzen (oft mit orange-rötlicher Spitze); Handballen mit 3 etwa gleichgroßen Höckern; weißlicher Bauch; kleine und plumpe Kröte mit variabler Grundfärbung: (blau-)grau, oliv oder braun/lehmfarben mit einigen dunkleren, oft grünlichen Flecken; die Männchen besitzen keine Schallblasen

Rufe: Alle 1-3 Sekunden wird ein flötenreiner Pfeifton (ähnelt einem Glasglöckchenton > "Glockenfrosch") ausgestoßen. Die einzige heimische Froschlurchart, bei der auch die Weibchen rufen können! Mittels Pfeifen kann man auch als Mensch Geburtshelferkröten zum Rufen animieren. Die Rufe können mit dem Ruf der Gelbbauchunke verwechseln, die jedoch tiefer, länger und in häufigerer Folge ruft. Das Maximum der Rufaktivität liegt in den Monaten Mai/Juni.

Männchen: Ausschließlich Männchen eiertragend! Äußerlich sind Männchen und Weibchen ansonsten kaum zu unterscheiden.

Weibchen: Während der Fortpflanzungszeit an den gelblichen durch die Bauchhaut durchscheinenden Eiern zu erkennen. Im Durchschnitt etwas größer als die Männchen (ca. 4 mm).

Körperlänge: 3,5-5 cm

Eier/Laich: pro Weibchen werden 2-4 Laichschnüre mit jeweils 20-80 Eiern abgegeben, Eigröße: 3,5-4 mm große helle Eier ohne erkennbare Gallerthülle



Eier der Geburtshelferkröte (Foto: © Frank Herhaus, 29.06.2006, xxl-Foto)

Kaulquappen: vom Männchen gerade abgesetze Larven haben eine Länge von 1,2-1,9 cm; ältere Larven mit grobgefleckten Schwanzsäumen und unterseits mit hellem in der Körpermitte verlaufendem Muskelband; bis zu 7 cm groß (überwinternde Kaulquappen können sogar bis zu 9 cm (!) groß werden); das Atemloch befindet sich auf der Bauchmitte etwas zur Vorderseite des Körpers hin gelegen

Jungtiere: frisch entwickelte (= metamorphosierte) Jungtiere haben eine Größe von 1,5-2,9 cm.


Ähnliche Arten:

Erdkröte (Bufo bufo): deutlich größer; waagerechte Pupille

Gelbbauchunke (Bombina variegata): herzförmige Pupille; Bauch auffällig gelb-grau gemustert

Knoblauchkröte (Pelobates fuscus): ebenfalls mit senkrechter Pupille aber mit großen unregelmäßigen dunklen Flecken auf hellem Untergrund


Einige heimische Krötenarten im Vergleich (Ein Klick führt zum jeweiligen Artenprofil!):


Geburtshelferkröte
(Alytes obstetricans)


Erdkröte
(Bufo bufo)


Kreuzkröte
(Bufo calamita)


Wechselkröte
(Bufo viridis)


Lebensraum
Strukturreiche, sonnenexponierte und vegetationsarme Gebiete in der Nähe von fischarmen Weihern, Teichen, Fahrrinnen, Trockenmauern, Steinbrüchen, Sand-, Kies- und Tongruben und Industriebrachen werden als Biotop bevorzugt. Larven von Geburtshelferkröten sind jedoch auch in gemauerten Gewässern (z. B. Brunnen, Wasservorratsbehälter) zu finden.
Weil die Geburtshelferkröte im Oberbergischen hauptsächlich in Steinbrüchen vorkommt, hat sie im Zusammenhang mit ihrem Glockenruf in dieser Region den Beinamen "Steinklimper" erhalten.

Biologie und Lebensweise
Geburtshelferkröten sind dämmerungs- und nachtaktiv und verstecken sich tagsüber in Spalten, oder unter Steinen. Sie können auch mit den Vorderbeinen eigene Löcher graben. Die aktive Zeit dieser Krötenart erstreckt sich von Februar bis November.



Paarung der Geburtshelferkröten (Foto: © Achim Schumacher, 16.07.2010, xxl-Foto)

Die Paarung findet für Amphibien eher ungewöhnlich an Land statt. Das Männchen umklammert dabei das Weibchen, während dieses ihre Eier an das Männchen übergibt. Die männlichen Alytes obstetricans (Alytos = gefesselt; obstetricans = bei der Geburt helfend) betreiben Brutpflege und tragen die Eier auf dem Rücken bzw. an den Hinterbeinen mit sich herum. Sie wickeln die beiden Laichschnüre (jeweils 20-80 Eier) des Weibchens mehrfach um ihren Körper (> "Fesslerkröte") und besamen sie auch bei diesem Vorgang. Jedes Männchen kann Eier mehrerer Weibchen sammeln, bevor es sich für 21-42 (!) Tage in ein feuchtwarmes Versteck zurückzieht.

  
  
  

Männliche Geburtshelferkröte mit Eiern (Fotos: © Axel Steiner, Stolberg, 19.05.2012, xxl-Fotos per Bildklick)

Die Eier werden in dieser Zeit regelmäßig an Pfützen und Wasserstellen befeuchtet, während sich aus den Eiern die Larven entwickeln. Ist dieser Entwicklungsschritt abgeschlossen begibt sich das Männchen in ein geeignetes Gewässer und die Larven schlüpfen und schwimmen davon. Mit Hilfe dieser Strategie überleben die Larven den gefährlichsten Abschnitt ihres Lebens geschützt vom Männchen an Land.

Dieser Ablauf kann sich bei Geburtshelferkröten bis zu dreimal pro Jahr wiederholen. Dies ist auch der Grund dafür, dass sich Larven unterschiedlichster Größen in dem selben Gewässer befinden können. Späte Larven können sogar im Gewässer überwintern und erst im darauffolgenden Frühsommer an Land gehen.
Mit 2-3 Jahren sind die Tiere geschlechtsreif. Sie können über 8 Jahre alt werden.

Die natürlichen Feinden der:
- adulten Kröten: Ringelnatter, Waldkauz, Schleiereule
- Larven: Fische, Molche, Gelbrandkäfer, Großlibellenlarven

Nahrung
Zum vielfältigen Nahrungsspektrum gehören Ameisen, Heuschrecken, Käfer, Wanzen, Schmetterlingsraupen, Regenwürmer, Nacktschnecken, Spinnen und Tausendfüßer.

Verbreitung in D/Welt
Im westlichen Europa, im Süden bis zu den Alpen und Iberien (& Marokko) und ostwärts bis zur Schweiz und Mitteldeutschland verbreitet. Alytes obstetricans fehlt in Österreich.
Nach der Roten Liste der bedrohten Amphibienarten (2008) gilt die Art in Deutschland als gefährdet (= RL 3).

Verbreitung in NRW
Von einer gezielten Suche nach Amphibien mittels Umdrehen von Steinen sollte man absehen, da hierbei zu leicht Tiere zerquetscht werden können!

Geburtshelferkröten sind u. a. durch den Verlust ihrer Fortpflanzungsgewässer und Vernichtung strukturreicher Landlebensräume bedroht. Eine Gefahr besteht auch in dem Zuwachsen aufgegebener Steinbrüche oder in überhöhten Fischbesatzmaßnahmen in geeigneten Gewässern. Eventuell spielt aber auch die Pilzkrankheit Chytridiomykose eine Rolle. Eine Neubesiedelung geeigneter Gewässer fällt der Geburtshelferkröte nicht ganz leicht, da die Tierchen keine großen Distanzen zurücklegen.
Sie ist in NRW im Berg- und Hügelland weit verbreitet, erreicht aber ihre Verbreitungsgrenze zur niederrheinischen Bucht und zum Münsterland hin. Schwerpunktmäßig kommt die Geburtshelferkröte in der Eifel, dem Süderbergland und im Weserbergland vor.

Die Verbreitungskarte der Geburtshelferkröte bei der Herpetofauna NRW zeigt die bisherigen Fundpunkte dieser Art in NRW.

Benutzte Literatur
ARNOLD, E. N. & J. A. BURTON (1978): Pareys Reptilien- und Amphibienführer Europas. Verlag Paul Parey, Berlin. 270 S.

DIESENER, G. & J. REICHHOLF (1986): Lurche und Kriechtiere - Mosaik Verlag GmbH, München. 287 S.

GLANDT, D. (2008): Heimische Amphibien. Bestimmen - Beobachten - Schützen. AULA-Verlag, Wiebelsheim. 178 S.

GLANDT, D. (2010): Taschenlexikon der Amphibien und Reptilien Europas. Alle Arten von den Kanarischen Inseln bis zum Ural. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim. 633 S.

JEDICKE, E. (1992): Die Amphibien Hessens - Ulmer, Stuttgart. 152 S.

KORDGES, T. (2003): pdf-Skript: Zur Biologie der Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) in Kalksteinbrüchen des Niederbergischen Landes (Nordrhein-Westfalen). Zeitschrift für Feldherpetologie 10: 1-24

KWET, A. (2010): Reptilien und Amphibien Europas - 190 Arten mit Verbreitungskarten. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 253 S.

LANTERMANN, Y. & W. (2010): Kröten, Echsen, Salamander. Amphibien und Reptilien beobachten und schützen. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 96 S.

MEYER, A.; S. ZUMBACH; B. SCHMIDT & J.-C. MONNEY (2009): Auf Schlangenspuren und Krötenpfaden. Amphibien und Reptilien der Schweiz. Haupt Verlag, Bern.336 S.

SCHLUEPMANN, M.; A. GEIGER & C. WILLIGALLA (2006): Areal, Höhenverbreitung und Habitatanbindung ausgewählter Amphibien- und Reptilienarten in Nordrhein-Westfalen. Zeitschrift für Feldherpetologie, Supplement 10: 127-164; Laurenti-Verlag, Bielefeld


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Weitere Informationen zu Kriechtieren (Amphibien und Reptilien) im Internet

NABU Amphibien- und Reptilienschutz

Herpetofauna NRW: Geburtshelferkröte


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